"Möglichkeiten besser nutzen"

, Bistum Münster

„Wohin führt dich dein Herz?“ Diese Frage hat Ralf Meyer umgetrieben. Soll er weiter Mathe und Physik studieren...? Oder doch lieber katholische Theologie, um Priester zu wer-den...? Der Kaplan aus Greven hat sich für seine Entscheidung Zeit genommen. Lange. Erst im letzten Semester stand für ihn fest: „Ja, ich lasse mich weihen.“ Bereut hat der 32-Jährigen diesen Schritt nie. „Ich bin sehr gerne Priester – mit allen Einschränkungen und Möglichkeiten.“ Ralf Meyer ist eines von 27 Gesichtern, mit denen das Bistum Münster unter dem Leitwort „Gott sei Dank für dein Talent“ in den sozialen Netzwerken, auf Postkarten und in Fachzeitschriften um neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wirbt.

Kaplan Ralf Meyer

Kaplan Ralf Meyer aus Greven ist gerne Priester.

© Bistum Münster

Meyer hatte kein einschneidendes Berufungserlebnis. Es war ein schleichender Prozess, erinnert sich der gebürtige Mettinger. Zwar war er Messdiener und auch Mitglied im Pfarreirat, der konsequente Besuch des Sonntagsgottesdienstes gehörte jedoch nicht zwingend zum Familienwochenende. Irgendwann als Jugendlicher habe er aber gemerkt, dass ihm die Feier der Messe guttue: „Ich bin ein nachdenklicher Mensch, die Ruhe in der Liturgie gefiel mir immer mehr.“

Auch wenn nicht alles in der katholischen Kirche leicht mitzutragen ist, im Bistum Münster fühlt sich Ralf Meyer in seinem Amt wertgeschätzt. Nichtsdestotrotz hat der junge Priester Veränderungsvorschläge und erhofft sich mehr Offenheit für neue Methoden. Ihn erschrecken die manchmal konservativen und altbackenen Ansichten über die Jugendarbeit in den Pfarreien. Mit den Grevener Jugendlichen kommuniziert er über soziale Netzwerke, postet Nachrichten aus der Pfarrei bei Facebook, lädt per Whatsapp zu Jugendgottesdiensten ein, hat selbst einen Account bei Instagram. „Diese Plattformen könnten wir als Kirche noch viel mehr nutzen, um unsere Botschaft öffentlich zu machen“, glaubt der Kaplan.

Als Seelsorger möchte er vor allem für diejenigen da sein, die mit Gott, dem Glauben oder ihrem Leben Schwierigkeiten haben: „Dafür bin ich Priester geworden“, betont Meyer.

Debatten über neue oder zu verändernde Strukturen findet er hingegen nicht selten müßig, auch wenn die Themen an sich wichtig seien. Von den Kritikern würde er sich statt des Protestes oftmals mehr Engagement wünschen. Dass Missbrauchsfälle aufgeklärt werden müssten, bedarf für ihn keiner Diskussion: „Darüber müssen wir nicht reden, das ist selbstverständlich.“

Dass er als Gesicht des Bistums Münster vorgeschlagen wurde, schmeichelt dem 32-Jährigen, der in seiner knappen Freizeit Brettspiele und lesen mag, ein bisschen. Das professionelle Fotoshooting für die Arbeitgeber-Kommunikation war dann auch ein aufregendes Erlebnis für den jungen Kaplan: „Die Leute am Set haben durch ihre freundliche und nette Art eine Atmosphäre geschaffen, die anfängliches Lampenfieber vergessen ließ“, lobt er das angenehme Drumherum. Und so sind ausdrucksstarke Schwarz-Weiß-Portraitaufnahmen entstanden, mit denen das Bistum Münster zeigen will, dass es eine große Vielfalt an Berufen in der katholischen Kirche gibt.

Gudrun Niewöhner