Fachleute diskutieren über das digital gestützte Lernen

, Bistum Münster

Wenn das Bistum Münster zu den Münsterschen Gesprächen zur Pädagogik einlädt, ist das für Fachleute aus dem Bildungssektor seit 39 Jahren ein guter Grund, in die Akademie Franz Hitze Haus nach Münster zu kommen und über aktuelle Themen zu sprechen. Neben wissenschaftlichen Referaten werden an zwei Tagen aktuelle Ansätze aus der Praxis vorgestellt und diskutiert. Das Thema in diesem Jahr: „Das neue Normal? Digital gestütztes Lernen in Distanz und Präsenz.“ Coronabedingt konnten sich die rund 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer ausschließlich per Videokonferenz treffen.

Die Paderborner Professorin Birgit Eickelmann gehörte zu den Experten, die bei den 38- Münsterschen Gesprächen über digitales Lernen diskutierten.

Die Paderborner Professorin Birgit Eickelmann gehörte zu den Experten, die bei den 38- Münsterschen Gesprächen über digitales Lernen diskutierten.

© LVR-ZMB/Alexandra Kaschirina

Nach der Begrüßung durch Dr. William Middendorf, Leiter der Hauptabteilung Schule und Erziehung im Bischöflichen Generalvikariat (BGV), standen wissenschaftliche Vorträge mit anschließenden Diskussions- und Fragerunden auf dem Programm. Im ersten Vortrag machte Professor Manfred Pirner aus Erlangen, der über „Bildung in einer digitalen Welt“ referierte, deutlich: „Analoge und digitale Wirklichkeiten sollten nicht gegeneinander ausgespielt werden, sondern gerade auch durch ihre lebensweltlich bereits vielfach vorhandenen Vernetzungen und Wechselwirkungen pädagogisch-didaktisch erschlossen werden.“ Die Digitalisierung der Lebens- und Arbeitswelten sei so durchgreifend und umfassend, dass Bildung insgesamt neu gedacht und ausgerichtet werden müsse, erklärte Pirner.

Professorin Mandy Schiefner-Rohs (Kaiserslautern) behandelte die Frage, wie es um die digitale Kompetenz der Lehrkräfte bestellt ist. Zudem wurden Arbeitskreise eingerichtet, in denen unterschiedliche Themenbereiche weiter vertieft werden konnten. Die Online-Tagung sei, sagte Middendorf zum Ende der Gespräche, „ein Feldversuch“ gewesen – im parallel zur Konferenz geführten Chat kam binnen Sekunden die Antwort: „Ein sehr gelungener Feldversuch!“.

Wie schon in den vorhergehenden Diskussionen wurde auch in der Schlussrunde deutlich, welche Chancen, aber auch welche Herausforderungen die fortschreitende Digitalisierung mit sich bringt. Professorin Birgit Eickelmann aus Paderborn warnte vor einem Schubladendenken. „Expertenwissen zur Digitalisierung ist wichtig, aber wir dürfen nicht nur über dieses Thema reden, sondern auch über Werte und Normen, die damit verbunden sind. Schule funktioniert komplex und es bedarf einer Systemsteuerung durch die jeweilige Schulleitung.“ Digitalisierung müsse in allen Fachkonferenzen ein Thema sein und nicht nur das Spezialgebiet einiger weniger Mitglieder des Lehrerkollegiums.

Dr. Peter Jaklin, stellvertretender Direktor des Landesmedienzentrums Baden-Württemberg, warb bei den Lehrern dafür, den Schülerinnen und Schülern mehr zuzutrauen. Die vergangenen Monate hätten gezeigt, dass viele Schüler neue Stärken entwickelt haben. An das jeweilige Alter der Schüler angepasst, könnten analoge und digitale Medien in kleinen Schritten in das Schulleben integriert werden.

Nach dem Münsterschen Gespräch resümierte Dr. Stephan Chmielus, Leiter der Fachstelle Schulbegleitung im BGV: „Die Frage nach angemessener Bildung für eine digitalisierte Welt wird alle, die für schulische Erziehung Verantwortung tragen, auch in Zukunft beschäftigen. Auf Online-Plattformen, die für die 38. Münsterschen Gespräche zur Pädagogik eingerichtet wurden, sind die Teilnehmenden eingeladen, sich auch weiterhin über die Digitalisierung auszutauschen.“

Christian Breuer