Liturgische Öle bei Chrisam-Messe im St.-Paulus-Dom geweiht

, Bistum Münster

Im Zeichen einer schuldig gewordenen und verwundeten Gemeinschaft, die sich aber von Gott getragen weiß, hat Münsters Bischof Dr. Felix Genn am 15. April die Chrisam-Messe zum Beginn der Karwoche gefeiert. Mehr als 300 Vertreter von Pfarreien aus dem ganzen Bistum nahmen im St.-Paulus-Dom Münster daran teil, darunter Priester, Küster, Messdiener. Denn in der Chrisam-Messe weiht der Bischof nicht nur die liturgischen Öle, sondern erneuern zugleich die Bistumspriester mit dem Bischof ihr Weiheversprechen.

Im Rahmen der Messe segnete der Bischof das Katechumenen-Öl, mit dem Erwachsene gesalbt und so als Taufbewerber zugelassen werden, das Öl für die Krankensalbung sowie das Chrisam für Taufen, Firmungen, Priester- und Bischofsweihen. Zur Weihe brachten Dechanten oder Definitoren aus den Dekanaten Münster, Borken, Lüdinghausen, Lippe, Mettingen, Steinfurt, Hamm-Nord, Kleve, Xanten, Delmenhorst und Vechta die Öle. Außerdem standen sie – stellvertretend für alle Priester – mit dem Bischof der Eucharistiefeier vor. So drückte die Chrisam-Messe auch die Verbundenheit des Bischofs mit den Priestern seines Bistums aus.

Auf diese Gemeinschaft ging Bischof Genn auch in seiner Predigt ein und dehnte sie über die Priester hinaus aus. Die Heiligen Öle, die von dieser Messe aus in die Pfarreien mitgenommen würden, seien „ein starkes Zeichen für das gemeinsame Wir.“ Alle Getauften und Gefirmten gehörten zu Jesus Christus als dessen Gesandte. Dieses gemeinsame Wir sei auf die Probe gestellt, stellte er mit Blick auf die Missbrauchsfälle in der Kirche fest. „Wir sind herausgefordert, unsere Sendung wahrzunehmen, wenn wir zusammenstehen“, betonte der Bischof.

Angesichts der Erneuerung des Weiheversprechens verwies er auf die vielen, die dieses Versprechen nicht durchgehalten, sondern durch ihre Taten die Kirche und alle Dienste der Kirche verletzt, vor allem aber „Wunden in den Herzen vieler Menschen gerissen“ hätten. Diese Wunden seien noch offen, teils, weil Beschuldigte ihre Taten nicht bereuten oder verstorben seien, teils, weil es zutiefst verletzten Betroffenen verständlicherweise schwer falle zu verzeihen.

Genn bekräftigte seine Entschlossenheit, die Zusammenhänge aufzuarbeiten. Gleichzeitig dankte er den Mitbrüdern sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die weiter ihren Dienst tun. Jesus könne auch ihre Müdigkeit und vergebliches Mühen aufnehmen. In der Müdigkeit und sogar im Tod sei er zum Erlöser geworden. Gleichzeitig mahnte Genn, „das Gewissen zu prüfen, ob wir oft genug unseren Dienst als Anspruch, als Ort von Macht und Einfluss gesehen haben.“ Er kündigte an, die Gefahren des Klerikalismus in Gremien und Räten anzusprechen.

Abschließend unterstrich der Bischof, dass es neben allem notwendigen Handeln darum gehen müsse, „die inneren Momente dieses gesamten Geschehens aufzuarbeiten.“ Er frage sich, wie deutlicher werden könne, „dass wir eine dienende Kirche sind, und zwar in einem echten Miteinander und Füreinander“, ob es nicht zu sehr darum gehe, sich selbst zu retten, und „ob wir auch die Ohnmacht aushalten, die mit all dem verbunden ist.“ In diesem Sinne lud Genn ein, die Unfähigkeit vieler Täter zur Reue ebenso ohnmächtig mitzutragen wie das Kreuz derer, denen ihre schweren Verwundungen Vergebung noch unmöglich machen.

Im Anschluss an die Chrisam-Messe nahmen die Vertreter der Pfarreien die geweihten Öle mit. Musikalisch gestalteten Sänger der Domchöre unter Leitung von Domkapellmeister Alexander Lauer und Domorganist Thomas Schmitz die Chrisam-Messe.

Anke Lucht

Bildunterschrift: Dechanten aus verschiedenen Regionen des Bistums weihten gemein-sam mit Bischof Dr. Felix Genn die liturgischen Öle.                               Foto: Bischöfliche Pressestelle / Anke Lucht