Kapuziner-Klostergarten erhält UN-Auszeichnung

, Stadtdekanat Münster

„Dieser Garten ist ein Geschenk für Münster.“ Mit diesen Worten hat am 2. Februar die Bundesumweltministerin Svenja Schulze den Verantwortlichen des Kapuziner-Klostergartens gratuliert. Der Klostergarten wurde im Rahmen der UN-Dekade 2010 – 2020 für Biologische Vielfalt ausgezeichnet. Dass das seit mehr als einem Jahr zu einem öffentlichen Ort der Begegnung umgestaltete Terrain rund um das Kapuziner-Kloster in Münster aber wesentlich mehr sein möchte als eine grüne Oase in der Stadt, wurde im festlichen Rahmen der Auszeichnung auf vielfältige Weise deutlich.

Dei Bundesumweltministerin übergibt die Auszeichnung an die Verantwortlichen des Kapuziner-Gartens.

Mit viel Beifall wurde die Überreichung der UN-Auszeichnung für das Gemeinschafts-Konzept des Klostergartens als Ort der biologischen Vielfalt und als Lernort für nachhaltigen Lebensstil bedacht; auch die beteiligten Partner freuten sich über den Erfolg des Projektes.

© Bistum Münster

Klosterleiter Bruder Dr. Bernd Beermann hatte vor Beginn der Feierstunde Ministerin Schulze, Münsters Nachhaltigkeits-Dezernenten Matthias Peck, Bürgermeisterin Wendela-Beate Vilhjalmsson und viele der beteiligten Projektpartner im Nieselregen durch den Garten geführt: Auf 1,5 Hektar Fläche sind nach und nach zahlreiche Gemüse- und Kräuterbeete entstanden, es warten ein Gewächshaus auf den Frühling und Tomatenpflänzchen in 25 Sorten, es trauen sich die ersten Knospen an den Obstbäumen in 66 verschiedenen Sorten hervor und frühe Osterglocken rahmen Beete. 

Was aber das Besondere an einem – vor allem an diesem – franziskanischen Garten ist, das erfuhren die Gäste in der vollbesetzten Klosterkirche in Beiträgen, die dem neuen Buch „Mit Sorge – in Hoffnung. Zu Impulsen aus der Enzyklika ,Laudato si' für eine Spiritualität im ökologischen Zeitalter“ entnommen waren. Der Theologe und Kapuziner Professor Dr. Thomas Dienberg und Professor Dr. Stephan Winter von der Philosophisch-Theologischen Hochschule Münster (PTA) hatten verschiedene Autoren zu diesem Thema gewinnen können – unter ihnen auch den ehemaligen Bundesumweltminister Professor Dr. Klaus Töpfer. Er erzählte den Zuhörern persönlich mit leisem Humor von der Faszination dieser Papst-Enzyklika, von der „Halbwertzeit“ eines Umweltministeramtes und von seiner Begeisterung für die Folkband „The Scarlet Scallywags“, die die Veranstaltung schwungvoll untermalte. „Lesen Sie dieses Papstschreiben und lassen Sie sich Zeit dafür“, bat er abschließend eindringlich.

Bernd Beermann, Guardian des Kloster, ist Biologe und Chemiker und hat sich in seinem Buchbeitrag mit der Gestaltung und des Aufgaben eines franziskanischen Gartens befasst. Immer Bezug nehmend auf den Heiligen Franziskus und sein Naturverständnis, das sich besonders im „Sonnengesang“ aus dem Jahr 1225 darstelle und in einem Beitrag von Dr. Nikolaus Kuster näher erläutert wurde, solle der Garten Sammelraum für die Werke Gottes, des „höchsten Künstlers“, sein. Indem er Menschen dort zum Staunen über die Schönheit der Schöpfung bringe und ihnen als Lernort für einen verantworteten und nachhaltigen Lebensstil diene, schaffe er Begegnung: mit sich selbst, mit der Natur, mit Mitmenschen und mit dem Schöpfer. „Dies bedarf manchmal auch der Vermittlung durch Naturwissenschaftler ebenso wie durch Theologen“, so hieß es in seinem Beitrag, der auf die Entwicklung von zeitgemäßen Formaten für eben diese Vermittlung hinwies: Führungen, Workshops, spirituelle Impulse, Musik und vieles mehr für unterschiedlichste Interessengruppen bietet der öffentlich zugängliche Klostergarten an, in dem gelebte Inklusion auch auf die Vielfalt des menschlichen Lebens mit Respekt und Achtsamkeit hinweisen möchte.

Ministerin Svenja Schulze mahnte in ihren Grußworten zur Überreichung der UN-Auszeichnung grundlegende Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft an, um diese Vielfalt in Zukunft zu erhalten. Beispiele zeigten, dass sich Dinge zum Guten wenden ließen, wenn Menschen sensibilisiert würden. Religionsgemeinschaften seien dabei inzwischen wichtige Partner.

Erst die Zusammenarbeit mit Institutionen wie dem Naturschutzbund (NABU) NRW und Stadtverband Münster, dem Institut für Theologische Zoologie, dem IUNCTUS-Kompetenzzentrum der PTH sowie den Alexianer Werkstätten, die die Gartenpflege übernommen haben, ermöglichte das Projekt. Zur Finanzierung des Begegnungsprogramms trägt die Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW wesentlich bei. Vertreter all dieser Projekt-Partner nahmen an der Verleihung teil.

Schauspieler Christoph Rinke vom Theater Münster las die ausgewählten Buchbeiträge und ermöglichte so einen ersten Einblick in die neue Publikation.

Das Buch "Mit Sorge - in Hoffnung. Zu Impulsen aus der Enzyklika Laudato si' für eine Spiritualität im ökologischen Zeitalter" wird Ende Februar erscheinen. Hier kann es bereits jetzt vorbestellt werden.

Mehr Informationen gibt es im Internet unter www.kapuzinerklostergarten.de.

Heike Hänscheid