Gegen das Grauen hinter der Fassade: Tagung zu ritueller Gewalt
Abgründige Welten voller unfassbarer körperlicher und seelischer Gewalt, die sich hinter alltäglich wirkenden Fassaden fast vollkommen verbergen: Diesem Thema widmet sich die Tagung "Mutige Einblicke in düstere Welten: Rituelle Gewalt verstehen und handeln".
Sie findet am Mittwoch und Donnerstag, 31. August und 1. September, in Münster in den Katholischen Hochschule an der Piusallee statt und ist bereits ausgebucht.
Unter ritueller Gewalt verstehen Fachleute eine planmäßig und systematisch ausgeübte körperliche und psychische Gewalt, die im Zusammenhang mit Ideologien oder Weltanschauungen wie etwa dem Satanismus steht. Oft vollzieht sie sich hinter einer gutbürgerlichen, unverdächtigen Fassade.
Nach Erfahrung von Brigitte Hahn von der Fachstelle für Sekten- und Weltanschauungsfragen des Bistums Münster berichten bundesweit immer wieder Aussteiger von Kulten und Sekten, in denen Kinder und Erwachsene im Namen Satans, Luzifers oder eines anderen Höheren gequält, gefoltert, missbraucht und getötet werden. Kinder, die in diese Kultkreise hineingeboren werden, hielten die erfahrene Gewalt oft für notwendig und richtig. Andere, die erst später mit solchen Sekten in Berührung kommen, würden bedroht und eingeschüchtert. Häufig reagierten solche Kinder mit Verhalten wie Bettnässen, Aggressivität, Essstörungen, Panikattacken, sexualisiertem Verhalten oder Suizidversuchen. "Jeder Versuch, die Opfer zum Sprechen zu ermuntern, scheitert an der Todesangst und an dem eingebrannten Schweigegebot", weiß Hahn.
Die Kulte hielten sich für die Elite der Menschheit und auserwählt, eine neue Weltordnung zu erschaffen. Dabei sei ihnen jedes Mittel recht, geltende Gesetze hielten sie für ungültig. "Die Mitglieder führen ein perfektes Doppelleben", sagt Hahn, "einerseits unauffällig und angepasst in der Mitte unserer Gesellschaft lebend und andererseits verwickelt in schwerste Straftaten, die im Verborgenen passieren."
Die zahlreichen Anfragen von Aussteigern sowie Helfern, Angehörigen und Institutionen, die die Fachstelle für Sekten-und Weltanschauungsfragen erreichten, erforderten eine öffentliche Auseinandersetzung mit diesen kriminellen Aktivitäten. Deshalb solle die Tagung die Ideologie dieser Sekten durchleuchten, über Beratung und therapeutische Behandlungskonzepte informieren, Einblicke in weltanschauliche und religionswissenschaftliche Hintergründe geben sowie Möglichkeiten und Grenzen strafrechtlicher Verfolgung aufzeigen.
Veranstalter der Tagung ist der 2011 gegründete "Arbeitskreis Rituelle Gewalt" der Bistümer Osnabrück, Münster und Essen. Unterstützt wird die Veranstaltung durch die Katholische Hochschule, das Netzwerk Gewaltprävention Münster, das Kinderschutzportal Münster und die Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle des Bistums Münster.
Text: Bischöfliche Pressestelle / 22.08.16
Kontakt: Pressestelle[at]bistum-muenster.de