Father Wilfred Agana besorgt über Lage in Ghana

, Stadtdekanat Münster

Seit einer Woche dürfen die Schulen in Ghana wieder öffnen. Monatelang mussten die Schülerinnen und Schüler wegen der Corona-Pandemie zu Hause bleiben, auch die der Senior High School des St. Charles Minor Seminary in Tamale. „Die Schüler des Abschlussjahrgangs dürfen jetzt wieder kommen, die anderen müssen bis zum nächsten Jahr warten“, erklärt Father Wilfred Agana, Leiter der Schule.

Father Wilfred Agana hat sieben Jahre lang in Münster gelebt.

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Sieben Jahre hat der Geistliche in Münster gelebt und an der Universität promoviert. Nach einigen Jahren als Kaplan in der Pfarrei Heilig Kreuz und als Subsidiar in der Pfarrei Liebfrauen-Überwasser kehrte er 2016 in seine Heimat zurück. Die Lage der Kirche in Westafrika in Zeiten der Corona-Pandemie rückt im Oktober besonders in den Mittelpunkt, begeht die katholische Kirche in diesen Wochen doch den „Monat der Weltmission“. Das Leitwort der Aktion ist „Selig, die Frieden stiften – Solidarisch für Frieden und Zusammenhalt“.

Theoretisch hätten die Schüler, die sonst die Woche über in der Schule leben, zu Hause Kurse im nationalen Fernsehen und im Internet verfolgen können. „Aber darauf konnten nur wenige zugreifen, weil die Mehrheit meiner Schüler aus armen Verhältnissen stammt und es außerdem in den ländlichen Gebieten oft keinen Internet- oder Fernsehempfang gibt“, schildert Father Wilfred. Auch wenn das Schulleben langsam wieder in Gang komme – es ist alles anders: „Sportliche, religiöse und kulturelle Aktivitäten: Alles ist verboten.“

Eine wichtige Rolle in der Zeit der Pandemie hatte die katholische Kirche inne, weiß der Schulleiter. „Die Verantwortlichen haben immer wieder an die Vernunft der Menschen appelliert, sich an die Maßnahmen zu halten“, blickt Father Wilfred zurück. Auch die Bischofskonferenz in Ghana habe dazu in Hirtenbriefen aufgerufen. Einzelne Diözesen und Pfarreien hätten die Initiative ergriffen und auf unterschiedliche Art und Weise geholfen. „Einige haben zum Beispiel die Caritas unterstützt und Bedürftige mit Lebensmitteln, medizinischer und psychologischer Hilfe unterstützt.“ Finanzielle Hilfe kam auch von Papst Franziskus, der einen Corona-Hilfsfonds eingerichtet hat.

„Frieden und Zusammenhalt“, wie es im Leitwort zum Monat der Weltmission heißt, könne das Land gebrauchen, weiß Father Wilfred, der mit Sorge auf die zunehmende Gewalt in den umliegenden Ländern blickt. „Es sind nicht nur unsere engsten Nachbarn, sie haben auch ihre Bürger in Ghana und wir haben Ghanaer, die in diesen westafrikanischen Ländern leben. Die Konflikte sind also sehr nahe an Ghana.“ Weil das Land aus einer multikulturellen und multireligiösen Gesellschaft bestehe, sei dies ein „fruchtbarer Boden für Spaltung und Konflikt“, sagt Agana. „Gott sei Dank haben die von der Kirche angeführten interreligiösen und ökumenischen Dialoge im Laufe der Jahre das Miteinander zwischen den verschiedenen Religionen in Ghana gefördert.“

Doch die hohe Arbeitslosenquote und die soziale Unzufriedenheit nehme in Ghana zu, beobachtet Father Wilfred. „Das kann eine Schwäche sein, die islamische Terrorgruppen ausnutzen könnten“, sorgt er sich. Obwohl die Politik dies bestreitet, werde die Sicherheit im Land brüchiger. „Viele Ghanaer vertrauen weniger auf das nationale Sicherheitssystem, um sich zu schützen, stattdessen nimmt der Besitz und der Einsatz von persönlichen Waffen zu.“ Einen echten Versöhnungsprozess, da ist sich der frühere münstersche Geistliche sicher, könne es nur geben, wenn die Völker der verschiedenen Gruppen, Stämme und Religionen fair und gerecht miteinander umgehen. „Außerdem braucht es eine gute Ausbildung für die Jugend und ein gutes wirtschaftliches Umfeld“, betont Father Wilfred.

Höhepunkt der vom Hilfswerk missio organisierten Spendenaktion ist der Weltmissionssonntag am 25. Oktober mit Spendensammlungen und Kollekten in den Gottesdiensten. Die Einnahmen fließen in einen Solidaritätsfonds, aus dem die Arbeit der Kirche in den ärmsten Regionen der Welt mitfinanziert wird. 

Ann-Christin Ladermann

Jetzt leitet Father Wilfred Agana die Senior High School des St. Charles Minor Seminary im ghanaischen Tamale.

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