Kleine Dombaumeister aus Nottuln

, Kreisdekanat Coesfeld

Den Knüpfel in der rechten, das Eisen in der linken Hand und los geht’s. Immer wieder lässt Mona den Knüpfel auf den vor ihr liegenden Steinblock sausen, auf dem bereits die Umrisse einer Sonne erkennbar sind. Die Achtjährige möchte das Handwerk des Steinmetzes kennenlernen, um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie der St.-Paulus-Dom in Münster vor mehr als 750 Jahren erbaut worden ist. Zusammen mit acht Mädchen und Jungen aus ihrer Pfarrei St. Martin in Nottuln nimmt sie am 16. März am Domworkshop „Kleiner Steinmetz“ in Münster teil – zur Vorbereitung auf die Erstkommunion Ende Mai.

Der achtjährige Nick hat sich von dem Gang über den Domherrenfriedhof inspirieren lassen und die Silhouette des Doms aus seinem Stein gearbeitet.

© Bistum Münster

Seit dem Domjubiläum im Jahr 2014 organisiert Mario Schröer von der Dompädagogik zweistündige Kurse für Kinder am St.-Paulus-Dom. Ob als Bildhauer, Goldschmied oder Glaskünstler – bei allen Angeboten können sich die Mädchen und Jungen in traditionsreichen Handwerken versuchen, mit denen schon die alten Baumeister dem Dom sein heutiges Aussehen verliehen haben. Seit 2016 werden die Workshops unter dem Titel „Unser Dom. Haus aus Steinen – Haus aus Menschen“ speziell für Kommuniongruppen angeboten. „Der Blick der Kinder für die Kunst und ihre liturgischen Inhalte wird viel intensiver geschärft, wenn sie mit ihren eigenen Händen etwas erschaffen“, erklärt Schröer. Dabei gehe es nicht darum, das perfekte Kunstwerk zu kreieren, im Mittelpunkt stehe das gemeinsame Tun.

Hochkonzentriert arbeiten die Nottulner Mädchen und Jungen, ausgestattet mit Schutzbrillen und Handschuhen, an ihren Motiven. Die Sonne der achtjährigen Mona hat schon Form angenommen: „Der Stein kommt auf mein eigenes Blumenbeet, das ich in unserem Garten habe“, erklärt sie. Ein bisschen Arbeit liegt noch vor ihr. „Das ist ganz schön anstrengend“, stöhnt sie und hält kurz inne: „Für die Figuren im Dom haben die Steinmetze bestimmt ewig gebraucht.“ 

Nick hat sich bei dem vorherigen Gang über den Domherrenfriedhof spontan inspirieren lassen. Auf den dortigen Grabplatten hat er die Silhouette des münsterischen Doms entdeckt. „Das ist ein schönes Motiv als Erinnerung“, sagt er, bevor er wieder zu Eisen und Knüpfel greift. Gegenüber von ihm arbeitet Lena währenddessen den Buchstaben P aus ihrem Baumberger Sandstein. „Papa hat Geburtstag und ich möchte ihm diesen Stein schenken“, verrät die Achtjährige. 

Christoph Otto Hetzel ist mit der Arbeit der Kommunionkinder schon sehr zufrieden. Der Bildhauer ist immer an der Seite der kleinen Künstler, um sie zu unterstützen. „Aber wirklich nur unterstützen“, betont er. „Ich sage den Kindern immer: Ihr seid die Künstler, ich bin lediglich euer Helfer.“ Nur im Selbertun könnten die Mädchen und Jungen nachspüren, was es bedeutet, ein Bauwerk zu schaffen. „Vor allem vor dem Hintergrund damaliger Bedingungen“, fügt er hinzu.

Ann-Christin Ladermann