Handreichung stellt Möglichkeiten der Leitung vor und ermutigt zu Experimenten

, Bistum Münster

Wie kann Kirche zukunftsfähig gestaltet werden? Wie kann den Veränderungen in Gesellschaft, in der Seelsorge und in den Berufsfeldern der Kirche so Rechnung getragen werden, dass Kirche den Herausforderungen der heutigen Zeit angemessen begegnen kann? Diesen Frage nähert sich das Bistum Münster nun mit einer Handreichung, in der unterschiedliche Möglichkeiten der Leitung von Kirchengemeinden vorgestellt werden.

„Der Text ist eine Anregung, er soll die Menschen vor Ort zu Experimenten ermutigen“, betont Generalvikar Dr. Klaus Winterkamp. Das vorläufige Dokument wird nun im Diözesanrat, dem obersten synodalen Mitwirkungsgremium, und weiteren Gremien beraten, Anregungen werden eingearbeitet und im Frühjahr kommenden Jahres soll das Papier von Bischof Dr. Felix Genn in Kraft gesetzt werden.

„Der Entwurf der Handreichung ist das Ergebnis zweier Treffen, bei denen Pfarreien von ihren Erfahrungen und Anforderungen berichtet haben. Der vorliegende Text ist also aus der Praxis – für die Praxis“, erläutert Winterkamp. Er sei ebenso eine Weiterentwicklung des Kulturwandelpapiers, wie er versuche, den Erkenntnissen der Zufriedenheitsstudie Rechnung zu tragen.

Gesellschaftliche und pastorale Bedingungen sowie Berufsfelder verändern sich. Der Ruf nach mehr demokratischen Beteiligungsformen und Geschlechtergerechtigkeit wird lauter, es geht um das Zusammenspiel von haupt- und ehrenamtlich Tätigen, und auch die Struktur der größeren Pfarreien, die sich häufig über unterschiedliche Orte oder Ortsteile erstrecken, fordert neue Ansätze der Aufgabenteilung, Organisation und Führung. Dazu kommt, dass sich Aufgaben und Berufsprofile verändern. Berufsbilder, die hinzukommen – zum Beispiel Verbundleitungen oder Verwaltungsreferentinnen und -referenten –  dienen dazu, vor allem Pfarrer in ihrer Verwaltungstätigkeit zu entlasten und mehr Freiraum für Seelsorge zu schaffen. Auch der fehlende Nachwuchs in pastoralen Berufen sorgt bereits heute dafür, dass das Verständnis von Leitung sowie die Verteilung von Leitungsaufgaben sich verändert.

Dr. Klaus Winterkamp

Generalvikar

„So unterschiedlich die Pfarreien und Gemeinden sind, so unterschiedlich dürfen auch die Leitungsformen sein.“ Deutlich werde das auch im Pastoralplan des Bistums Münster, der den Satz enthalte: „Die Lebenswirklichkeit der Menschen ist Ausgangspunkt jeder Pastoral.“ Dabei sei die Entwicklung vielfältiger Leitungsformen vor Ort nicht isoliert, sondern im Kontext lokaler Pastoralpläne zu betrachten: „Die Überlegungen zu den neuen Leitungsformen knüpfen am Pastoralplan an oder entwickeln sich daraus weiter“, sagt der Generalvikar. Es gehe um eine Kultur der Beziehung.

Einige Formen werden in der Handreichung als Anregung mit Chancen und auch Herausforderungen erläutert. So wird die Leitung durch Teamgespräche von Pastoralteam und ehrenamtlich Verantwortlichen ebenso vorgestellt wie die Möglichkeit einer Verwaltungsleitung oder die Leitung einer Pfarrei durch eine vom Bischof beauftragte Person, die nicht Priester ist. „Das, was hier beschrieben wird, kann Grundlage und Inspiration sein für die Entwicklung eigener Ideen vor Ort. Es gibt nicht ‚das eine Modell‘“, betont Winterkamp. Bischof Genn ermutige ausdrücklich, Leitungsformen zu entwickeln, die für die jeweiligen Strukturen angemessen seien. „Dabei verantworten die Gremien der Pfarrei, sprich Pastoralteam, Pfarreirat, Kirchenvorstand oder Kirchenausschuss, die pastoralen Leitlinien der Pfarrei und ermöglichen ihre Umsetzung“, erklärt Winterkamp. Das geschehe auf Gesprächsbasis mit dem BGV. 

Außerdem sei es sinnvoll, die neue Leitungsform zeitlich zu befristen. „Dann kann vor Ort im Rahmen einer Auswertung geschaut werden, ob es das richtige Modell ist, ob und, wenn ja etwas verändert werden muss“, sagt der Verwaltungschef des Bistums. Eng begleitet und unterstützt werden die Entwicklungen vielfältiger Leitungsformen vor Ort von Fachleuten aus dem Bischöflichen Generalvikariat. Auch eine Vernetzung der Pfarreien und Verantwortungsträger untereinander ist geplant – „auch hier: Stichwort Beziehung“, so Winterkamp.

Bischof Genn sagt es deutlich: „Wir brauchen nicht in erster Linie die Beschränkungen zu sehen, sondern die Chancen und Möglichkeiten, die in den Charismen so vieler Gläubiger und Zweifelnder liegen. Daraus ergibt sich: angstfrei mit Mut zum Experiment und mit Mut zum Scheitern zu wirken.“

Nach der Vorstellung des Entwurfs der Handreichung im Diözesanrat soll er nun in unterschiedlichen Gremien beraten und auf Basis der Rückmeldungen eine finale Fassung erstellt werden, die dann in die Pfarreien gegeben wird.

Download:

Handreichung

Bildzeile: Generalvikar Dr. Klaus Winterkamp
Bild: Bischöfliche Pressestelle/Gudrun Niewöhner