„Mein Leben hat einen tieferen Sinn bekommen“

, Kreisdekanat Warendorf

„Manchmal werde ich ehrfürchtig angeschaut, wenn ich mich vorstelle – als hätte ich einen Heiligenschein.“ Klaus Höregott aus Neubeckum hat schon verschiedene Reaktionen auf seinen ungewöhnlichen Nachnamen erlebt. Meistens haben sie etwas mit Religion und Glaube zu tun. Der 61-Jährige, der aus dem Osten Deutschlands stammt, hatte bis vor kurzem selbst keine Verbindung zu Gott und dem Glauben. Das hat sich geändert: In der Osternacht am Samstag, 31. März, um 21 Uhr lässt er sich in der Pfarrkirche St. Joseph taufen.

Klaus Höregott sitzt auf seinem Sofa und liest in der Bibel.

Neben frischen Palmzweigen, die am vergangenen Sonntag gesegnet wurden, studiert Klaus Höregott in diesen Tagen die Bibel, um sich auf seine Taufe in der Osternacht vorzubereiten.

© Bistum Münster

Den Weg in die katholische Kirche hat Höregott über seine Lebensgefährtin gefunden. Beide leben im St.-Joseph-Heim in Neubeckum, eine Einrichtung der St.-Vincenz-Gesellschaft, die stationäres Wohnen für erwachsene Menschen anbietet. Seine Partnerin konvertierte von der evangelischen zur katholischen Kirche, Höregott erlebte den Prozess mit. „Als ich mit ihr in der Kirche war, die Predigt des Pfarrers gehört habe, da habe ich gemerkt, wie sehr mich das alles interessiert, wie viele Fragen ich habe“, erinnert er sich. 

Immer häufiger besuchte er die Gottesdienste und lernte so Pastor Günther Falkenberg von der Pfarrei St. Franziskus kennen. „Ich bin mit ihm ins Gespräch gekommen, wir haben uns einige Male getroffen und dann habe ich mich entschieden, mich taufen zu lassen“, blickt der Taufbewerber zurück. Seit vergangenem August sind viele weitere Treffen hinzugekommen, nahezu wöchentlich saßen Klaus Höregott und der Geistliche zusammen, auch Katechet Winfried Pieper war viele Male mit dabei. Zusammen haben sich über „Gott und die Welt“ unterhalten. Pastor Falkenberg hat die wichtigsten Grundsätze der katholischen Kirche erklärt und Lebenserfahrungen mit dem Glauben in Verbindung gebracht. 
Die Bibel hat mittlerweile einen festen Platz auf dem Wohnzimmertisch von Höregott. Gerne liest er darin die Geschichten, die „sehr anschaulich und lebendig erzählt“ sind. Begriffe und Hintergründe, die er nicht sofort versteht, notiert er und erkundigt sich bei Pastor Falkenberg danach. Auch das Gebet am Abend gehört dazu. „Kurz innehalten und danke sagen – das möchte ich nicht mehr missen“, sagt er. Insgesamt habe sich durch die Taufvorbereitung seine Sicht auf die Welt verändert, fasst er zusammen: „Mein Leben hat einen tieferen Sinn bekommen.“ 

Der Ausflug nach Münster anlässlich der Zulassungsfeier für die erwachsenen Taufbewerber mit Bischof Dr. Felix Genn im St.-Paulus-Dom war für Höregott ein besonderer Höhepunkt: „Da habe ich gemerkt, dass ich nicht alleine bin, dass sich noch viele andere auf diesen Schritt vorbereiten.“ Besonders intensiv sei die Begegnung mit dem Bischof gewesen, der ihm die Hände aufgelegt und ihn gesegnet habe: „So etwas vergisst man nicht.“

Bei dem Gedanken an die feierliche Osternacht ist der 61-Jährige schon jetzt etwas aufgeregt. Auch wenn er weiß, dass ihm seine Taufpatin – eine Arbeitskollegin seiner Partnerin – den Rücken stärken wird. Darum überwiegt auch die Vorfreude darauf, endlich zur Gemeinschaft der Christen zu gehören.

Ann-Christin Ladermann