Geistlicher Themenabend zu Frauen in der Kirche

, Bistum Münster

Klare Ansprüche und Perspektiven von Frauen in der katholischen Kirche hat am 11. März Prof. Agnes Wuckelt beim Geistlichen Themenabend im St.-Paulus-Dom Münster formuliert. Die Theologin und stellvertretende Bundesvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschland (kfd) sprach zum Titel „Frauen schauen nach vorne“. Sie arbeitet beim Gesprächsprozess Synodaler Weg der katholischen Kirche in Deutschland im Forum 3 „Dienste und Ämter für Frauen in der Kirche“ mit, aus dem sie berichtete.

Ausgangspunkt von Wuckelts Betrachtungen war das biblische Buch Judit, aus dem Christine Söding eine Lesung vortrug. „Wenn Frauen nach vorne schauen, kann Judit eine gute Wegbegleiterin sein“, sagte Wuckelt. Judit erinnere Gott der jüdischen Tradition entsprechend „an sein besonderes Verhältnis zu den Witwen und Waisen, den Armen und in Not Befindlichen. Sie tut dies als Frau, die mit Selbstwert unabhängig von Normen und traditionellem Rollenverständnis lebt, sie schirmt sich trotz oder gerade wegen ihrer abgesicherten Lebenssituation nicht ab.“

Indem sie ihre Meinung äußere und Gott ebenso wie sich selbst erinnere, dass Gott für die Menschen da ist, vollziehe sie die Rettung. „Judit vertraut darauf, dass die Gegenwart wie die Vergangenheit und die Zukunft Wirkraum Gottes ist.“ Im Vertrauen auf ihn werde bedrohte zur hoffnungsvollen Gegenwart. „Frauen heute können den Spuren dieser großen Frau folgen“, bilanzierte Wuckelt mit Blick auf Judit, „auch oder gerade dann, wenn sie den synodalen Weg mitgehen und an einer Erneuerung unserer Kirche mitzuarbeiten bereit sind.“

In dem Zusammenhang stellte Wuckelt die Entwicklung der Forderung nach einer geschlechtergerechten dar. Für die Diskussionen im Forum 3 sei wichtig, dass Frauen in der Kirche die Geduld verlieren, dass sie deutliche und theologisch fundierte Forderungen stellen und dass sie fähig und willens seien, Verantwortung in Diensten und Ämtern zu übernehmen. Auch für die Ökumene sei diese Frage bedeutsam. Der Weg des Forums 3 sei nicht leicht, habe aber Potenzial für einen Wandel zu einer geschlechtergerechten Kirche.

Das Forum bearbeite drei Aspekte: zum einen Dienste und Ämter, die Frauen zugänglich seien, weil sie keine Weihe voraussetzen, zum anderen die anthropologische Frage, was Frausein bedeute, und zum dritten die Teilhabe von Frauen an sakramentalen Diensten. Bei all diesen Aspekten gehe es darum, „Kreativität und Ideenreichtum walten zu lassen, Mut zu entwickeln, alternative Wege zu bedenken und zu erproben. Es muss erkennbar werden, dass die leitenden Persönlichkeiten den Willen haben, das Maß an Partizipation deutlich zu erhöhen.“

Judit sei eine Frau, die politisch klug handele, einen klaren Blick habe, die Situation theologisch bewerte und sich nicht scheue, Verantwortliche mit ihrem Fehlverhalten zu konfrontieren. Sie handele selbstbestimmt, indem sie sich ganz Gottes Führung anvertraue, und glaube mit einer Unerschütterlichkeit an Gottes Rettung, die die Männer um sie herum nicht aufbringen. „An Judit wird deutlich, dass Gott auch durch Frauen handelt“, sagte Wuckelt. Sie bekräftigte abschließend: „Judit ist Vorbild für Frauen in der Kirche heute, die den Blick nach vorne wagen.“

Im Namen des Domkapitels als Veranstalter hatte Dompfarrer Hans-Bernd Köppen eingangs das Publikum begrüßt. Musikalisch begleitete Domorganist Thomas Schmitz den Abend.

Anke Lucht

Bildunterschrift: Über den Weg zu einer geschlechtergerechten Kirche sprach Agnes Wuckelt beim Geistlichen Themenabend im St-Paulus-Dom Münster.                          Foto: Bischöfliche Pressestelle / Jakob Kuhn