Filme haben die Macht, „den Glauben an die Welt“ zurückzugeben

, Bistum Münster, Kreisdekanat Recklinghausen

Trotz prallgefüllter Terminkalender während der Internationalen Filmfestspiele in Berlin ist der Ökumenische Empfang der Kirchen seit vielen Jahren eine feste Größe. Zwischen Filmsichtungen, Medienauftritten und Vertragsverhandlungen kreuzten sich so auch bei der diesjährigen 69. Auflage der Berlinale wieder die Wege der Verantwortlichen der kirchlichen Filmarbeit und ihrer internationalen Partner in der Katholischen Akademie der Bundeshauptstadt.

Katrin Göring-Eckardt und Joachim van Eickels stehen vor dem Plakat des Kirchlichen Filmfestivals.

Auch Katrin Göring-Eckardt, Vorsitzende der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, kam mit Joachim van Eickels, einer der Organisatoren des Kirchlichen Filmfestivals Recklinghausen, ins Gespräch.

© Kirchliches Filmfestival

Seit inzwischen sechs Jahren ist auch das Bistum Münster durch ein besonderes Projekt auf dem Empfang vertreten. Das Team vom Kirchlichen Filmfestival Recklinghausen, zu dessen Schirmherren Diözesanbischof Dr. Felix Genn gehört, nutzt diese Veranstaltung, um sich und sein cineastisches Angebot, dass jeweils Mitte März in Recklinghausen stattfindet, vorzustellen. In diesem Jahr konnte das Festival die Besucher des Ökumenischen Empfangs mit der neuen Marke bekanntmachen, die anlässlich des zehnjährigen Jubiläums von der Münsteraner Agentur Kopfkunst entwickelt worden war. Wieder einmal erhielt dieses ökumenische Vorzeige-Projekt viel positive Aufmerksamkeit. Weitaus wichtiger für die Recklinghäuser Veranstalter sind letztendlich aber die neu entstandenen Kontakte und Vernetzungen mit den anderen Vertretern der kirchlichen Filmarbeit.

Eine Besonderheit im Vergleich zur Berlinale ist bei dem natürlich kleinen, aber feinen Kirchlichen Filmfestivals die Begegnung des Publikums mit Filmschaffenden. Die Filme, die in der Regel ihren Start in den bundesweiten Kinos noch vor sich haben, werden nur dann gezeigt, wenn sich Verantwortliche der Filme bereiterklären, mit dem Recklinghäuser Publikum über ihr Werk zu sprechen. So entstehen immer wieder interessante Begegnungen mit internationalen Regisseuren, Drehbuchautoren, Schauspielern und Produzenten. Selbst Filmkomponisten und Synchronsprecher waren schon zu Gast.

In Berlin setzten die beiden internationalen Film- und Medienorganisationen INTERFILM, die internationale protestantische Filmorganisation, und SIGNIS, die katholische Weltgesellschaft für Kommunikation, dieses Mal während ihres Empfangs einen besonderen Akzent: Sie verliehen dem Leiter der Berlinale, Dieter Kosslick, der nach 18 Jahren aus dem Amt scheidet, den Ehrenpreis ihrer Einrichtungen. Dr. Julia Helmke, die Präsidentin von INTERFILM, würdigte in ihrer Laudatio seine filmkulturelle Leistung als Direktor der Internationalen Filmfestspiele und dankte ihm „für die dauerhafte und substantielle Unterstützung“ der Ökumenischen Jury.

Zuvor hatte der Vorsitzende der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Gebhard Fürst, in seinem Grußwort das Augenmerk auf die Notwendigkeit eines wahrheitsgetreuen Bildes der Wirklichkeit gelenkt. Dies sei die unerlässliche Grundlage für unser demokratisches Handeln und „für unsere Entscheidungen darüber, wie wir unsere Gesellschaft gestalten wollen“. Anhand der Beispiele vom Journalisten Claas Relotius, der sich mit gefälschten Reportagen einen Namen gemacht hat, und dem Video von Chemnitz, das die Frage aufwarf, ob die Bilder nun eine Hetzjagd dokumentieren oder nicht, beschrieb er die entstandene Unsicherheit darüber, was wirklich wahr ist. Unter Rückgriff auf einen Ansatz des Philosophen Gilles Deleuze attestierte der Bischof dem Medium Film die Macht, uns „den Glauben an die Welt“ zurückzugeben. Dabei arbeite der Film „mit der Fiktion, die den Zuschauer nicht täuscht, keinen Wahrheitsanspruch erhebt, aber dennoch wahrhaftig sein kann“. Der Gang in das Kino fordere jedoch von seinen Zuschauern das temporäre Ausschalten der wirklichen Welt, also quasi das Offline-Gehen. „Wir lassen die Netzwerke hinter uns und verlieren die Welt, um eine neue zu gewinnen, die durch die Sinnlichkeit der Anschauung überzeugt.“ Dass dies manchmal auch Schmerzen verursacht, dass Filme immer wieder auch den Blick auf die dunklen Seiten des Lebens richten, sei dabei unvermeidbar. Der Wettbewerbsbeitrag „Grâce á Dieu“ von Francois Ozon, der sich mit dem sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche beschäftige, sei einer dieser Filme, die bei allem Schmerz eben auch wichtige Impulse setzten.

Am Ende seiner Worte bedankte sich Fürst ausdrücklich bei der Ökumenischen Jury für ihre engagierte Arbeit, durch die Filme in den Fokus rückten, „die es verdienen, intensiver beachtet zu werden“.

Bildunterschrift: Bischof Dr. Gebhard Fürst, Vorsitzender der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz, informierte sich beim Empfang der Kirchen auf der diesjährigen Berlinale über das Kirchliche Filmfestival in Recklinghausen, das in diesem Jahr sein zehnjähriges Jubiläum feiert.

Joachim van Eickels/Michaela Kiepe