Er sieht derzeit eine deutliche Abschwächung des Welthandels. „Jenseits dessen gibt es aber eine gewaltige Konfusion darüber, was überhaupt effizienter und fairer Handel sein kann. Wir haben derzeit nichts dergleichen auf der Welt.“
Alle Staaten verfolgten ihre kleinteiligen Interessen, erklärt Flassbeck weiter: „Der globale Handel leidet jedoch vor allem an dem globalen Unverständnis darüber, wo man wirklich hin will, was das Ziel eines ,freien Handels‘ ist.“ Schuld daran sei die herrschende Lehre in der Ökonomik, die an der Fiktion eines fast automatisch allen zugutekommenden Freihandels festhält, obwohl dessen Voraussetzungen nirgendwo gegeben seien.
Welche Folgen Handelsabkommen für die Menschen haben, lässt sich aus Flassbecks Sicht nicht pauschal sagen: „Wir wissen aber, dass die gesamte Globalisierung der vergangenen Jahrzehnte wegen der falschen Theorien des Neoliberalismus nur wenigen zugutegekommen ist.“
Die Menschenwürde sei dabei ein großes Thema: „Das betrifft nicht nur den Welthandel, sondern unser Wirtschaften überhaupt.“ Für Fairness gebe es Mindestbedingungen, die man global durchsetzen müsste, appelliert der Experte an die Weltgemeinschaft. Deutschland verstoße gegen diese Bedingungen beispielsweise mit seinen hohen Exportüberschüssen.
Alleine, betont Flassbeck, könne jeder Einzelne wenig zu einer Verbesserung beispielsweise durch sein Konsumverhalten beitragen: „Da das gesamte Regelwerk aus den Fugen geraten ist, kann der Einzelne es nicht kitten. Der Konsument hat zu wenig Einblick in die Zusammenhänge, als dass er wirklich korrigierend eingreifen könnte. Außerdem müsste man die Konsumenten der ganzen Welt überzeugen, was unmöglich ist.“
Gudrun Niewöhner