Erste Hilfe für die Seele

, Kreisdekanat Warendorf

Balsam für die Seele: So empfindet Magdalena Kofoth die Umarmung des Mädchens, das wenige Stunden zuvor seinen Vater verloren hat. Ganz plötzlich war er zu Hause gestorben. Magdalena Kofoth wurde als Notfallseelsorgerin hinzugerufen, hat sich mehrere Stunden um die Jugendliche gekümmert. „Man bekommt viel zurück“, sagt die 54-jährige Freckenhorsterin. Der größte Moment sei, wenn die Person wieder die Kontrolle über ihr Leben übernimmt. „Das zeigt sich schon, wenn mir ein Glas Wasser angeboten wird oder wenn zum ersten Mal in der Vergangenheitsform über die verstorbene Person gesprochen wird“, sagt Magdalena Kofoth.

Seit gut einem Jahr gehört sie zum Team der Notfallseelsorge im Kreis Warendorf. Allein in diesem Jahr hat sie bisher 17 Einsätze übernommen. Todesfälle im häuslichen Bereich, nach einem Unfall oder einem Suizid, gehörten dazu. Und auch Todesnachrichten musste sie schon überbringen. Ehemann und Diakon Martin Kofoth ist bereits seit sieben Jahren Notfallseelsorger. Gemeinsam mit 34 weiteren Personen, davon die Hälfte Ehrenamtliche, decken sie die ökumenische Notfallseelsorge im Kreis Warendorf ab. 

„Es dürften mehr sein, der Bedarf ist da“, weiß Pfarrerin Alexandra Hippchen, Koordinatorin für die Notfallseelsorge im Münsterland. Gemeinsam mit Michael Spanke, Geschäftsführer des katholischen Kreisdekanats Warendorf, organisiert sie das System und die Einsätze, von denen es im vergangenen Jahr 115 gab. „Wir setzen immer mehr auf Ehrenamtliche, die von uns gut ausgebildet werden“, erklärt Hippchen. Aus- und Fortbildung werde in der Notfallseelsorge im Kreis Warendorf großgeschrieben. „Nur so können die Notfallseelsorger Betroffene wirklich unterstützen und auch selbst vor belastenden Situationen ausreichend geschützt werden“, weiß die Pfarrerin. 

Martin Kofoth hat schon viel Erfahrung in dem Bereich: „Wir leisten Erste Hilfe für die Seele“, erklärt er. Betroffenen und Angehörigen in den ersten Stunden nach einem Notfall beistehen, Angehörige bei der Identifizierung von Toten begleiten und an der Seite der Polizei sein, wenn diese eine Todesnachricht überbringen muss – all das gehört zum Dienst dazu. „Es geht um Nähe und Präsenz, Worte sind in diesen Situationen besonders wichtig“, weiß er. Immer wieder gebe es auch Menschen, die nicht reden können. „Dann wird gemeinsam geschwiegen“, sagt Martin Kofoth. 

Das Ehepaar leistet sein Ehrenamt aus dem Glauben heraus, doch ob und woran ihr Gegenüber glaubt, spielt für die Freckenhorster keine Rolle. „Ich gehe mit dem lieben Gott in die Situation hinein, er sitzt bei mir auf der Schulter. Und wenn ich ihn überspringen lassen darf, ist es für mich ungleich einfacher. Wenn nicht, dann ist das auch in Ordnung“, sagt Magdalena Kofoth. 

Der neue Grundlagenkurs startet im Herbst und richtet sich an haupt- und nebenamtliche Seelsorgerinnen und Seelsorger sowie interessierte Menschen, die sich eine Mitarbeit im Team der Notfallseelsorge im Münsterland vorstellen können. Bestandteil des Kurses sind unter anderem die Einführung in die Technik der Gesprächsführung, Grundlagen der Psychotraumatologie, Umgang mit Kindern oder auch Worte und Rituale in der Notfallseelsorge. Neben der Teilnahme an fünf Fortbildungswochenenden, die zwischen Oktober 2019 und Februar 2020 in Münster stattfinden, sind ein Mindestalter von 25 Jahren, psychische Gesundheit, Fahrtüchtigkeit sowie die Bereitschaft, nach der Ausbildung mindestens ein Jahr lang als Notfallseelsorgerin und -seelsorger tätig zu sein, Voraussetzung für den späteren Einsatz. Die Ausbildung ist für die Teilnehmenden kostenlos.

Interessenten können sich wenden an Pfarrerin Alexandra Hippchen, Telefon 0251/54680 oder 0151/68811793; E-Mail: alexandra.hippchen@gmail.de oder an das Kreisdekanat Warendorf, Michael Spanke, Telefon 02581/924710; E-Mail: kd-warendorf@bistum-muenster.de.

Ann-Christin Ladermann

Das Team der Notfallseelsorge im Kreis Warendorf

Freuen sich über Interessierte, die in der Notfallseelsorge mitarbeiten möchten: (von links) Pfarrerin Alexandra Hippchen, Magdalena und Martin Kofoth und Michael Spanke.

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