Leiter der Abteilung Allgemeine Seelsorge wird in den Ruhestand verabschiedet

, Stadtdekanat Münster

Projekte abschließen, Übergaben vorbereiten, aufräumen. Langweilig wird Donatus Beisenkötter in den verbleibenden Tagen seines Arbeitslebens nicht. Es hat sich viel angesammelt in 31 Dienstjahren im Bischöflichen Generalvikariat (BGV). Nach 17 Jahren als Leiter der Abteilung Allgemeine Seelsorge und vorherigen 14 Jahren in der Leitung der Abteilung Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene wird der 65-Jährige Ende März in den Ruhestand verabschiedet. 

Nach 17 Jahren als Leiter der Abteilung Allgemeine Seelsorge und vorherigen 14 Jahren in der Leitung der Abteilung Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene wird Donatus Beisenkötter Ende März in den Ruhestand verabschiedet.

© Bistum Münster

Beisenkötters Wurzeln liegen in der verbandlichen Jugendarbeit. Schon seinen Zivildienst leistete der Münsteraner bei der Katholischen Studierenden Jugend (KSJ), deren Bundesleiter er nach seinem Studium der Theologie, Philosophie und Germanistik von 1985 bis 1990 war. Kein Wunder also, dass Beisenkötter die Weltjugendtage zu den Höhepunkten seines Berufslebens zählt. Gab es vor dem internationalen Treffen der kirchlichen Jugend 1997 in Paris noch viele Diskussionen, ob sich das Bistum beteiligen soll, war bei den folgenden Weltjugendtagen klar: „Wir wollen Jugendlichen aus unserem Bistum diese Erfahrung weltkirchlicher Verbundenheit über Grenzen und Sprachen hinweg ermöglichen“, sagt Beisenkötter. Gerne erinnert er sich an den heimischen Weltjugendtag 2005 in Köln und mehr noch an die vorherigen Tage der Begegnung in Münster, bei denen die Teilnehmenden um den Promenadenring eine internationale Menschenkette für den Frieden bildeten: „Das war ein sichtbares Zeichen für die christliche Friedensbotschaft, die gerade heute wieder brandaktuell ist.“

"Wie wollen wir heute Kirche sein?"

Auch die Mitarbeit am Diözesanpastoralplan 2013 bleibt dem scheidenden Abteilungsleiter im Gedächtnis. Bis kurz vor der entscheidenden Sitzung des Diözesanrates fehlte noch der dritte Teil, der die Zielsetzungen der pastoralen Entwicklung aufzeigen sollte. In einer Woche fieberhafter Denk- und Schreibarbeit entwickelte Beisenkötter besagten Teil, der anschließend vom Diözesanrat weiterbearbeitet wurde. „Die Grundfrage aber, wie wollen wir heute Kirche sein, woran wollen wir uns messen lassen, stellt sich nach wie vor – mit stetig steigender Brisanz“, zieht Beisenkötter ein Fazit.

Besonders am Herzen liegt dem baldigen Ruheständler das Themenheft „Unsere Seelsorge“. 58 von 59 Ausgaben hat er seit Beginn 2006 redaktionell betreut. In jeder Ausgabe wird ein für die Pastoral relevantes Thema aufgegriffen und dabei der Stand der fachlichen Diskussion mit Beispielen aus der pastoralen Praxis verbunden. „Die in 16 Jahren behandelten Themen sind nach wie vor ein Abriss pastoraler Entwicklungsmöglichkeiten, die deutlich über den Erscheinungstermin hinaus bedeutsam sind“, sagt Beisenkötter, der bei diesem Projekt besonders die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen vermissen wird. 

Ehe-, Familien- und Lebensberatung: "Das ist Seelsorge pur"

Ob das Modell der Kooperativen Seelsorglichen Begleitung, das Projekt „Kita – Lebensort des Glaubens“ oder viele weitere Initiativen – Beisenkötter sah sich stets darin herausgefordert, auch nach dem Ende der Volkskirche eine Kirche sichtbar zu machen, die nah bei den Menschen und ihrem konkreten Leben steht. Kreativität war gefragt, wenn sich personelle und finanzielle Ressourcen veränderten. Was den 65-Jährigen in den vergangenen Jahren besonders bewegt, ist der massive Glaubwürdigkeitsverlust der katholischen Kirche. „Der Umgang mit den Missbrauchsfällen macht offensichtlich, dass der institutionelle Selbsterhalt aufs Ganze gesehen die Botschaft des Evangeliums überlagert“, kritisiert Beisenkötter. Das untergrabe das wichtigste Kapital der Kirche, nämlich die Identifikation und die innere Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie aller, die sich in der Kirche engagiert haben und weiter engagieren. 

Um am Schreibtisch im BGV nicht den Kontakt zu dem zu verlieren, was Menschen wirklich bewegt, beriet Beisenkötter seit 2005 in der Ehe-, Familien- und Lebensberatung (EFL) in Münster Menschen bei der Frage, wie ihr Leben für sich und in Beziehungen zu anderen gelingen kann. „Die Ratsuchenden spüren, dass ihnen zugetraut wird, dass sie in der Lage sind, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und zu gestalten. Das ist Seelsorge pur“, sagt Beisenkötter. Diese unmittelbare Lebensberatung, egal für wen, mit welchem Problem, biete die katholische Kirche im Bistum Münster kostenlos an. „Für die Ratsuchenden ist sie aber selten umsonst“, sagt der EFL-Berater. In wenigen Tagen wird Beisenkötter sein Büro an der Rosenstraße 16 räumen. „Ich freue mich darauf, nicht mehr arbeiten zu müssen, sondern mich neu erfinden zu dürfen. Ich bin selbst gespannt, was dabei herauskommt.“

Ann-Christin Ladermann