© Jürgen Flatken

Fachtagung stellt interreligiöse Erziehung in den Fokus

, Bistum Münster

„Wir können in unserer Kita nicht die Konflikte dieser Welt lösen, aber wir können vorleben, dass ein friedvolles Zusammenleben möglich ist“, hat es Nilgün Filiz, Leiterin der muslimischen Kita „Amana“ in Köln, im Laufe der zehnten Fachtagung des Aktionsprogramms „Kita – Lebensort des Glaubens“, die in der Münsteraner Akademie Franz Hitze Haus (FHH) durchgeführt wurde, auf den Punkt gebracht.

„Das Muslimische steht bei uns gar nicht so sehr im Fokus, sondern eher der interreligiöse Dialog“, berichtete Filiz den 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Veranstaltung „Mein Gott, dein Gott, kein Gott – Interreligiöse und interkulturelle Bildung in der Kita“ zum Thema Vielfalt und dem Umgang damit.  Dabei stand im Mittelpunkt, wie das Miteinander der Religionen gelingen kann und wo es dabei auch an Grenzen stößt.

Dass das Miteinander der Religionen gelingen müsse, stand für Religionspädagoge Professor em. Albert Biesinger außer Frage. Daher sei die interreligiöse Bildung in den Kitas von „gesellschaftlicher Relevanz. Als Prophylaxe sozusagen.“ Der Dialog zwischen den Religionen sei eine große Herausforderung“, gab Biesinger zu. Man müsse im eigenen Glauben verankert sein, um diesen weitergeben zu können. Es müssten Kommunikationsräume geschaffen werden, um Vorurteilen vorzubeugen, man müsse sich kennenlernen. „Dafür braucht es eine interreligiöse Erziehung in den Kitas.“ Das gilt auch für das Bistum Münster, denn „auch bei uns besuchen Kinder unterschiedlicher Religionen und Kulturen die katholischen Kitas“, ergänzte Sebastian Mohr, Begleiter des Aktionsprogramms und FHH-Dozent.

Dr. Timm Albers, Professor für inklusive Pädagogik an der Uni Paderborn, erklärte, dass „jedes Kind mit seiner individuellen Persönlichkeit willkommen ist“. Denn es sei der Anspruch des deutschen Bildungssystems, dass „kein Kind, kein Jugendlicher befürchten muss, ausgeschlossen zu werden“. Ein hoher Anspruch, angesichts der Realität in Politik und Gesellschaft: „Ich spiele nicht mit Arschlöchern“, habe ein dreijähriges Kind auf dem Spielplatz gesagt, als es aufgefordert wurde, auch mit Kindern anderen Nationalität zu spielen. Da stelle sich die Frage, wie das sein könne, wo doch Kinder eigentlich neugierig und unbefangen, gerade auch auf Kinder, die sie als anders als sich selbst wahrnehmen, zugehen? Kinder übernähmen das, was ihre Eltern ihnen vorleben. „Wir als Erwachsene können die Kinder positiv zu beeinflussen“, nahm er alle Beteiligten in die Pflicht und fügte abschließend hinzu: „Wir müssen das Muster ‚wir und die anderen‘ durchbrechen und uns mit unseren eigenen Perspektiven und Vorurteilen auseinandersetzen.“

Text und Bild: Bischöfliche Pressestelle/Jürgen Flatken

 

Bildzeile: Das Thema des Miteinanders der Religionen stand bei der Fachtagung
„Mein Gott, dein Gott, kein Gott – Interreligiöse und interkulturelle Bildung in der Kita“ des Aktionsprogramms „Kita – Lebensort des Glaubens“ im Fokus. Unser Bild zeigt (v.l.) Sebastian Mohr, Akademie Franz Hitze Haus und Begleitung des Kita-Aktionsprogramms, Fatma Özdemir, Erzieherin und Kulturmittlerin aus Münster, Dr. Timm Albers, Professor für inklusive Pädagogik Uni Paderborn, Angelica Hilsebein vom Referat Christen und Muslime, Bistum Münster, Professor em. Albert Biesinger, Religionspädagoge, Uni Tübingen, Nilgün Filiz, Sozialpädagogin und Leiterin Familienzentrum Kita Amana, Köln, Kathrin Wiggering, Referentin des Kita-Aktionsprogramms und Mitarbeiterin im Diözesancaritasverband, Mehrnaz Koch-Kondazi, IK-Trainerin, ESE e.V. Münster und Dr. Ursula Bertels, Ethnologin, ESE e.V. Münster.