"Kreuz ist mehr als ein Zeichen der Kultur"

, Kreisdekanat Warendorf

„Wer das Kreuz benutzt, um Stimmung zu machen gegen Andersdenkende, missbraucht dieses christliche Zentralzeichen.“ Mit deutlicher Kritik hat Weihbischof em. Dieter Geerlings während des Festhochamts anlässlich des, für dieses Jahr, letzten Wallfahrtssonntags in der Kreuzkirche in Stromberg auf die Anordnung der bayerischen Landesregierung reagiert, das Kreuz in sämtlichen Dienstgebäuden verpflichtend aufhängen zu lassen. Es soll als Zeichen der geschichtlichen und kulturellen Prägung des Landes dienen. Drei Monate ist es her, dass die Kreuz-Pflicht in Bayern in Kraft getreten ist. Die Debatte ist noch nicht verhallt.

Weihbischof em. Dieter Geerlings

Bildunterschrift: Weihbischof em. Dieter Geerlings rief in seiner Predigt am letzten Wallfahrtssonntag in Stromberg dazu auf, das Kreuz nicht als Wahlkampfgag zu missbrauchen.

© Dieter Inderlied

Dass das Kreuz Teil der öffentlichen Diskussion geworden ist, sei eine gute Sache und führe wie von selbst zu einem solchen Wallfahrtsort wie Stromberg, erklärte Geerlings. Es zeige sich, wie aktuell und wertvoll dieser Ort sei. „Das Kreuz ist für uns mehr als ein Zeichen der Kultur.“

Aus der Mitte der Kirche habe es Widerspruch gegeben am Beschluss der bayerischen Landesregierung, „weil das Manöver allzu durchsichtig nur als ein Signal der Abgrenzung in der allgegenwärtigen Flüchtlingsdebatte und als Wahlkampfstoff erschien“, sagte Geerlings. Gleichzeitig begrüßte er die Gottesdienstbesucher und besonders die Wallfahrer: „Ich freue mich, dass ich hier bin. Denn wir sind hier an einem besonderen Ort der Kreuzverehrung.“

Er freue sich über jedes Kreuz im öffentlichen Raum als Botschaft selbstloser Liebe und höherer Gerechtigkeit. Mit dem Zeichen des Kreuzes verbinden sich christliches Bekenntnis und Kultur, banale Gewohnheiten und existenzielle Herausforderungen, Leid und Tod, Anpassung und Widerstand, Niederlage und Sieg, Gnade und auch Gericht. Dennoch: Als „trotzig installierter Identitätsmarker, als Kampfansage, als Wahlkampfgag verliert es all das“, mahnte der Weihbischof.

Das Kreuz sei immer eine Aufforderung zur Nichtgleichgültigkeit. „Und darum gehört es unbedingt in den öffentlichen Raum“, sagte der 71-Jährige. Als ein Zeichen, das „an den gekreuzigten König erinnert, der die Menschen liebt, ohne sie auszugrenzen.“

Die Eucharistie feierte der Weihbischof anschließend gemeinsam mit Pfarrer Georg-Michael Ehlert und Pfarrer i.R. Hans-Ulrich Dissen. Für die musikalische Gestaltung sorgte der Gospelchor „Go(o)d News Stromberg“ unter der Leitung von Wilfried Thorwesten.

Als besondere Gäste waren zum letzten Wallfahrtssonntag die Pilger der Kreuzbruderschaft Werl zu Fuß oder mit dem Fahrrad gekommen. Seit mehr als 250 Jahren pilgern die Werler zur ehemaligen Burganlage in Stromberg.

Seit mehr als 800 Jahren zieht das Heilige Kreuz von Stromberg christliche Pilger an. Die jährlich rund 40.000 Wallfahrer verehren das romanische Kreuz mit dem aus westfälischer Eiche geschnitzten Corpus, der mit einem Silbermantel bedeckt ist. Kunsthistoriker datieren das Werk auf die Zeit zwischen 1080 und 1100, damit gehört die Christusdarstellung zu einer der ältesten in Westfalen.