Haus der Familie in Warendorf lädt zu Gesprächsabend ein

, Bistum Münster, Kreisdekanat Warendorf

„Erinnerungskultur darf niemals zum Ritual verkommen – sie muss wach- und wirksam bleiben.“ Mit diesem klaren Appell macht Stefan Querl, Leiter der Villa ten Hompel in Münster, deutlich, wie wichtig eine aktive Auseinandersetzung mit der Geschichte ist. Am Montag, 3. Februar, spricht er um 19 Uhr im Haus der Familie in Warendorf gemeinsam mit Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins, Direktorin des Instituts für Christliche Sozialwissenschaften (ICS), über Werte wie Menschenwürde und Solidarität und warum sie heute wichtiger sind, denn je – gerade angesichts aktueller politischer Herausforderungen.

Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins und Stefan Querl

Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins (Foto: Sulzer) und Stefan Querl (Foto: Silvie Kuehne) sprechen im Haus der Familie in Warendorf über „Christliche Verantwortung für die Demokratie heute“.

Im Mittelpunkt des Abends, der unter dem Titel „Menschenwürde – unantastbar? Christliche Verantwortung für die Demokratie heute“ stattfindet, steht eine im Juli 2024 veröffentlichte Studie des ICS, die die politischen Positionen der AfD im Vergleich zur katholischen Soziallehre analysiert. Die Studie, so Heimbach-Steins, zeige deutlich, dass christliche Werte wie Solidarität und Zugehörigkeit nicht auf Abgrenzung, sondern auf das Überwinden von Unterschieden setzen.

Die Theologin unterstreicht: „Zugehörigkeit bedeutet, die Gemeinsamkeiten zwischen Menschen stärker zu gewichten als ihre Unterschiede. Christen und Christinnen verstehen sich von ihrem Glauben her als ‚Kinder Gottes‘ und untereinander als ‚Brüder und Schwestern‘. Das lässt sich in einfachen Gesten ausdrücken, etwa indem man Menschen bewusst wahrnimmt, anspricht und einlädt.“ Sie verweist darauf, wie kirchliche Initiativen, etwa durch interkulturelle Frühstücke oder Kinder- und Jugendarbeit, konkret Brücken bauen können.

Diskutiert werden wird außerdem über den Umgang mit Angst und Unsicherheit, die in der heutigen politischen Landschaft immer wieder instrumentalisiert werden. Hoffnung spiele dabei eine zentrale Rolle, betont Marianna Heimbach-Steins: „Politische Tendenzen, die aus den Sorgen der Menschen Kapital schlagen, dürfen nicht noch verstärkt werden. Hoffnung bedeutet, Menschen darin zu unterstützen, selbstwirksam zu handeln und die Erfahrung zu machen, dass sie etwas bewegen können.“

Querl bringt die Perspektive der historischen Bildung und Erinnerungskultur in die Diskussion ein. Die Villa ten Hompel in Münster, die sich mit der Geschichte der Ordnungspolizei im Nationalsozialismus auseinandersetzt, ist ein Ort, an dem die Auseinandersetzung mit den Schatten der Vergangenheit im Zentrum steht. Der Leiter betont, wie wichtig es ist, sich nicht von Verzweiflung oder Resignation lähmen zu lassen, auch wenn Fremdenfeindlichkeit und Hass wieder an Einfluss gewinnen. „Wenn wir ehrlich auf die Nachkriegsgeschichte der Deutschen schauen, waren Antisemitismus und völkisches Denken nie wirklich weg. Doch es beeindruckt mich immer wieder, wie viele Menschen im Kleinen Großes leisten – ob durch Aufklärung, Engagement oder einfache Gesten der Solidarität.“ Für ihn ist das ein Beweis dafür, dass Menschlichkeit und Verantwortung auch in schwierigen Zeiten Bestand haben können.

Eindrücklich beschreibt Querl, wie Menschen im Münsterland durch alltägliche Gesten Verantwortung übernehmen, und verweist auf eine Gedenkstele in der Nähe der Villa ten Hompel, die an die Deportationen jüdischer Mitbürger erinnert: „Fast täglich stehen dort frische Blumen und Kerzen, ohne dass klar ist, wer sie niedergelegt hat. Es sind ungenannte Menschen, die durch solche Gesten Rückgrat beweisen und das Vermächtnis der Verfolgten lebendig halten.“

Der Abend, der vom Kreisdekanat Warendorf unterstützt wird, beginnt um 19 Uhr im Haus der Familie in Warendorf. Die Teilnahme ist kostenlos, um eine Anmeldung wird im Internet unter www.hdf-waf.de gebeten. Die Veranstalter laden alle interessierten Bürgerinnen und Bürger ein, sich in die Diskussion einzubringen und gemeinsam über den Wert christlicher Verantwortung in der Demokratie nachzudenken.

Ann-Christin Ladermann