In Kontakt bleiben

, Bistum Münster, Kreisdekanat Borken

Die Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen (EFL) des Bistums Münster im Kreis Borken haben ihr Beratungsangebot aufgrund der Corona-Krise umgestellt: Die meisten laufenden Beratungen werden telefonisch weitergeführt. Außerdem sind offene Telefonsprechstunden eingerichtet worden. Für die Beraterinnen und Berater bedeutet das: viel Zeit am Telefon. „Die neue Herausforderung besteht darin, Menschen zu beraten, wenn die Körpersprache wie Mimik und Gestik ausgeblendet ist“, erklären Claudia Hardeweg, Heike Plitt und Thomas Bruns, die Leitungen der drei Beratungsstellen in Bocholt, Ahaus und Borken. Doch es zeigten sich viele positive Erfahrungen – nicht nur in Einzelberatungen, sondern auch Paargespräche ließen sich am Telefon konstruktiv gestalten.

Und wer nicht gerne telefoniert? „Es gibt Alternativen per Mail oder per Chat“, berichtet Heike Plitt. So hätten einige Mitarbeitende in Onlineseminar auf Bistumsebene kurzfristig eine Einführung zum sogenannten „Blended counceling“ erhalten und könnten nun auch mit Ratsuchenden per Mail oder Chat ins Gespräch kommen.

Die Einschränkungen durch die Corona-Krise stellen die Geduld vieler Menschen auf die Probe, wissen die EFL-Beraterinnen und -Berater. „Die Krise sorgt regelrecht für Stress“, sagt Claudia Hardeweg und gibt Beispiele: die Sorge um die Arbeitssituation, finanzielle Nöte, weniger Sozialkontakte, die Angst vor einer Ansteckung und die Ungewissheit, wie lange dieser Zustand noch andauern werde. „Und das auf meist engem Raum“, ergänzt sie. Ebenso könne Langeweile Stress verursachen. Hirnphysiologische Befunde zeigten, dass es in Zeiten von Stress schwerer falle, sich in den Partner oder in die Kinder einzufühlen. „Es besteht die Gefahr eines schleichenden Prozesses zunehmender Lieblosigkeiten, so dass sich Beziehungskrisen entwickeln oder verschärfen können“, wissen die Experten. Respekt, Wertschätzung und ein liebevoller Umgang seien keine Automatismen, sondern bedürfen – gerade in stressigen Zeiten – immer wieder einer bewussten Entscheidung.

„Paargespräche, der Austausch über die eigenen Gefühle, das Äußern von Wünschen und Bedürfnissen helfen in gutem Kontakt zu bleiben und erleichtern Verständnis und Mitgefühl füreinander“, sagt Thomas Bruns. Auch könnten „Mini- Familienkonferenzen“ zum Gelingen einer guten Atmosphäre daheim beitragen. Eine feste Struktur im Familienalltag sei ebenfalls hilfreich. Dabei sollte nicht nur geklärt sein, wer wann für die Kinder da ist. „Auch Rückzugsmöglichkeiten für jeden Einzelnen müssen fester Bestandteil sein“, betont Bruns. Wichtig blieben soziale Kontakte – und darauf müsse nicht vollständig verzichtet werden: „Freunde und Großeltern freuen sich, wenn telefoniert, gechattet und geskypt wird“, sagt der EFL-Leiter. „Wenn unsere nächsten Beziehungen das Wichtigste sind, was wir haben, könnte in der jetzigen Krisenzeit eine der wichtigsten Fragen lauten: Was will ich heute für meine Beziehungen tun?“, verdeutlicht Bruns.

Die EFL-Beraterinnen und Berater ermutigen, Kontakt aufzunehmen, bei diesen oder ähnlichen Fragen: „Steigt bei Ihnen der Stresspegel in der Familie? Fühlen Sie sich zunehmend gereizt oder auch antriebslos? Es fällt Ihnen in der Partnerschaft und der Familie schwer, in gutem Kontakt zu bleiben oder Struktur in den Tag zu bekommen? Dann rufen Sie uns an.“

Das Angebot der EFL ist für jeden offen, unabhängig von Alter, Geschlecht, Religionszugehörigkeit, Familienstand und Nationalität. Die EFL unterstützt Menschen unter anderem bei Problemen in Ehe und Partnerschaft, in familiären Krisen und bei persönlichen Problemen. Das Angebot ist kostenlos. Neben den Sprechstunden am Telefon sind zudem Online-Beratungen möglich. Informationen gibt es in den jeweiligen Sekretariaten: EFL Ahaus: Telefon 02561 40161; EFL Bocholt: Telefon 02871 183808; EFL Borken: Telefon 02861 66011 oder im Internet auf der Seite www.ehefamilieleben.de unter den jeweiligen Beratungsstellen. Dort gibt es auch die Möglichkeit einer Online-Beratung.

Bildunterschrift: Die EFL-Beratungsstellen im Kreis Borken mit ihren Leitungen (v.l.) Thomas Bruns (Borken), Claudia Hardeweg (Bocholt) und Heike Plitt (Ahaus) beraten derzeit überwiegend telefonisch.

Fotos: privat