Mission für die Menschen

, Bistum Münster, Kreisdekanat Borken

„Wir haben damals viel bekommen, jetzt möchte ich etwas zurückgeben.“ Khatchik Kaspar weiß, wie schwer es ist, als Flüchtling in einem fernen Land mit einer fremden Kultur neu anfangen zu müssen. Der Glaube und die Gemeinschaft können in dieser schwierigen Situation Halt geben. Deshalb war es für den 35-jährigen Syrer selbstverständlich, sich auf Bitten von Pfarrer Dr. Miled Abboud für die Gemeinde der Arabisch sprechenden Christen in Gronau zu engagieren. Dass schon nach wenigen Monaten mehr als 200 Gottesdienstbesucher einmal im Monat sonntags in der St.-Josef-Kirche die Messe mitfeiern, macht Kaspar durchaus ein bisschen stolz.

Khatchik Kaspar

Khatchik Kaspar engagiert sich in der Gemeinde der Arabisch sprechenden Christen in Gronau.

© Bistum Münster

Als er 14 Jahre alt war, folgte die Familie dem Vater in die Niederlande: „Bis dahin bin ich in Aleppo aufgewachsen.“ Vor zweieinhalb Jahren ist Kaspar, der weiter für den holländischen TÜV in Zwolle arbeitet, mit seiner Frau und den beiden acht und sechs Jahre alten Kindern nach Deutschland gezogen, weil die Häuser und Grundstücke diesseits der Grenze größer und günstiger sind, „aber auch aus ethischen Gründen“, sagt er. Sonntags ist Ruhetag. Darauf legt der Familienvater Wert: „Anders als bei den Nachbarn bleiben die Geschäfte in Deutschland geschlossen, die Rasenmäher in der Garage.“ Kleinigkeiten, die ihm aber wichtig sind.

Schon in Enschede hat sich der orthodoxe Christ - seine Frau ist Katholikin - für die Kirche engagiert – und dabei Pfarrer Abboud kennengelernt, den er selbst Vater Miled nennt. Um den vielen Arabisch sprechenden Flüchtlingen, die als Katholiken in Gronau leben, ein Stück Heimat zu geben, wünschte sich der Priester, der selbst aus dem Libanon stammt, einen muttersprachlichen Gottesdienst vor Ort. In Kaspar fand er vor einem knappen halben Jahr einen engagierten Mitstreiter, der seitdem ordentlich Werbung für das Angebot macht: „Ich habe Zettel in Einrichtungen wie beispielsweise den Kindertagesstätten verteilt.“ Mit Erfolg. Die Zahl der Kirchgänger steigt: „Und wir werden sicher noch mehr, wenn es sich weiter rumgesprochen hat.“

Besondere Feste gibt es in der zusammengewürfelten Gemeinde nicht: „Wir kommen aus verschiedenen Ländern mit unterschiedlichen nationalen und regionalen Traditionen.“ Darauf soll Rücksicht genommen werden: „Wir beschränken uns auf das Wesentliche. Uns verbindet die arabische Sprache.“ Die Gemeinde in Gronau aufzubauen, sieht Kaspar  als seinen Auftrag: „Ich habe die Mission, den Menschen zu helfen, sich zurechtzufinden.“ Deshalb sollen nach dem Sonntagsgottesdienst auch nicht alle gleich wieder auseinandergehen. „Wir wollen uns treffen, miteinander ins Gespräch kommen – und uns gegenseitig unterstützen.“ Gerne würde der Familienvater Gemeindegruppen gründen – für Kinder, Senioren, Frauen... Einen Chor gibt es bereits. Khatchik Kaspar singt selbstverständlich mit.

Während er die Hoffnung hat, dass sich die Jüngeren in das Gemeindeleben der deutschen Pfarreien integrieren, glaubt er, dass dieser Schritt den Älteren schwerer fällt: „Alleine die Sprache wird Hindernis und Herausforderung sein.“

Auch wenn das ehrenamtliche Engagement viel Zeit kostet und die Familie manchmal hintenanstehen muss, dem 35-jährigen Syrer macht es Spaß: „Es ist schön zu sehen, wie viele immer wiederkommen und andere mitbringen.“

Gudrun Niewöhner