Indischer Bischof in der Marienschule

, Stadtdekanat Münster

Unvorstellbar für die Marienschülerinnen aus Münster: Während sie sich aufs Fahrrad schwingen und einige Minuten zur Schule radeln, müssen Mädchen und Jungen in Zentralindien bis zu sechs Kilometer zu Fuß zur Schule laufen. Aus erster Hand konnten sich rund 100 Schülerinnen der Oberstufe am 19. September über das Leben von Gleichaltrigen im Bistum Jabalpur informieren. Bischof Gerald Almeida besucht für einige Tage die Partner des Basisgesundheitsdienstes (BGD) in Münster. Auch die Marienschule, die seit 1989 eine Kooperation mit dem Bistum Jabalpur pflegt, war Ziel seines Besuchs.

„Seid aufgeschlossen, seid ehrlich, respektiert Eure Eltern.“, gab er den Schülerinnen mit auf den Weg.

Der BGD gründete sich 1979 in der ehemaligen Pfarrei St. Margareta, heute ein Kirchort von St. Mauritz. „Am vergangenen Wochenende haben wir 40 Jahre Partnerschaft gefeiert“, berichtete Hildegard Rickert vom Vorstand des Vereins. Die Hilfe kommt vor allem dem Bistum Jabalpur zugute, in dem vorwiegend, arme Ureinwohner leben und wo das indische Wirtschaftswachstum noch nicht spürbar ist. Bildung und Gesundheit, diese beiden Aspekte stehen im Zentrum. „Wir haben zusammen mit dem Bischof Gesundheitsstationen, Schulen und Wohnunterkünfte gebaut“, erzählte Rickert. So werden 20 Krankenstationen vom BGD betrieben und in 40 sogenannten Boardings leben Schüler und Auszubildende, weil ihr Heimatdorf zu weit entfernt ist. 

Ob die Schulen und Wohnheime nur von katholischen Kindern und Jugendlichen besucht werden dürfen, wollte eine Schülerin wissen. „Das würde nicht funktionieren“, antwortete Bischof Almeida. Nur einer von 1000 Einwohnern sei katholisch, aber mehr als 20 Prozent der Gesundheits- und Bildungseinrichtungen würden von den beiden großen Konfessionen getragen. „Für uns spielt es keine Rolle, welche Religion die Menschen haben, welcher Kaste sie angehören oder welche Hautfarbe sie haben“, erklärte der Bischof. 

Die Schülerinnen nutzten die Gelegenheit und fragten Bischof Almeida all das, was ihnen unter den Nägeln brannte. Welche Fächer werden in den Schulen unterrichtet? Wohin gehen die jungen Menschen, wenn sie die Schule abgeschlossen haben – in die Stadt oder zurück in ihr Dorf, um zu helfen? Wie gelingt das Miteinander der Religionen? Und wodurch zeichnen sich die Christen im Land aus? „Es gibt nicht das eine Indien, es ist ein gemischtes Land“, erklärte der indische Bischof. „Aber wir erleben immer wieder eine große Hilfsbereitschaft“. Almeida gab den Schülerinnen mit auf den Weg: „Seid aufgeschlossen, seid ehrlich, respektiert Eure Eltern.“ 

Ann-Christin Ladermann