© Bistum Münster

Filme ermöglichen Begegnungen mit unausweichlichen Themen

, Kreisdekanat Recklinghausen

Das Kirchliche Filmfestival in Recklinghausen ist eröffnet. Im Cineworld Recklinghausen begrüßten am Mittwochabend (14.3.) die künstlerischen Leiter Michael M. Kleinschmidt und Horst Walther vom Institut für Kino und Filmkultur (IKF) die Zuschauer mit einigen Superlativen. „Unser Filmfestival ist nicht nur das einzige kirchliche in Deutschland, es ist sogar das einzige ökumenische Filmfestival der Welt. Außerdem haben wir erstmals einen Regisseur zu Gast, der für einen Oskar nominiert war“, sagte Kleinschmidt nicht ohne Stolz.

Die Organisatoren beim Gruppenbild.

Der Arbeitskreis Kirche&Kino begrüßte zur Eröffnung den Schweizer Regisseur Markus Imhoof (3. von links),  den emeritierten Weihbischof Dieter Geerlings (5. von links) und Superintendentin Katrin Göckenjan (3. von rechts).

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Doch bevor der beeindruckende Eröffnungsfilm „Eldorado“ des Schweizer Regisseurs Markus Imhoof gezeigt wurde, würdigten Katrin Gökenjan, Superintendentin des Kirchenkreises Recklinghausen, der emeritierte Weihbischof Dieter Geerlings und Bürgermeister Christoph Tesche die Bedeutung des Festivals und das Engagement der Veranstalter. Zum neunten Mal haben die Mitglieder des Arbeitskreises Kirche&Kino ein anspruchsvolles Programm für die kommenden Tage zusammengestellt.

Gökenjan dankte den Filmschaffenden, „dass Sie mit ihren Filmen eine Botschaft in unser Leben und unsere Wirklichkeit bringen und auf diesem Weg eine Brücke zwischen den Menschen bauen“. Auch Geerlings verwies darauf, dass Filme die Begegnung mit wichtigen, oft unausweichlichen Themen und Problemstellungen der Gegenwart ermöglichten – und das nicht abstrakt, sondern anhand konkreter Geschichten, Schicksale und Gesichter. Als Sahnehäubchen bezeichnete er zudem die Möglichkeit, mit den kreativen Köpfen der Filme, ins Gespräch zu kommen. „Lassen Sie sich bereichern und lassen Sie sich von den vielfältigen Film-Impulsen zur Mitmenschlichkeit, zur Hoffnung gegen viele Widerstände und zu Solidarität anstecken. Fühlen Sie sich mitverantwortlich für die Gestaltung einer menschenwürdigen Welt“, rief er die Zuschauer auf.

Direkt der erste Film des Festivals ließ dazu genügend Möglichkeiten. In seinem Dokumentarfilm „Eldorado“ verbindet Regisseur Markus Imhoof zwei Ebenen miteinander. Auf der einen Seite begleitet er mit der Kamera die Operation „Mare Nostrum“ und den Weg der afrikanischen Flüchtlingen in Italien und der Schweiz. Er zeigt mehr als die nüchternen Nachrichtenbilder. Auf der anderen Seite verbindet er diese Geschichte mit seiner eigenen. Während des 2. Weltkrieges hatte seine Familie das italienische Flüchtlingskind Giovanna aus Italien für einige Wochen aufgenommen, um es aufzupäppeln. Sie war sechs Jahre älter als Imhoof. „Als sie das zweite Mal bei uns zu Besuch war, war ich acht und Giovanna 14 Jahre alt. Ein Jahr später ist sie gestorben“, berichtet der Filmemacher. 

Insgesamt fünf Jahre haben Imhoof und sein Team an dem Film gearbeitet, „der unsere weiße Perspektive einnimmt. Der Film zeigt, dass niemand die ganze Verantwortung für die Flüchtlinge übernimmt, sondern die ‚heiße Kartoffel‘ immer weitergegeben wird“, sagte der Regisseur im anschließenden Gespräch und fügte hinzu: „Es ist eine positive Geschichte, auch wenn sie traurig ausgeht. Aber sie ermöglicht eine Sicht durch eine andere Brille auf das Thema Flucht.“ Er freue sich, dass seine Botschaft bei den Menschen ankomme.

Michaela Kiepe