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Gaesdonck-Schüler erforschen bischöfliche Biographien

, Bistum Münster, Kreisdekanat Kleve

Dass das Collegium Augustinianum Gaesdonck auf eine lange Geschichte zurückblicken kann, wird nicht zuletzt im Kreuzgang des Bischöflichen Internatsgymnasiums deutlich. Die Fenster sind mit den Wappen und Lebensdaten mehrerer Bischöfe gestaltet, deren Biographie eng mit der Gaesdonck verknüpft ist. Die vielen Facetten einer Persönlichkeit können die Daten und Wappen alleine jedoch nicht vermitteln. Daher hatten die Schülerinnen und Schüler des aktuellen Abiturjahrgangs Zeit- und Kirchengeschichte erforscht und dabei auch die thematische Auseinandersetzung vor dem Hintergrund der Missbrauchsfälle in den vergangenen Jahrzehnten nicht ausgespart. 

Sieben Schülerinnen und Schülern des Leistungskurses Religionslehre der jetzigen Abiturienten haben die ersten Texte mit ihrem Lehrer Dr. Mathias Henkel erarbeitet und auf Tafeln drucken lassen. Die ersten beiden Tafeln sind nun aufgehängt worden und behandeln die Biographien von Heinrich Maria Janssen und Werner Thissen. Während der ehemalige Hildesheimer Bischof Janssen bereits 1988 gestorben ist, hatten die Schüler die Möglichkeit, den emeritierten Hamburger Erzbischof Thissen persönlich zu befragen. Zunächst widmen sie sich ausführlich den Biografien der beiden Bischöfe und anschließend den Wappen, in denen der Bezug zur Gaesdonck sichtbar wird, wie die Schülerin Nina Wegenaer erläutert. Ihr Mitschüler Denis Schneiders ergänzt: „Uns war es wichtig, in den Texten niemanden vorzuverurteilen, sondern die Geschehnisse sachlich darzustellen. Gemeinsam haben wir wirklich jedes Wort diskutiert.“ Bewusst haben die Schüler Fußnoten mit auf die Tafeln gedruckt, so dass sich alle Aussagen wissenschaftlich nachprüfbar belegen lassen.

Die Schule wolle sich „kritisch und sachlich“ mit den Persönlichkeiten auseinandersetzen, wie Direktor Dr. Markus Oberdörster erklärt. In einer Zeit, in der Weltpolitik mit der Oberflächlichkeit von Twitter-Nachrichten gemacht werde, wolle man an der Gaesdonck bewusst vermitteln, wie wichtig eine intensive, abwägende und seriöse Beschäftigung mit der Geschichte und den handelnden Personen ist. „Mit dem Aufkommen der Vorwürfe um möglichen Missbrauch oder dessen Vertuschungen wurde ich von einigen Menschen aufgefordert, das entsprechende Fenster sofort entfernen zu lassen“, erinnert sich Oberdörster. „Aber“, erklärt er weiter, „oberflächlich und übereilt zu handeln, das wäre nicht die Gaesdonck. Wir stellen uns unaufgeregt und seriös einer geschichtlichen Relevanz.“ 

Bei der offiziellen Enthüllung der Texttafeln dankte Weihbischof Rolf Lohmann im Namen des Stiftungsvorstands den Schülern für ihr Engagement. „Der Missbrauchsskandal ist zu einer Belastungsprobe für die Kirche geworden. Es ist ein wichtiger Prozess, die Vorwürfe und das Geschehene nicht zu vertuschen, sondern aufzuarbeiten, was absolut danebengegangen ist“, betonte er. Zudem lobte er, dass die Texte sachlich und ohne Vorverurteilungen geschrieben wurden. „Diese Arbeit ist eine gute Grundlage für die weitere Beschäftigung damit“, erklärte er.

Die ersten beiden Tafeln sollen nur der Anfang sein, sagt Rektor Oberdörster: „Die künftigen Schülergenerationen können sich nun den anderen Fenstern widmen.“

Christian Breuer