"Für mich ist das Berufung"

, Kreisdekanat Warendorf

Mit Beerdigungen kennt Karen Ohlmeyer sich aus. Als Koordinatorin für die Sozialen Dienste im Seniorenheim Haus Maria Rast in Telgte kommt die Sozialpädagogin immer wieder mit den Themen Abschiednehmen, Sterben und Tod in Berührung. „In der Regel begleite ich den verstorbenen Bewohner auf seinem letzten Weg, manchmal übernimmt das ein Kollege“, berichtet die 48-Jährige. Bisher hat die Warendorferin Trauerfeiern als Besucherin erlebt. Das ändert sich nun.

Karen Ohlmeyer

Karen Ohlmeyer aus Warendorf unterstützt künftig das Seelsorgeteam der Pfarrei St. Marien in Telgte beim Beerdigungsdienst.

© Bistum Münster

Künftig unterstützt Ohlmeyer das Seelsorgeteam der Propsteigemeinde St. Marien in Telgte beim Beerdigungsdienst. Sie wird eigenständig Trauerfeiern und Begräbnisse leiten, überwiegend für verstorbene Bewohner des Seniorenheimes. Seit November hat Karen Ohlmeyer den Ausbildungskurs „Trauer- und Begräbnisdienst durch Freiwillige“ besucht. Bereits zum zweiten Mal hat das Bistum Münster den Kurs angeboten, um neue Wege in der Seelsorge zu gehen. Zum Abschluss erhält Ohlmeyer am Donnerstag, 21. Juni, ihr Zertifikat. 

„Für meine Großmutter stand schon ganz früh fest: Ich werde mal in der Altenpflege arbeiten“, erinnert sich Karen Ohlmeyer. Die Oma sollte recht behalten. Schon ihr Studium finanzierte sich Ohlmeyer mit Nachtwachen in Alteneinrichtungen, seit 18 Jahren ist sie nun im Haus Maria Rast tätig. Die Seelsorge ist Teil des Sozialen Dienstes in der Einrichtung und fällt somit in den Aufgabenbereich der 48-Jährigen. Vor zwei Jahren ließ sie sich zur seelsorglichen Begleiterin ausbilden. „Ich kümmere mich darum, dass es unseren Bewohnern auch außerhalb des Körperlichen gut geht“, erklärt sie. Gottesdienste mit Demenzkranken, Kommunionfeiern in den Zimmern, die Begleitung der alten Menschen in die Kapelle sowie Glaubensgespräche gehören zum Alltag.

Auch in der letzten Lebensphase ist Karen Ohlmeyer an der Seite der alten Menschen und begleitet sie und die Angehörigen. Das endet nicht mit dem Tod: „Wir lassen niemanden einfach so gehen, schon gar nicht durch den Hinterausgang, damit es auch ja niemand mitbekommt“, betont die Sozialpädagogin. „Das Sterben gehört für uns zum Leben dazu. Wir feiern eine kleine Verabschiedung und begleiten dann den Sarg durch den Haupteingang hinaus.“ Und es gibt noch ein weiteres Ritual, weiß Ohlmeyer zu berichten: „Wenn der Leichenwagen wegfährt, winken wir ihm hinterher.“ 

Die Ausbildung für den Trauer- und Begräbnisdienst über das Bistum ist für Karen Ohlmeyer „ein logischer Schritt“: „Ich begleite unsere Bewohner oftmals intensiv in der letzten Phase, jetzt darf ich auch noch darüber hinaus mit ihnen gehen.“ Die gut halbjährige Zeit der Ausbildung hat sie als große Bereicherung erfahren. Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Glauben, rechtliche Grundlagen zur Beerdigung und das kirchliche Verständnis von Tod und Auferstehen wurden den zwölf Teilnehmern vermittelt. In praktischen Übungen wie Rollenspielen bereiteten sie sich beispielsweise auf ein Trauergespräch vor. Auch während einer Hospitation, bei der Ohlmeyer einen Seelsorger zu Trauergespräch und Begräbnis begleiten durfte, hat sie viel gelernt: da sein, zuhören, herausfinden, was der Verstorbene den Hinterbliebenen bedeutet hat. 

Auch wenn die Warendorferin nur selten ehrenamtlich im Beerdigungsdienst ihrer Heimatpfarrei St. Laurentius eingesetzt werden wird, sondern ihre neue Aufgabe vor allem an ihre Tätigkeit im Telgter Altenheim gekoppelt sein wird – für Karen Ohlmeyer bedeutet die Ausbildung viel mehr als nur eine weitere Qualifikation: „Mein Einsatz wird dadurch abgerundet, weil ich Menschen über den Tod hinaus begleiten darf. Für mich ist das Berufung.“ 

Text/Bild: Bischöfliche Pressestelle/Ann-Christin Ladermann