Mindestbedingungen für Fairness

, Bistum Münster

Weltweiter Handel hat in der Vergangenheit vielen Menschen einen Weg aus der Armut ermöglicht. Gleichzeitig hat er jedoch auch problematische Auswirkungen: Er verursacht Menschenrechtsverletzungen, unfaire Arbeitsbedingungen, Lohnabschläge und Umweltzerstörungen. Handelspolitik ist deshalb eng verknüpft mit der Entwicklungspolitik und aus diesem Grund das zentrale Thema der Jahrestagung Entwicklungspolitik 2019, die von Freitag bis Sonntag, 11. bis 13. Januar, in der katholischen Akademie Franz-Hitze-Haus (FHH) in Münster stattfindet. Zu den teilnehmenden Experten gehört Prof. Dr. Heiner Flassbeck, ehemaliger Chef-Volkswirt der Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung (UNCTAD).

Prof. Dr. Heiner Flassbeck

Prof. Dr. Heiner Flassbeck, ehemaliger Chef-Volkswirt der Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung (UNCTAD), ist einer der Referenten bei der Jahrestagung Entwicklungspolitik 2019.

Er sieht derzeit eine deutliche Abschwächung des Welthandels. „Jenseits dessen gibt es aber eine gewaltige Konfusion darüber, was überhaupt effizienter und fairer Handel sein kann. Wir haben derzeit nichts dergleichen auf der Welt.“

Alle Staaten verfolgten ihre kleinteiligen Interessen, erklärt Flassbeck weiter: „Der globale Handel leidet jedoch vor allem an dem globalen Unverständnis darüber, wo man wirklich hin will, was das Ziel eines ,freien Handels‘ ist.“ Schuld daran sei die herrschende Lehre in der Ökonomik, die an der Fiktion eines fast automatisch allen zugutekommenden Freihandels festhält, obwohl dessen Voraussetzungen nirgendwo gegeben seien.

Welche Folgen Handelsabkommen für die Menschen haben, lässt sich aus Flassbecks Sicht nicht pauschal sagen: „Wir wissen aber, dass die gesamte Globalisierung der vergangenen Jahrzehnte wegen der falschen Theorien des Neoliberalismus nur wenigen zugutegekommen ist.“

Die Menschenwürde sei dabei ein großes Thema: „Das betrifft nicht nur den Welthandel, sondern unser Wirtschaften überhaupt.“ Für Fairness gebe es Mindestbedingungen, die man global durchsetzen müsste, appelliert der Experte an die Weltgemeinschaft. Deutschland verstoße gegen diese Bedingungen beispielsweise mit seinen hohen Exportüberschüssen.

Alleine, betont Flassbeck, könne jeder Einzelne wenig zu einer Verbesserung beispielsweise durch sein Konsumverhalten beitragen: „Da das gesamte Regelwerk aus den Fugen geraten ist, kann der Einzelne es nicht kitten. Der Konsument hat zu wenig Einblick in die Zusammenhänge, als dass er wirklich korrigierend eingreifen könnte. Außerdem müsste man die Konsumenten der ganzen Welt überzeugen, was unmöglich ist.“

Gudrun Niewöhner