Menschen begleiten

, Kreisdekanat Steinfurt

Was kann helfen, den Schmerz zu lindern? Diese Frage treibt Regina Schröer täglich aufs Neue an: „Wenn der Körper weh tut, leidet auch die Seele – und umgekehrt.“ Deshalb nimmt die Krankenhausseelsorgerin auf den Geriatrie- und Palliativ-Stationen im Rheiner Jakobi-Krankenhaus den Patienten immer ganzheitlich in den Blick.

Regina Schröer

Regina Schröer ist Pastoralreferentin und Krankenhausseelsorgerin im Jakobi-Krankenhaus in Rheine.

© Bistum Münster

Ihr erster Weg führt morgens ins Zimmer des Pflegepersonals: „Ich frage, wie die Nacht war. Ob Besonderes passiert ist, was es zu beachten gibt.“ Die freie Stelle der Krankenhausseelsorgerin im Jakobi war 2013 so etwas wie ein Wink des Schicksals oder eine Einladung Gottes... Als Regina Schröer davon hörte, überlegte sie nicht lange und wechselte aus der Pfarrei ins Krankenhaus: „Ich habe mich schon immer für die palliative Arbeit interessiert.“ Die 54-Jährige nahm an einer Qualifizierung teil, machte Fortbildungen speziell für die Krankenhauspastoral: „Es ist extrem wichtig, dass man sich im System Krankenhaus auskennt.“

Neben ethischem und medizinischem Wissen braucht es für die Aufgabe vor allem Sensibilität: „Die meisten Patienten haben keinen Bezug zur Kirche, aber große Sorgen“, sagt Regina Schröer – und fügt an: „Auch Kirchenfernstehende stellen sich bei schweren Erkrankungen oftmals die Frage: Warum lässt Gott das zu...?“

Gerade nach einer schlimmen Erstdiagnose sei der Redebedarf groß. Bei den älteren Patienten komme dann nicht selten viel an Lebensgeschichte wieder hoch. „Da braucht es eine gute Gesprächsführung.“ Jemanden zu haben, der da ist, der zuhört, dafür sind die Menschen im Krankenhaus dankbar. Und nicht nur die Patienten. Auch die Angehörigen und das Personal, mit dem Regina Schröer im engen Austausch ist. Der Krankenhausseelsorgerin ist es wichtig, verlässlich erreichbar zu sein. Montags ist sie deshalb immer auch am Nachmittag im Jakobi: „Über die Woche verteilt stehen wir immer auch als ökumenisches Seelsorgeteam zur Verfügung.“

Bei der Übergabe im Schwesternzimmer bekommt Regina Schröer oft wichtige Informationen zu den Bedürfnissen der Patienten. Kann sie nicht dabei sein, schiebt das Pflegepersonal auch schon mal einen Zettel unter der Tür her: „Darauf steht dann ein Name.“ Die Krankenhausseelsorgerin schaut dann sobald wie möglich bei dem Patienten vorbei.

Erlaubt es ihre Zeit, klopft Regina Schröer auch einfach an irgendeiner Zimmertür an und stellt sich vor: „Die meisten lassen sich auf ein Gespräch ein“, freut sie sich. Bei der ersten Kontaktaufnahme gehe es oftmals eher um Belangloses: „Irgendwann spürt man aber, dass es brennt.“ Der Auszug aus der Wohnung belastet gerade viele ältere Patienten. Genauso wie die Angst vor dem Tod. Regina Schröer drängt sich nie auf. Die Patienten bestimmen Thema und Tempo.

Aus ihren Erfahrungen wünscht sie sich, dass die Alten und Kranken mehr Beachtung in und von der Gesellschaft bekommen – gerade die an Demenz Erkrankten: „Wir dürfen diese Menschen nicht bloß verwahren, wir müssen ihre Nöte ernst nehmen, sie mehr begleiten.“

Einmal in der Woche wird im Krankenhaus ein Gottesdienst gefeiert. Die Tür zur Kapelle steht aber auch an allen anderen Tagen weit auf. Wer möchte, kann die Krankenkommunion im Zimmer empfangen, verbunden mit einem kurzen Gebet oder einem Lied. Für viele Patienten, weiß Regina Schröer, ist dies ein wichtiges Zeichen, „dass Gott, dass die Kirche sie nicht vergessen hat“.

Gudrun Niewöhner