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Hanns Evers wird zum ehrenamtlichen Kirchenführer ausgebildet

Wenn Hanns Evers die Klever Stiftskirche betritt, dann sieht er sie mit anderen Augen als die meisten anderen Besucher. Dem Bautechniker, der beim Kreis Kleve arbeitet, erzählen Wände, Säulen und Bögen die Geschichte von der Entstehung des Gotteshauses, verewigt in der Sprache der Architektur. Besonders angetan haben es dem 60-Jährigen aber die Fenster: „Sie sind wunderschön, ich finde immer wieder neue Details“, erzählt er.

Seine Begeisterung für die Kirche steckt an. Wenn er ins Schwärmen gerät, erklärt er ausführlich, ohne dass es langweilig wird. Und er belässt es nicht bei reinen Zahlen und Fakten, sondern liefert dem Zuhörer auch gleich Interpretationen und Gedankenanstöße für eigene Überlegungen. Künftig wird der Kreis derer, denen er über die Stiftskirche berichten kann, größer werden: Sobald es die allgemeine Lage wieder zulässt, wird er mit einem letzten Seminar in Köln die Ausbildung zum ehrenamtlichen Kirchenführer abschließen. Für die Blockseminare – die insgesamt mehr als 100 Stunden umfassten – ist er jedes Mal ins Rheinland gefahren.

Ursprünglich war Evers bei der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) aktiv, als Retter und auch als Ausbilder. Doch nun, berichtet Evers, habe er beschlossen, den aktiven Dienst zu quittieren um den Platz frei zu machen für Jüngere. Als gläubiger Christ habe er sich vorstellen können, sich ehrenamtlich in der Kirche zu engagieren. Und so suchte er den Kontakt zu Propst Johannes Mecking, der die Pfarrei St. Mariä Himmelfahrt leitet. „Der Propst hat die Idee zur Kirchenführer-Ausbildung unterstützt“, blickt Evers auf das Gespräch zurück.

 

Die erste offizielle Führung von Hanns Evers ist geplant für Sonntag, 21. Juni, zu den Fenstern der Stiftskirche. Zudem bietet er Vorträge beim Kreisbildungswerk (www.kbw-kleve.de) an. Wer Hanns Evers für eine Führung buchen möchte, wendet sich an das Pfarrbüro unter 02821 24761.

Drei ehrenamtliche Kirchenführer gibt es bereits in der Stiftskirche, die sich insbesondere auf Kinder und Jugendliche spezialisiert haben. Evers hingegen wird sich auf Gruppen erwachsener Besucher konzentrieren, die mehr wollen als eine rein touristische Besichtigung. „Auch bei einer Kirchenführung können theologische Impulse gesetzt werden und auf diese Weise die Frohe Botschaft des Evangeliums verkündet werden“, erklärt er. Beinahe täglich sei er derzeit in der Stiftskirche „und ich entdecke da immer neue Dinge“. Diese Möglichkeit, selber Dinge zu entdecken, möchte er auch den Besuchergruppen geben, die er leitet.

Verharren möchte er auf dem nun bald Erreichten übrigens nicht. Bei der evangelischen Landeskirche werde eine weitere Ausbildung angeboten, die mit einem Zertifikat des Bundesverbandes Kirchenpädagogik abschließt. Es ist das nächste Ziel, das Evers ins Auge gefasst hat. „In 3,5 Jahren bin ich Rentner, dann habe ich ja mehr Zeit“, sagt er lachend.

Christian Breuer

Das Abendmahlfenster - Betrachtung von Hanns Evers

Ein Kirchenfenster, dass das Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern zeigt.

Das Letzte Abendmahl, dargestellt auf einem Fenster der Klever Stiftskirche.

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Wir sehen eine Darstellung des Abendmahls. Auch heute bringen wir in der Eucharistiefeier Brot und Wein vor Gott und es wird eine Beziehung zwischen uns mit unseren Gaben und Gott hergestellt. Jesus segnete beim letzten Abendmahl die irdischen Gaben Brot und Wein und teilte sie sinngemäß mit den Worten: „Nehmt, esset und trinket alle davon, das ist mein Leib und mein Blut“. Brot und Wein waren dadurch nicht mehr irdisch, sondern hatten sich gewandelt und wurden etwas vollkommen Neues, ja Heiliges. Rational ist dies nicht zu erklären, so sprechen wir ja auch vom „Geheimnis des Glaubens“. Schauen wir näher hin, erkennen wir weitere Details.

Jesus hat seinen eigenen Tod vor Augen. Dennoch begibt er sich in die Mitte seiner Jünger und teilt seine Zeit mit ihnen. Seine Nächsten sind im wichtiger als er sich selbst. Wenn wir von dem verwandelten Brot und Wein kosten, uns Jesus verinnerlichen und seiner Lehre folgen, wird er sich auch uns widmen, auch nach seinem Kreuzestod, auch heute noch.

Auf dem Boden unter dem Abendmahlstisch sind Kornähren und Weintrauben zu sehen. Jesus steht weit über diesen irdischen Dingen und bricht das Brot und teilt den Wein. Hier wird in Szene gesetzt, dass das göttliche über allem Irdischen und Menschlichen steht. Gleichzeitig sehen wir, dass dieser weit über uns stehende Gott nicht unnahbar ist, sondern seine Jünger, die Menschen um sich versammelt und offensichtlich bei sich haben möchte.

Noch ein Detail ist bemerkenswert. Alle Jünger wenden sich Jesus zu. Nur Judas, links außen sitzend, wendet sich ab und zählt sein Geld. Heute könnten wir sagen, wer sich nur noch Aktiengewinnen, Zinsen und dem Geld, kurz dem Götzen des Mammons zuwendet, wendet sich automatisch von Gott ab und kehrt ihm den Rücken zu. Für Judas führte das in seine ganz persönliche Katastrophe. Auch wir laufen Gefahr in eine Lebenskrise zu geraten, wenn wir uns von unseren Glaubenswerten und Gott abwenden.