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Gregor Hentschel verlässt als Leiter die EFL-Beratungsstelle in Münster

, Stadtdekanat Münster

Wenn Gregor Hentschel zurückblickt, stellt er fest: „Die Menschen sind offener und toleranter geworden, ihre Probleme und Bedürfnisse aber sind geblieben.“ 34 Jahre lang war der Gievenbecker als Berater bei der katholischen Ehe-, Familien- und Lebensberatung (EFL) im Bistum Münster tätig, viele Jahre davon als Leiter der Beratungsstelle in Münster.

Er hat Menschen geholfen, einen Weg aus der Krise zu finden, hat Unterstützung bei persönlichen, partnerschaftlichen oder familiären Konflikten geleistet. Am Donnerstag, 25. Januar, wird der 65-Jährige in den Ruhestand verabschiedet.

„Die Gesellschaft ist offener geworden, sie geht beispielsweise heute anders mit homosexuellen Menschen um“, weiß Hentschel, der sich auf die Paar- und Sexualberatung spezialisiert hat. Insgesamt beobachtet er eine größere Bereitschaft, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Die Motivation ist dieselbe geblieben: „Menschen möchten akzeptiert werden, angstfrei leben und sich in Beziehungen sicher fühlen“, erklärt der Leiter der Beratungsstelle.

Aus- und Fortbildungen sowie Fragen rund um die Themen Leitung und Vernetzung gehörten zu Hentschels Aufgaben. Am meisten Freude aber hat ihm die praktische Beratungsarbeit gemacht: „Ich habe mich manchmal mit einem Gärtner verglichen, der einen Garten vorfindet, der dringend Pflege braucht“, beschreibt Hentschel bildhaft seinen beruflichen Alltag. Er habe versucht, herauszufinden, warum eine Pflanze schlecht gedeiht oder nur in eine Richtung wächst. „Und dann habe ich beobachtet, Pflanzen umgestellt, gegossen oder einen anderen Dünger verwendet“, sagt er mit einem Lächeln.

1300 Ratsuchende kommen pro Jahr in die Beratungsstelle in Münster, suchen in Einzel-, Paar- und Familiengesprächen Rat. „Wenn Menschen in einer unverständlichen Konfliktsituation, einem eher seltsam anmutenden Anliegen kamen, hat das mein besonderes Interesse geweckt“, blickt Hentschel zurück. „Es war spannend, den Sinn des Ganzen zu entschlüsseln, sich auf die Klienten einzulassen und zu verstehen, dass das, was sie machen, eine Bewältigungsstrategie ist, um im inneren psychischen Gleichgewicht zu bleiben.“ Die Beratungsarbeit, sagt der münstersche EFL-Leiter, habe ihm das Gefühl vermittelt, „dass das, was ich tue, wirklich sinnvoll ist“.

Viel gelernt hat Hentschel in der Beratung von Klienten mit schweren Schicksalen und bewegten Lebensgeschichten. „Es ist erstaunlich, was Menschen alles verarbeiten können und in welcher individuell kreativen Art sie es tun“, erklärt er. Vieles davon wird ihm in Erinnerung bleiben. Fehlen, da ist sich Hentschel sicher, wird ihm die Kooperation mit Kolleginnen und Kollegen. „Ich habe eine gute und fruchtbare Zusammenarbeit erlebt im Team, in der der Aus- und Fortbildungstätigkeit und in den Supervisionen“, zieht er Bilanz.

So einiges hat sich im Laufe der Jahre verändert: Die Anzahl der Mitarbeiter ist ständig gewachsen, zuletzt war Hentschel für rund 20 Mitarbeiter zuständig. Der personelle Ausbau der EFL im gesamten Bistum habe strukturelle Anpassungen erfordert. „Stellenleiter tragen heute mehr Verantwortung als früher und auch der administrative Aufwand hat sich erhöht“, sagt Hentschel. Die Verantwortung gibt der 65-Jährige nun ab – in die Hände von Andrea Stachon-Groth, die bisher die Beratungsstelle in Marl geleitet hat. Auch wenn Gregor Hentschel die Arbeit vermissen wird, so freut er sich auf die gewonnene Zeit: Zeit für ausgedehnte Fahrradtouren, für die Musik und die Familie samt Enkelkind. „Eben Zeit für viele neue Dinge, die das Leben bereithält.“

Ann-Christin Ladermann