„Müssen Anpackmentalität entwickeln“

, Bistum Münster

Fluten in Mitteleuropa, verheerende Feuer in Südeuropa: Was lässt sich aus diesen extremen Wetterereignissen über den Klimawandel ableiten? Und was kann da der oder die Einzelne durch Änderung des persönlichen Verhaltens gegen den Klimawandel tun? Welche Rolle hat die Kirche bei der Bewahrung der Schöpfung? Alles Fragen, mit denen sich Fabian Teltrop von der Fachstelle Umweltschutzmanagement und Schöpfungsverantwortung im Bischöflichen Generalvikariat beschäftigt.

Fabian Teltrop

Fabian Teltrop leitet die Fachstelle Umweltschutzmanagement und Schöpfungsverantwortung im Bischöflichen Generalvikariat.

© Bistum Münster

Grundsätzlich müsse zunächst zwischen Wetter und Klima unterschieden werden, erklärt Teltrop: „Als Wetter wird der Zustand der Atmosphäre in sehr kurzen Zeiträumen bezeichnet, beispielsweise von mehreren Stunden oder Tagen. Das Klima hingegen beschreibt eher den statistischen Durchschnitt des Wetters über lange Zeiträume, üblicherweise werden Zeiträume von mindestens 30 Jahren betrachtet.“ Extreme Wetterereignisse, sagt der Experte, würden auch bei gleichbleibendem Klima auftreten: „Sie gehören zur natürlichen Variabilität des Klimas. Der Klimawandel hat allerdings Auswirkungen auf die Häufigkeit und Intensität von Extremwetterereignissen.“

Die Flutkatastrophe im Juli dieses Jahres sei durch heftigen Starkregen verursacht worden. Eine kürzlich veröffentlichte internationale Studie zeige, dass sich sowohl die maximale Niederschlagsmenge als auch die Häufigkeit solcher Starkregenereignisse erhöht habe. Ähnliches sei für andere Extremwetterereignisse in diesem Jahr festgestellt worden. So zeige eine weitere Studie, dass eine extreme Hitzewelle wie in Kanada mit Temperaturen bis knapp 50 Grad Celsius und hunderten Hitzetoten ohne menschengemachten Klimawandel praktisch unmöglich gewesen sei. Es lasse sich also sagen, dass durch den Klimawandel Extremwetterereignisse sowohl häufiger werden als auch in ihrer Intensität zunehmen, betont Teltrop.

Angesichts der globalen und nahezu jeden Lebensbereich umfassenden Dimension des Klimawandels scheine der Einfluss einzelner Menschen zunächst unbedeutend zu sein. „Wenn wir das Fortschreiten und die Auswirkungen des Klimawandels zum Schutz unserer Lebensgrundlagen aber soweit wie möglich verringern wollen, ist das Handeln jeder und jedes Einzelnen von immenser Bedeutung.“ Und Teltrop fügt an: „Der Schutz unseres Klimas wird nicht allein durch Entscheidungen und Vereinbarungen auf Klimakonferenzen gelingen.“

Jeder Mensch könne durch individuelle Entscheidungen einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. An Beispielen, wie das gelingen könne, mangele es nicht: Für kurze Strecken das Rad statt das Auto zu nutzen, den Fleischkonsum zu verringern oder zertifizierten Ökostrom zu beziehen, seien nur einige davon. „Wichtig ist, einfach anzufangen und vielleicht auch verschiedene Wege auszuprobieren“, appelliert Teltrop.

Angst sei selten ein guter Ratgeber, auch nicht bei der Bewältigung der Herausforderungen des Klimawandels. „Vielmehr glaube ich, dass wir eine Anpackmentalität entwickeln müssen“, fordert der Umweltfachmann aus dem Bistum.

Die Kirche habe im Zusammenhang mit dem Klimawandel eine doppelte Verpflichtung: „Einerseits muss Klimaschutz in den eigenen kirchlichen Einrichtungen und Liegenschaften deutlich vorangetrieben werden. Vom Gebäudebereich über unsere Mobilität bis zur Frage der Beschaffung gibt es hier viele Hebel, um Verbesserungen zu erzielen.“ Ebenso müsse überlegt werden, wie die nachhaltige Bewirtschaftung verpachteten Lands gefördert werden und wie in Küchen nachhaltiger gewirtschaftet werden könne.

Gleichzeitig zählten Klima- und Umweltschutz im Sinne der Schöpfungsverantwortung aber auch zu den Kernaufgaben im pastoralen Bereich. „In diesem Kontext muss die Kirche ihre Verantwortung wahrnehmen, das Thema zu vermitteln, zu sensibilisieren, zu moderieren und als Anwalt für mehr Umwelt- und Klimaschutz einzutreten“, so Teltrops klare Devise.

Angesichts ihrer Verantwortung für die Menschen, die besonders unter den Auswirkungen des Klimawandels leiden und gegenüber künftigen Generationen hänge mit dem Einsatz für den Schutz des Klimas und der Umwelt auch die Glaubwürdigkeit der Kirche zusammen.

Anke Lucht / Gudrun Niewöhner