Katholische Pfarreien St. Gottfried und St. Joseph Münster-Süd fusionieren

, Stadtdekanat Münster

„Christlicher Glaube wächst und lebt in der Vielfalt.“ Diesen Gedanken hat Pfarrer Dr. Stefan Rau am Tag der Fusion der beiden münsterischen katholischen Pfarreien St. Gottfried und St. Joseph Münster-Süd, am 11. Juni, in den Mittelpunkt gerückt. „Fusion heißt für mich nicht katastrophale, alles eindampfende Kernschmelze, sondern Wachstum und Entfaltung von bunter Vielfalt aus dem einen Samenkorn des Evangeliums“, betonte er in den Gottesdiensten am Fronleichnamstag.

Anlässlich der Fusion entzündete Pfarrer Stefan Rau während des Gottesdienstes eine besonders gestaltete Kerze.

© Bistum Münster

Ursprünglich sollten die Pfarreien am Fusionstag in Prozessionen symbolisch aufeinander zugehen, aufgrund der Corona-Pandemie musste der Plan aufgegeben werden. Auch ein gemeinsamer Fusionsgottesdienst war aufgrund der beschränkten Plätze nicht möglich. Stattdessen fanden in den Kirchen St. Joseph und Heilig Geist sowie St. Gottfried und St. Maximilian Kolbe die regulären Gottesdienste statt. „Vielleicht ist diese Form der Feier aber auch viel näher am Alltag einer solchen Pfarrei als ein riesiges Fest“, verdeutlichte Pfarrer Rau. „Wann feiern wir tatsächlich mal gleichzeitig vom Bahnhof bis zur Autobahn, von der Annette-Allee bis nach Hiltrup?“, umriss er das neue Pfarreigebiet, das rund 21.000 Mitglieder umfasst. „Wir sind hier in St. Gottfried gerade ein Teil des Ganzen, so wie in den vielen anderen Gemeinden in unserer neuen Pfarrei.“

Dennoch machten die Bedingungen durch die Corona-Pandemie diese Fusion für ihn persönlich besonders schwer, erklärte Pfarrer Rau. „Geht es doch bei der Vorbereitung und am Tag der Fusion zu allererst um persönliches Begegnen, Zuhören, Ansehen, Kennenlernen, Vertrauen fassen – und genau das wird durch Corona so erschwert.“ Als gemeinsames Zeichen anlässlich der Fusion brannte in jeder Kirche eine besonders gestaltete Kerze neben dem Altar. Die Besucherinnen und Besucher konnten anschließend kleine Kerzen sowie Samenkörner mit nach Hause nehmen, als Zeichen für die gewachsene Glaubensgemeinschaft.

Vielfalt, so führte Pfarrer Rau aus, zeige sich in den Gemeinden und Gemeinschaften, an den vielen „Lebensorten des Glaubens, eben daran, wie die Menschen in Münsters Südstadt leben: bunt, urban, jung, fragend, traditionell, kritisch, engagiert, betagt, anonym, ökumenisch, wohlhabend, bedürftig, multikulturell, gläubig, interessiert…“. Genauso vielfältig erlebe er die Christen „im Süden“, wo sich rund 20 katholische Gemeinden deutscher und vieler anderer Sprachen in Kirchen, Kindergärten, Schulen, Gemeindezentren, Klöstern, Kliniken, Altenheimen treffen. „Hier kommen Kinder, Jugendliche und Erwachsene in Gruppen und Projekten zusammen, wir sorgen uns gemeinsam um Alleinerziehende, Hartz-IV-Empfänger und Migranten, wir teilen Gottes Wort und empfangen seinen Segen in den Sakramenten, singen und sagen ihm unsere Fragen, Bitten und Dank“, gab Rau einige Beispiele.

Schon seit 2013 ist die Fusion der beiden Kirchengemeinden im Strukturplan des Bistums Münster vorgesehen. Vor drei Jahren dann hatten die Salvatorianer angekündigt, ihre Niederlassung in Münster zu schließen, deren Patres seit 1953 das Leben in St. Gottfried am Düesbergweg prägen. Mit dem angekündigten Weggang von Pater Marek Bednarski und Kaplan Pater Hubert Vogel war auch die Fusion der Kirchengemeinde beschlossen und für 2020 festgelegt worden.

Dankbar ist Pfarrer Rau dafür, dass die Gremien und Seelsorgeteams sich bereits in den vergangenen zwei Jahren bemüht hätten, die vielen Ehrenamtlichen beider Pfarreien miteinander ins Gespräch zu bringen und neue Begegnungsorte zu entwickeln. „Der eine Gott in drei Personen, der eine Geist in den vielen Begabungen und Lebenswegen, die eine Kirche in den vielen Kulturen – und die eine Pfarrei in den vielen Gemeinden und Projekten“, schlug Pfarrer Rau eine Brücke zum zurückliegenden Pfingstfest und Dreifaltigkeitssonntag. „Ich freue mich auf das Beten und Arbeiten, Planen und Feiern mit allen haupt- und ehrenamtlich Engagierten unter dem Dach der neuen Pfarrei.“

Ann-Christin Ladermann

An den Gottesdiensten nahmen Vertreterinnen und Vertreter des neuen Seelsorgeteams teil (hier v. l. vor der Stufe: Pastor Dr. Hans-Werner Dierkes, Pastoralreferentin Dr. Susanne Kolter, Pfarrer Dr. Stefan Rau, Pastoralreferentin Ute Kerpen) sowie die beiden Salvatorianer Pater Marek Bednarski und Pater Hubert Vogel.

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