Fürbitten per Smartphone ans Meer

, Kreisdekanat Borken, Offizialatsbezirk Oldenburg

Der Himmel dürfte ein bisschen blauer sein – und die Temperatur etwas höher. Aber so ist das mit dem Wetter an der Nordsee... „Nicht planbar“, sagt Ralf Meyer und trotzt den Wolken, die hoffentlich in den kommenden 60 Minuten keinen Regen bringen. Der Burgkaplan aus Borken steht am Altar, die Weite des Wattenmeers im Rücken. Diesen – trotz des wegen Ebbe fehlenden Wassers – faszinierenden Blick überlässt er den Mitfeiernden am Bildschirm. Weil die meisten Ferienfreizeiten coronabedingt in diesem Sommer ausfallen, haben die Regionalbüros für Jugendarbeit im Bistum Münster unter dem Motto „Ferienfreizeit im Eimer!?“ ein Alternativprogramm auf die Beine gestellt. Und dazu gehören Lagergottesdienste wie am Strand von Schillig.

Burgkaplan Ralf Meyer am Strand von Schillig

Burgkaplan Ralf Meyer hat im Rahmen der Reihe „Ferienlager im Eimer!?“ einen Gottesdienst am Strand von Schillig gefeiert.

Eigentlich lebt Ralf Meyer auf der Jugendburg in Borken-Gemen, hat dort die geistliche Leitung. Einen Teil seines Sommerurlaubs verbringt der junge Priester seit vielen Jahren in Schillig, dem nördlichsten Festlandszipfel des Bistums Münster. Er unterstützt den dortigen Pfarrer während der Hochsaison, feiert Gottesdienste, kümmert sich um die Urlauberseelsorge – und lässt zwischendurch auch die eigene Seele baumeln.

„Strand, Meer – eine perfekte Kulisse für einen Gottesdienst mit Lagerfeeling“, findet Meyer. Der zum Altar umfunktionierte Campingtisch und alles andere, was für die Feier gebraucht wird, waren schnell herbeigeschafft. Schließlich liegen Kirche und Pfarrhaus nur wenige hundert Meter entfernt – direkt hinterm Deich.

Da war es mit dem notwendigen WLAN für die Übertragung schon komplizierter. Doch auch das hat nach einigen Tüfteleien funktioniert: „Sonst wären wir in die Kirche gegangen“, hatte der junge Priester schon einen Plan B im Hinterkopf. So ist es stimmungsvoller.

Eine Orgel gibt es am Strand natürlich nicht. Aber Musik braucht es trotzdem. Meyer startete deshalb am vergangenen Sonntag einen Aufruf im Gottesdienst. Eine einheimische Akkordeonspielerin meldete sich. „Das sind völlig neue Töne“, freut sich der Burgkaplan – mit einem Augenzwinkern. „Und passt prima zur friesischen Kultur“, fügt er an.

In der Messe geht es um den Heiligen Christophorus, dessen Gedenktag am 24. Juli in Deutschland gefeiert wird und der als Schutzpatron der Reisenden gilt. Nur zuhören geht bei einem Gottesdienst für Jugendliche und junge Erwachsene nicht, wer dabei ist, soll sich auch inhaltlich beteiligen können. Über das Smartphone können sie Gedanken zum Evangelium schicken, die der Burgkaplan spontan in seine Predigt einbaut. Christophorus, erklärt Meyer, heiße übersetzt „Christusträger“. Durch den Empfang der Eucharistie „sind wir Träger von Christus“, fügt er an: „Gleichzeitig dürfen wir sicher sein, dass er uns durchs Leben trägt, uns gerade in schweren Zeiten begleitet“, macht Meyer Mut.

Bei den Fürbitten sind die Mitfeiernden an den Monitoren noch einmal gefordert. Wer mag, kann sein persönliches Anliegen aufs Handy des Kaplans senden. Gemeinsam wird dafür gebetet.

Mit dem Segen für eine gute Nacht – und für abenteuerliche Restferien verabschiedet sich Ralf Meyer von den Monitoren.

Gudrun Niewöhner