Kirche braucht Gesichter

, Kreisdekanat Recklinghausen

Seit gut einem Jahr ist Weihbischof Rolf Lohmann für das Kreisdekanat Recklinghausen neben der Region Niederrhein zuständig. Gemeinsam mit Kreisdechant Jürgen Quante war er am Dienstag, 22. Januar, zu Gast bei Recklinghausens Bürgermeister Christoph Tesche. „Mir ist es ein Anliegen, die Region mit ihren unterschiedlichen Facetten kennenzulernen; denn kennenlernen heißt verstehen lernen“, nannte Lohmann den Anlass für das rund einstündige Gespräch.

Bürgermeister Christoph Tesche, Weihbischof Rolf Lohmann und Kreisdechant Jürgen Quante haben sich zum Foto aufgestellt.

Bürgermeister Christoph Tesche empfing Weihbischof Rolf Lohmann und Kreisdechant Jürgen Quante (von links) im Recklinghäuser Rathaus zum Gespräch.

© Bistum Münster

Tesche informierte den Weihbischof über unterschiedliche Gegebenheiten in der Stadt, über soziale Strukturen und Entwicklungen. Schnell waren sich die Gesprächspartner darüber einig, dass der Glauben für eine Stadtgesellschaft notwendig sei. „In Recklinghausen gibt es ein gutes Miteinander aller Religionsgemeinschaften“, erläuterte Tesche, selbst bekennender evangelischer Christ. Das Engagement der Ehrenamtlichen, sowohl in der Politik als auch in der Kirche, schätzen die beiden Kirchenmänner als auch der Bürgermeister sehr. „Ich habe beim Ehrenamtsfest in Recklinghausen eindrücklich erlebt, wie Menschen das kirchliche Leben mit ihrem Einsatz gestalten“, erinnerte sich Lohmann gern an einen seiner ersten Besuche in der Kreisstadt. „Kirche braucht aber auch Gesichter. Die haben wir mit dem Propst und den Pfarrern in Recklinghausen“, wies Tesche auf eine Notwendigkeit hin. Den Menschen sei es wichtig, sich zu identifizieren. Es stelle sich die Frage, wie Gemeinden in Zukunft aussehen könnten. „Wir müssen mit jungen Menschen ins Gespräch kommen und sie fragen, wie sie sich Kirche vorstellen. Und wir müssen bereit sein, mal etwas auszuprobieren. Das müssen wir für unsere Botschaft und die gesellschaftliche Verantwortung, die daraus erwächst, machen“, sagte Lohmann. Quante betonte, dass es wichtig sei, in den Quartieren weiterhin mit Kirchen vertreten zu sein: „Wir dürfen sie nicht entchristlichen.“

Gemeinsam sorgen sich die Gesprächspartner allerdings über die weltweit zunehmenden nationalistischen Tendenzen, die sich bis in den Alltag der Menschen vor Ort widerspiegeln. Eine latente Unzufriedenheit mache sich ebenso breit wie ein zunehmender Egoismus. „Wir haben noch keine Lösung, wie wir vernünftig damit umgehen. Denn es gibt nicht nur weiß oder schwarz“, sagte Lohmann.

Viel habe sich in den vergangenen Jahren verändert. Wichtig sei es, ein Fundament, eine Erdung und Identität in die neue Zeit mitzunehmen. „Und da spielen die Kirchen eine große Rolle“, ist sich Tesche sicher, der zum Ende die gute Zusammenarbeit zwischen Stadt und Kirche lobte.

Michaela Kiepe