Geerlings zum Wandel in der Kirche

    Am Gedenktag Adolph Kolpings endete im Kreisverband Borken die Reihe der regional-politischen Veranstaltungen beim Kolping-Diözesanverband, zu der der Vorsitzende Harold Ries aus Xanten rund 40 Kolping-Mandatsträgerinnen und Mandatsträger aus dem Kreis Borken sowie Gäste im Stadtlohner Otgerus-Haus begrüßte. Anlass dieses als Dialog moderierten Formates, das im Jubiläumsjahr in allen neun Regionen des Diözesanverbandes angeboten wird, ist das 160-jährige Bestehen. Thema des Abends war der Wandel der katholischen Kirche in Deutschland. Dorothea Sattler, Professorin an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und Leiterin des Forums zum Synodalen Weg „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ bei der Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), hielt dazu das Impulsreferat.

    Die Kolping-Moderatoren Sonja Wilmer-Kausch und Uwe Slüter mit dem emeritierten Weihbischof Dieter Geerlings und Prof. Dorothea Sattler sowie dem Kolping-Diözesanvorsitzenden Harold Ries

    Die Kolping-Moderatoren Sonja Wilmer-Kausch und Uwe Slüter mit dem emeritierten Weihbischof Dieter Geerlings und Prof. Dorothea Sattler sowie dem Kolping-Diözesanvorsitzenden Harold Ries.

    © Kolping-Diözesanverband

    Dieter Geerlings brachte als emeritierter Weihbischof seine jahrelangen Erfahrungen aus der Gemeindepastoral und der Bistumsleitung ein. Gleich zu Beginn wurde er gefragt, worauf er in der letzten Zeit keine Antwort hatte. Geerlings: „Ich wüsste zu gern, woher Adolph Kolping all‘ seine Ideen hatte.“

    Die in Koblenz geborene Theologin Sattler empfahl, nicht nur allein auf die Kirche in Deutschland zu schauen: „In anderen Teilen der Welt steht die katholische Kirche vor Herausforderungen der Hungernot, der Gewalt von Krieg und Vertreibung. Dort werden andere Fragen als die nach der Ämterrolle gestellt.“ Als Weltkirche sei Vielfalt möglich. Hier müsse man schon ausloten, was auch in Deutschland unter den Bistümern geregelt werden könne.

    Positiv merkte Sattler den Wandel im Vatikan seitens des Papstes an. So würde Papst Franziskus zunehmend seinen Führungsstil des Zuhörens einführen und einfordern. „Mit der Familien- und der Jugendsynode sind ja auch genau die Themen des Kolpingwerkes aufgegriffen worden“, sagte die 58-jährige Ökumene-Fachfrau. Sorge mache ihr jedoch die zunehmende Polarisierung, die sich nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in der Kirche wiederfinden lässt. „Auch für die Amtsträger ist es erstrebenswert, andere Meinungen auszuhalten. Daher freue ich mich auf den zweijährigen Synodalen Weg.“

    Weihbischof Geerlings plädierte dafür, dass die Kirche keine „Rückzugskirche“ werden dürfe, sondern sich mit den sozialen Problemen auseinandersetzen müsse: „Dabei gehören zu einer missionarischen Kirche auch der Dialog und das Zuhören.“ Deutlicher wurde Geerlings bei einer Frage nach der Macht in der Kirche: „Es darf hier nicht nur um die Frage von Leitungsaufgaben gehen, sondern auch um kirchliche Gerichtsbarkeit und Entscheidungen in Finanzfragen.“ Sein Vorstoß, das Domkapitel müsse nicht nur aus zehn Männern, sondern könne auch zusätzlich mit zehn Frauen besetzt werden, bleibe bisher ungehört.

    Das Kolpingwerk im Bistum Münster fordert die Einführung des Diakonates für Frauen. Auf die Frage aus dem Publikum, wie lange man darauf warten müsse, bezogen beide klare Positionen. So war sich Sattler bis vor einiger Zeit sicher, sie würde dies persönlich nicht mehr erleben, da dieses bereits Forderungen der Würzburger Synode in den 1970er Jahren waren. Allerdings, „nach Aussagen einiger Bischöfe habe ich mittlerweile mehr Hoffnung“.

    Weihbischof Geerlings ging sogar noch weiter: „Ich kann mir auch Frauen als Priesterinnen vorstellen.“ So bekräftigte er nochmals seine Aussage zur Menschwerdung Gottes, die durchaus auch auf viel Kritik stoße: „Natürlich hätte Gott auch als Frau auf die Welt kommen können.“

    Moderiert wurde der Abend von Uwe Slüter, Kolping-Geschäftsführer aus Münster, sowie Sonja Wilmer-Kausch, Verbandsreferentin aus Ahaus.

    Kolping-Diözesanverband