Hunger im Sahel – der Niederrhein teilt

, Kreisdekanat Kleve

Seit Wochen Sonne pur, Sommer ohne Ende am Niederrhein. Doch seit Wochen hat es auch nicht geregnet. Auch im afrikanischen Niger gab es bisher zu wenig Regen, viel zu wenig. Es herrscht eine Dürre, die die Menschen existenziell trifft und tödlich sein kann - anders als in Deutschland. 

Die Spendenkonten der Stiftung „Aktion pro Humanität“:
Volksbank an der Niers eG
IBAN: DE39 3206 1384 4330 1300 11
BIC: GENODED1GDL

Sparkasse Kleve
IBAN: DE98 3245 0000 0005 0276 51
BIC: WELADED1KLE

„In einigen Sahel-Ländern, zu denen auch das west-afrikanische Land Niger gehört, hungern und verhungern die Menschen. Kinder werden hineingeboren in eine Situation ohne Nahrungsmittel. Die Menschen haben nicht das Geld, Nahrungsmittel wie Mais und Hirse in den Nachbarländern zu kaufen. Sie sind auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen, die sich an ihre Seite stellen und ganz einfach teilen“, macht Dr. Elke Kleuren-Schryvers von der Stiftung „Aktion pro Humanität“ auf die aktuelle Situation aufmerksam. Sie freut sich, dass die Menschen am Niederrhein und auch weit darüber hinaus immer wieder helfen und teilen. „Seit mehr als 20 Jahren dürfen wir dies in beeindruckender Weise erleben für die Menschen in Benin und im Niger“, freut sich Kleuren-Schryvers über die Unterstützung.

Denn zum Niger hat die Region des Niederrheins über die „Aktion pro Humanität“ und Erzbischof Laurent Lompo, den ersten einheimischen Bischof, seit 2005 eine besondere Verbindung. Brunnen wurden gebaut, unter anderem gemeinsam mit engagierten Partnern von der Grav-Insel in Wesel-Flüren sowie aus Sonsbeck. Eine medizinische Basisversorgung wurde errichtet und in den Krisen erhielten die Menschen immer wieder Unterstützung.

In diesem Jahr führt die Dürre im Niger zur schwersten Hungerkrise seit fünf Jahren. Millionen Menschen hungern im Sahel, weil die Nahrungsmittelspeichern leer sind. Erzbischof Laurent Lompo berichtet Erschütterndes: „Die Menschen essen Blätter und Termiten, um ihr Hungergefühl zu mindern. Sehr schwer betroffen sind noch die Regionen Dolbel und Dogan Dutchi trotz erster Hilfen – auch vom Niederrhein. Der Staat hat die Nahrungsmittelkrise deklariert. Doch die Hilfe der internationalen Organisationen läuft langsam an. Allein mehr als drei Millionen Kinder sind betroffen. Und die Zahlen steigen rasant in diesen Tagen. Die Feeding-Center der Erzdiözese Niamey, in denen schwerst mangelernährte Kinder behandelt werden, werden von immer mehr Müttern mit ihren Kindern aufgesucht. Zwei neue provisorische Ernährungscamps in ländlicher Region mussten errichtet werden. Rund 100 Kinder im Alter bis zu fünf Jahren müssen momentan täglich versorgt werden. Tendenz steigend in den nächsten zwei bis drei Monaten. Spezialmilchprodukte werden benötigt, um die schwer und schwerst unterernährten Kinder zu versorgen. Die schwangeren Frauen und die stillenden Mütter sind am Ende ihrer Kräfte. Sie wissen nicht mehr, wie sie ihre Kinder beruhigen und mit ihnen überleben sollen.“ 

„Von den drei Phasen des Hungers in einer Hungersnot sind die Menschen im Sahel jetzt bereits in der letzten: Sie sind physisch und emotional erschöpft. Sie müssen auf dem Feld arbeiten, sind aber entkräftet. Selbst die Hoffnung auf ausreichenden Regen zur Sicherung der nächsten Ernte ist ihnen fast gänzlich abhandengekommen“, erläutert Weihbischof Rolf Lohmann die Situation der Menschen in der Heimat seines Bischofskollegen Laurent Lompo. „So geht es um das nackte Überleben von Millionen Menschen in dieser Region. Es geht darum, Hoffnung zu geben. Jetzt sofort, aber auch in und für die Zukunft. Damit die Menschen in ihrer Heimat Perspektiven sehen. Dafür arbeiten wir im Niger mit Erzbischof Laurent und vielen Menschen und Partnern am Niederrhein als Stiftung nachhaltig und gemeinsam“, informiert der Regionalbischof weiter. 
Vom Niederrhein aus werden landwirtschaftliche und Viehzuchtprojekte gefördert, geplant ist beispielsweise ein großes Wasserrückhaltebecken zur Bewässerung von Feldern. Die Basisgesundheitsversorgung sowie die Bildungssituation der jungen Menschen in der ländlichen Region wird durch den Bau von Schulen verbessert, gefördert wird auch der interreligiöse Dialog in dem überwiegend muslimischen Land – diese Initiativen geben den Menschen in ihrer Heimat Perspektiven.  

„Folgen wir als Mit-Menschen, als Geschwister in einer Weltfamilie einem anderen Masterplan als dem der menschlichen Kälte, Gleichgültigkeit und Egozentrik! Bewahren wir uns diesen wunderbaren, uns angeborenen, von Gott geschenkten, natürlichen Lebensimpuls des Mitgefühls! Dann fällt es so leicht, sich solidarisch zu erklären mit Menschen in Not, mit Menschen, die am Ende sind. Dann handelt man“, ist Lohmann überzeugt.

So gelte es jetzt, auf die notleidenden Menschen im Sahel zu schauen. Vor allem die schwangeren Frauen und Kinder ständen noch einmal im Fokus. Ein Sack Hirse als Nahrungsmittel für die Erwachsenen und älteren Kinder kostet 50 Euro und reicht einen Monat lang für eine acht- bis zehnköpfige Familie. „Zwei bis drei Monate gilt es noch zu überbrücken, wenn es dann eine neue Ernte gibt …“, hofft Kleuren-Schryvers auf Besserung und ruft die Menschen dazu auf, zu teilen.

Text: Dr. Elke Kleuren-Schryvers / Michaela Kiepe