© Oliver de Vries

Mehr Offenheit und weniger Hysterie

, Kreisdekanat Coesfeld

Dennis Horn bezeichnet sich selbst als „Nerd“ vom Dienst. Der Moderator, Reporter und Redakteur arbeitet seit mehr als 15 Jahren an der Schnittstelle zwischen Hörfunk, Fernsehen und Online. Als Journalist begleitet er die Digitalisierung kritisch, allerdings mit Haltung. In der Coesfelder St.-Lamberti-Kirche spricht er am 30. Januar um 19.30 Uhr über das Thema „Frieden im Netz“.

Mit der Veranstaltungsreihe möchte das Bistum Münster auf den Katholikentag einstimmen, der vom 9. bis 13. Mai unter dem Leitwort „Suche Frieden“ in Münster stattfindet.

Horn gehört zu den wenigen Journalisten, die sich im vergangenen Sommer in dem streng abgeschirmten Berliner Löschzentrum des sozialen Netzwerks Facebook umschauen durften. Was begeistert ihn am Internet, an den „neuen“ Medien? „Mich faszinieren auch die alten Medien. Die neuen sind nur anders. Sie sind interaktiv und ermöglichen völlig neue Formate. Sie machen den Austausch mit dem Publikum möglich“, sagt der in Köln geborene Digitalexperte. Dabei schätzt er vor allem das Publikum als dauerhaftes Korrektiv. „Es gibt Experten für jedes Thema. Das treibt mich als Journalisten unheimlich voran“, erklärt er. Den Redaktionen täten mehr „Nerds“ gut, die sich mit technischen Themen und der digitalen Welt beschäftigen. „Einige Redaktionen haben die enorme politische und gesellschaftliche Tragweite der Digitalisierung bis heute nicht erfasst. Deshalb glaube ich, dass es in jeder Redaktion einen ‚Nerd‘ vom Dienst geben muss, der für diese Themen kämpft“, sagt Horn, der als einer der ersten Onliner bereits 2001 beim WDR als freier Mitarbeiter tätig war. Er hofft, dass eines Tages die Angst vor dem „bösen Internet“ stirbt. „Ich wünsche mir mehr Offenheit fürs Netz und weniger Hysterie.“ Eine Stopptaste für die technische Entwicklung gebe es nicht mehr. Seine Aufgabe sieht er darin, die Entwicklungen zu erklären, damit wir alle sie selbst gestalten können.

Das Internet sei gut 20 Jahre jung. „Die Technik entwickelt sich enorm schnell. Der Umgang im und mit dem Netz ist so frisch, dass uns noch ein soziales und gesellschaftliches Regelwerk fehlt“, erläutert Horn mit Blick auf die Diskussionen über Hasskommentare und Propaganda. Doch er sieht ebenso, dass Politik und Gesellschaft nun aushandeln, wie sie mit dem Netz umgehen. „Es gibt Gesetzesbestrebungen, Regulierungsbemühungen und auch eine breite gesellschaftliche Debatte über den Umgang im Netz. Das ist etwas Gutes, und im Idealfall führt es eben zum ‚Frieden im Netz‘“, nimmt der Bezug auf das Thema des Abends. 

 

Informationen zur Reihe „Chorgestühl“

Mit der Veranstaltungsreihe „Chorgestühl“ möchte das Bistum Münster auf den Katholikentag einstimmen, der vom 9. bis 13. Mai unter dem Leitwort „Suche Frieden“ stattfindet. An drei Abenden werden sich jeweils drei Gäste über ihre Sicht auf das Thema Frieden austauschen. Jeder Abend beginnt mit einem kabarettistischen Einstieg von Christoph Tiemann. Die anschließende Gesprächsrunde wird von Andrea Benstein, Studioleiterin beim WDR in Münster, moderiert. 

Dienstag, 23. Januar, 19.30 Uhr, St. Viktor Dülmen: Zum Thema „Frieden in mir“ sprechen Schwester Teresa Zukic von der „Kleinen Kommunität der Geschwister Jesu“, Professor Gereon Heuft¸ Direktor der münsterschen Uniklinik für Psychosomatik und Psychotherapie und promovierter Theologe, sowie der querschnittsgelähmte Tischtennis-Sportler Thomas Schmidberger. 

Dienstag, 30. Januar, 19.30 Uhr, St. Lamberti Coesfeld: Zum Thema „Frieden im Netz“ sprechen Dennis Horn, Journalist (ARD) an der Schnittstelle zwischen Hörfunk, Fernsehen und Online, Grimmepreisträgerin Liane Mallinger von der Initiative #ichbinhier sowie die Medienwissenschaftlerin Professor Caja Thimm von der Universität in Bonn.

Dienstag, 6. Februar, 19.30 Uhr, St. Sixtus Haltern am See: Zum Thema „Frieden in der Welt“ sprechen Bischof Dr. Felix Genn, Anne Reidt, Leiterin der Hauptredaktion Kultur im ZDF, sowie Felicitas Weileder, stellvertretende Vorstandssprecherin der deutschen Sektion von Amnesty International.

Michaela Kiepe