Einen leichten Rückgang gab es im vergangenen Jahr im Bistum Münster auch bei den Menschen, die sonntags an der Messe teilnehmen. 2019 waren es 147.268 Katholiken (8,1 Prozent) und damit 2.463 weniger als im Vorjahr. Rückgänge gab es auch bei Firmungen (2019: 11.748; 2018: 12.189), Erstkommunionen (2019: 14.094; 2018: 14.713; 2017: 15.436), kirchlichen Trauungen (2019: 3.280; 2018: 3.682) und Bestattungen (2019: 19.354; 2018: 20.517)
Der Bischof von Münster, Dr. Felix Genn, erklärt zu den Zahlen: „Die Zahlen, die wir jetzt vorliegen haben, sind auf dem Hintergrund der Situation im vergangenen Jahr beziehungsweise den beiden vergangenen Jahre 2018 und 2019 zu lesen. Mittlerweile hat sich durch die Corona-Krise die Situation noch einmal völlig verändert, so dass es erst recht schwierig ist, eine Erklärung zu geben, warum im Jahre 2019 die Zahl der Kirchenaustritte auf einen solch hohen Stand gestiegen ist. Eines ist klar: Sowohl vor wie auch nach Corona erleben wir in Deutschland den Übergang zu einer neuen Gestalt von Kirche.
Ich kann nur vermuten, was die Menschen auch 2019 bewegt hat, ihren Kirchenaustritt zu erklären: Es hat sicherlich immer noch mit dem Bekanntwerden von Verbrechen sexuellen Missbrauchs und dem Umgang damit, vor allem mit den verletzten Personen, von Seiten der kirchlichen Verantwortungsträger zu tun. Außerdem stellt sich die Kirche in unserem Land angesichts der vielen Diskussionen um innerkirchliche Reformfragen sehr zerrissen und nicht in großer Einigkeit dar.
Für viele Menschen spielen die Gemeinschaft der Kirche und das, was sie an Verkündigungsgehalt zu bieten hat, einfach keine Rolle mehr. Für ein gutes und gelingendes Leben erscheint vielen Kirche verzichtbar und nicht mehr relevant. Umso mehr kann ich nur wiederholen, was ich auch in den zurückliegenden Jahren gesagt habe: Wie können wir Menschen überzeugen, dass der Glaube an Jesus Christus und Glauben in Gemeinschaft das Leben bereichern? Es gibt, auch wenn die Austrittszahlen weiter hoch bleiben sollten, nur einen Weg: Die Menschen müssen erfahren, dass wir als Christinnen und Christen gerne für sie da sind. Wir sind nicht von gestern, sondern stehen mitten in dieser Welt. Und dabei sind wir mit Tat und Wort gerade für diejenigen da, die es in unserer Gesellschaft schwer haben. Wir müssen uns noch deutlicher einsetzen gegen Egoismus und für Solidarität, für ein neues Verhältnis von Mensch und Schöpfung. Ich möchte noch hinzufügen, dass es uns wichtig ist, Menschen zu zeigen: Als Christinnen und Christen verteidigen wir die Menschenwürde; wir möchten Fürsorge statt Selbstsorge, Wohlbefinden statt Wohlstand; wir leben die frohe Botschaft Jesu Christi und bringen die Menschen in Beziehung zu Ihm. Nur ein wirklichkeitsfremder Traum? Sicher ist die Wirklichkeit oft eine andere.