"Ich möchte so richtig dazugehören"

, Kreisdekanat Warendorf

Die Palmstöcke für die beiden Kinder Leo (4) und Lynn (2) stehen noch auf dem Tisch. Katja Ringhoff hat sie gemeinsam mit ihrer Schwägerin gebastelt. „Uns ist es wichtig, dass wir die Feste im kirchlichen Jahreskreis als Familie erleben und die Kinder so im christlichen Glauben erziehen“, erklärt sie. Keineswegs selbstverständlich für die 32-Jährige, die in Sachsen-Anhalt geboren ist und bisher keiner Religion angehört. Doch das möchte die zweifache Mutter ändern – und hat sich entschieden: In der Osternacht am Samstag, 20. April, lässt sie sich in der Gemeinde St. Vitus in Oelde-Lette taufen.

Katja Ringhoff hat ihre Tochter auf dem Arm und steht draußen.

Katja Ringhoff (hier mit Tochter Lynn) hat sich entschieden: In der Osternacht am Samstag, 20. April, lässt sich die 32-Jährige aus Oelde-Lette taufen.

© Bistum Münster

Als sie acht Jahre alt war, zog die Familie vom Osten in den Westen. „In den neuen Bundesländern gibt es nur wenige Katholiken, meine Eltern haben es mir immer freigestellt, ob ich mich taufen lasse oder nicht“, blickt Katja Ringhoff zurück. In der Schule besuchte sie den Ethikunterricht, für Religion interessierte sie sich als Jugendliche nicht. Das änderte sich, als sie ihren jetzigen Ehemann Marcus kennenlernte. Als Lehrer unter anderem für katholische Religion an der Sekundarschule in Sassenberg ist er mit dem Glauben nicht nur aufgewachsen, sondern möchte ihn an junge Menschen weitergeben. 

Von Anfang an besuchten sie gemeinsam den Gottesdienst in St. Vitus, nach der Geburt von Sohn Leo setzten sie dies als Familie fort. Katja Ringhoff erlebte auch das ehrenamtliche Engagement ihres Mannes, der Mitglied im Kirchenvorstand war. Immer öfter hatte sie das Gefühl: „Irgendwas fehlt.“ Als sich das Ehepaar für eine kirchliche Hochzeit entschied, stand für die 32-Jährige fest: „Ich möchte so richtig dazugehören, ich möchte mich taufen lassen.“ Dabei denkt sie besonders an ihre beiden Kinder. „Leo besucht einen katholischen Kindergarten und kommt mit Fragen zur Kirche, zu Gott und Jesus nach Hause“, erzählt sie. Ihr reiche es dabei nicht, auf Allgemeinwissen zurückzugreifen. „Ich möchte Antworten geben, die ich selbst verstehe und hinten denen ich stehe.“  

Dass das nicht von heute auf morgen geschieht, hat Katja Ringhoff in der Vorbereitung auf die Taufe gemerkt. Seit Anfang des Jahres spricht sie dafür regelmäßig mit Diakon Rainer Averbeck, der bereits ihre Kinder getauft hat, über den Glauben, über Gott und die Welt. „Wer damit aufgewachsen ist, hat vieles verinnerlicht“, hat sie die Erfahrung gemacht. „Für mich sind die Inhalte neu, ich muss das lernen.“ So sei es auch mit dem Glauben an Gott, sagt sie. „Zu ihm zu finden, das ist ein Prozess, das muss wachsen“, erklärt sie. 

Bestärkung fand sie bei einer Fahrt nach Münster, wo Bischof Dr. Felix Genn sie und die anderen erwachsenen Taufbewerber aus dem Bistum Münster bei einem Gottesdienst offiziell zum Sakrament zuließ. „Es war ein schönes Gefühl, zu sehen, dass sich noch andere auf diesen Schritt vorbereiten“, berichtet sie. Buchstäblich den Rücken gestärkt haben ihr dabei ihre Schwägerin als Taufpatin sowie Diakon Averbeck. 

Beeindruckt ist Katja Ringhoff vom Zuspruch der Menschen aus Lette: „In den vergangenen Wochen habe ich immer wieder Bekannte auf der Straße getroffen, die sich mit mir freuen und schon angekündigt haben, dass sie in der Osternacht dabei sein werden“, sagt sie lachend. Ostersonntag wird dann mit der gesamten Familie und Verwandtschaft gefeiert. Aufgeregt ist Katja Ringhoff noch nicht, wohl aber freut sie sich auf das Gefühl, „dann endlich so richtig dazuzugehören“.

Ann-Christin Ladermann