Musik als Hoffnung

, Stadtdekanat Münster

Ein schlichter Essnapf inmitten der Kirche: Eingeritzt sind in ihm Lieder eines norwegischen Komponisten. Die Geschichte hinter diesem Essnapf erzählten die Schülerinnen des Musik- und Geschichtsprojektkurses der Bischöflichen Marienschule in ihrem Konzert in der Petrikirche in Münster.

Die Lieder stammen von dem norwegischen Lehrer und Komponisten Gunnar Kjeldaas, der 1890 geboren wurde und in Leipzig Kompositionen studierte. Er wurde im Jahre 1942 von den deutschen Nationalsozialisten, die Norwegen während des Zweiten Weltkrieges besetzt hatten, verhaftet und von seiner Familie getrennt. Zusammen mit vielen Kollegen und Eltern seiner Schüler hatte er sich der Einflussnahme der Nazis auf ihr Leben widersetzt und wurde daraufhin in das Lager Elvenes ganz im Norden Norwegens deportiert. Im Lager komponierte er die Lieder, die er auch auf seinen Essnapf ritzte. 
Wie erlebte Kjeldaas den wochenlangen Transport ins Arbeitslager? Wie ertrug er Hunger, Kälte, Krankheit und Tod? Diese Fragen stellten sich die Schülerinnen der Marienschule. Angeleitet von ihren Lehrern Marlies Baar, Simon Niehaus (Geschichte), Jürgen Laumann und Daniel Lembeck (Musik) und in Kooperation mit Professor Michael Custodis vom Institut für Musikwissenschaft der WWU Münster entwickelten sie den Plan für ein Konzert. 

Unter dem Titel „wird nicht immer Winter sein“ präsentierten die Schülerinnen die Lieder Gunnar Kjeldaas in beeindruckender Form durch eine Kombination von Musik und kurzen Impulsen und zeigten so die Angst und Verzweiflung, das Herausgerissenwerden aus dem Leben, aber auch die individuelle Wahrnehmung der Zeit. Dazu bedienten sie sich Elemente wie der Improvisation und Variation, des gleichzeitigen Singens und Spielens in verschiedenen Tempi und der Aufstellung an verschiedenen Orten der Kirche. Es gelang den Schülerinnen dabei nicht nur Kjeldaas´Leben und seine Lieder vorzustellen, sondern auch zu vermitteln, dass Musik im Lager Hoffnung und Kraft gab und den Zusammenhalt stärkte. Dies griffen die Schülerinnen durch das Lied der Moorsoldaten auf, das im emsländischen KZ Börgermoor entstand. 

Beeindruckt zeigte sich vor allem Anna-Ma Kjeldass, Enkelin des Komponisten, die zum Konzert nach Münster gekommen war und zum ersten Mal die Musik ihres Großvaters erleben durfte. Stille und Standing Ovations des Publikums zeigten am Ende die besondere Atmosphäre dieses Konzertes.

Text: Bischöfliche Marienschule