Friedensbriefe berühren Katholikentagsbesucher

, Bistum Münster

Das Licht, das durch die mit Transparentpapier abgeklebten Fenster in der Hildegardisschule in Münster fällt, hebt sie besonders hervor: Friedensbriefe, verfasst von Schülerinnen und Schülern. An Nylonfäden hängen sie von der Decke hinunter, erwecken so den Eindruck, zwischen Himmel und Erde zu schweben. Unter den Friedensbriefen angeordnete Kieselsteine drücken die Schwere und Härte aus, die das Leben in manchen Situationen ausmacht. Einige Sätze der Briefe werden dem Betrachter über eine Höranimation „zugeflüstert“.

Ausstellung der Friedensbriefe

Plakate mit Stichwörtern auf dem „Boden unserer Realität“.

© Geding

Die acht bischöflichen Berufskollegs im Bistum Münster hatten sich an der Friedensbrief-Aktion beteiligt. Bistumsweit waren 1500 Friedensbriefe von den Schülern gestaltet worden. Sie dienten während des Katholikentags vom 9. bis 13. Mai als Grundlage für die Ausstellung in zwei Klassenräumen der Hildegardisschule. Das Angebot erfreute sich großer Beliebtheit bei den Besuchern des Katholikentags.

An einem roten Baumwollfaden inmitten der Friedensbriefe befand sich ein Christus-Korpus aus dem 16. Jahrhundert. Er verdeutlichte, dass Jesus als Friedensstifter mit eingebunden ist in die Geschichte der Menschen zwischen Himmel und Erde. Gestaltet wurde die Installation von der Künstlerin Klaudia Dederichs, selbst Lehrerin und Schulseelsorgerin an einem Berufskolleg in Coesfeld. Sie interpretierte den roten Baumwollfaden als Symbol für die Liebe, die Himmel und Erde miteinander verbindet.

Schwarze Plakate mit Wörtern aus der jüdischen, christlichen und islamischen Schrift ergänzten die Friedensbriefe in dem zweiten Raum. Weil Krieg und Frieden in allen Religionen im Laufe der Geschichte bis heute gegenwärtig sind, standen diese Begriffe auf dem „Boden der Realität“ für die vom Menschen immer wieder ins Spiel gebrachte Aggressivität. Ein mittig aufgestelltes Podest mit Mullbinden und zwei Erste-Hilfe-Kästen aus dem Zweiten Weltkrieg deuteten gleichzeitig darauf hin, dass Heilung von Verletzungen durch menschliche Zuwendung immer möglich ist. Sehr unscheinbar befand sich auf einem Waschbecken neben „der Tafel“ ein Stück Kernseife mit der Einprägung „Unschuld“, symbolisch für jene Menschen stehend, die sich für unbeteiligt an den Konflikten und Kriegen in der Welt halten.

Für die Besucher der Ausstellung war in einem Foyer vor den Klassenräumen zusätzlich eine eigene Schreibwerkstatt aufgestellt. Weil aus Kapazitätsgründen nicht alle 1500 Friedensbriefe aufgehängt werden konnten, befanden sich die restlichen in Karteikästen. Viele Besucher ließen sich beim Durchstöbern dieser Briefe zum Schreiben eines eigenen Friedensbriefes inspirieren.

Die Schulseelsorger, die die Ausstellung während des Katholikentages begleiteten, zeigten sich beeindruckt von den positiven Rückmeldungen der Besucher. Sie reichten von glücklichen Schülern, die ihre eigenen Briefe entdeckten bis zu Besuchern, die sichtlich ergriffen waren und das weitere Gespräch suchten. Eine Besucherin fasste ihren Eindruck mit den dankbaren Worten zusammen, sie habe dort „die berührendsten Räume“ des Katholikentags gesehen.

An der Friedensbrief-Initiative zum Katholikentag beteiligen sich die Josef-Pieper-Schule Rheine, die Liebfrauenschule Coesfeld, die Hildegardisschule Münster, das Berufskolleg St. Michael Ahlen, das Berufskolleg Placidahaus Xanten, das August-Vetter-Berufskolleg Bocholt, die Alexandrine-Hegemann-Schule in Recklinghausen und die Liebfrauenschule Geldern, Berufskolleg im Bistum Münster.