Messdiener aus St. Mauritz waren dem Papst ganz nah

, Bistum Münster, Stadtdekanat Münster

Lucy Liem ringt nach Worten: „Es war überwältigend. Papst Franziskus – keine 20 Meter von uns entfernt.“ Mit leuchtenden Augen erzählt die Messdienerin von dem einmaligen Erlebnis, ihren elf Messdienerkollegen steht der gleiche Ausdruck ins Gesicht geschrieben. Das Los hatte entschieden, dass die Gruppe aus der Pfarrei St. Mauritz in Münster, die in diesen Tagen an der internationalen Ministrantenwallfahrt in Rom teilnimmt, bei der Papstaudienz am 31. Juli ganz vorne mit dabei sein durfte. Für die jungen Katholiken und Pastoralreferentin Lisa Sauer, die die Gruppe begleitet, ein Erlebnis, das sie nicht mehr vergessen werden.

Schon am frühen Nachmittag musste die Gruppe ihre Plätze einnehmen – so lauten die Vorschriften des Vatikans – und das, obwohl die Audienz erst um 18 Uhr begann. Doch das stundenlange Warten – glücklicherweise größtenteils im Schatten – habe sich gelohnt, ist Johanna Kolbert der Meinung: „Wir konnten beobachten, wie sich der Petersplatz immer mehr füllt und einige Messdiener sogar noch hinten auf der Straße standen. Wir hingegen waren so nah am Geschehen, dass wir sogar sehen konnten, wie der Papst von seinen Zetteln abliest.“ Begleiterin Lisa Sauer hat besonders der Blick hinter die Kulissen gefallen: „Im Fernsehen ist der Papst oft nur dann zu sehen, wenn er das Wort hat. Das Drumherum bleibt für den Zuschauer unsichtbar.“ Jetzt habe es die Gelegenheit gegeben, zu beobachten, stimmen ihr die Messdiener zu und nennen Beispiele: „Da reicht jemand dem Papst ein Glas Wasser, legt ihm Zettel in die Hände oder gibt ein Zeichen, dass es im Ablauf weitergehen kann.“

Dass sie einen Platz in der fünften Reihe seitlich des Papststuhles bekommen haben, sehen die Münsteraner vor allem als große Ehre und Würdigung ihres Dienstes. Für sie steht fest: Sie haben diese Aufgabe – gemeinsam mit einer Gruppe aus Duisburg – stellvertretend für alle Messdiener aus dem Bistum Münster übernommen. Papst Franziskus haben sie als freundlich und ruhig wahrgenommen. Und interessiert. Camilla Karnau freut sich, dass Franziskus auf die Themen und Fragen der Jugendlichen eingegangen ist. „Es war interessant, Kirche mal in dieser Größendimension zu erleben“, sagt sie. In der Heimat erlebe man überwiegend das Pfarreileben, also auf kleinstem Raum. Jetzt aber wisse sie: Das katholische Oberhaupt nehme die Fragen der Messdiener ernst.

So antwortete Papst Franziskus auf fünf Fragen von Jugendlichen, darunter auch ein deutscher Messdiener aus dem Bistum Speyer. Auf seine Frage, warum der Glaube für Franziskus so wichtig sei, gab es von Papst Franziskus sogar eine kurze Antwort auf Deutsch: „Ich habe verstanden.“ Auf Italienisch führte er dann aus, dass Glaube für ihn wie die Luft zum Atmen sei und helfe, den Sinn des Lebens zu verstehen. Er rief die jungen Katholiken auf, „Bauleute und Werkzeuge des Friedens“ zu sein. Ob jemand wirklich Jünger Jesu sei, müsse sich am Einsatz für den Frieden ablesen lassen. Zugleich sollten sich die Jugendlichen „ungeschminkt“ mit ihren Stärken und Grenzen vor Gott stellen.

Insgesamt waren mehr als 60.000 Messdienerinnen und Messdiener aus 19 Ländern auf dem Petersplatz versammelt. Eine Sache hat Elena Pott dabei überrascht: „Obwohl es so viele waren, konnte man spüren, dass alle aus der gleichen Motivation da sind und uns eine Sache verbindet.“ Das habe sich auch beim Singen gezeigt. Kräftig hätten die Messdiener aus der ganzen Welt die Lieder, die von einer Band und einem Ministrantenchor begleitet wurden, mitgesungen. Nur Papst Franziskus habe sich damit etwas schwergetan. Die Messdiener aus St. Mauritz hätten das registriert – und reagiert: „Wir haben einfach doppelt so laut gesungen.“

Ann-Christin Ladermann