Neues Leitungsteam bildet zum Kulturmittler aus

, Stadtdekanat Münster

Es war eine Situation, die die kulturelle Vielfalt abbildete, als vor einigen Jahren das iranische Neujahrsfest mit dem christlichen Karfreitag zusammenfiel. „Am Aasee feierten viele Iraner gemeinsam das Neujahrsfest, während die meisten Münsteraner den stillen Karfreitag begingen“, erinnert sich Farugh Arezumand, der selbst im Iran geboren und aufgewachsen ist. Er hat Unverständnis auf beiden Seiten erlebt: „Dabei war weder die eine noch die andere Form als Beleidigung der anderen Kultur gegenüber gemeint“, betont er. Für den Juristen und zweifachen Familienvater steht fest: „Nur durch das Kennenlernen des Fremden können sich Haltungen verändern.“

Dario Hülsmann (unten rechts), Barbara Lipperheide (unten links), Farugh Arezumand (oben rechts) und Edith Thier (Leiterin des Hauses der Familie) freuen sich auf den Start des transkulturellen Männerforums.

© Haus der Familie

Ein Angebot des „Hauses der Familie“ liegt Arezumand darum besonders am Herzen. Beim „transkulturellen und interreligiösen Männerforum“, an dessen Ende die Qualifizierung zum Kulturmittler steht, wird genau das einer Gruppe von Männern aus unterschiedlichen Herkunftsländern und Kulturen ermöglicht. Ein Jahr lang beschäftigen sich rund 15 Männer im Alter von 20 bis 65 Jahren, die sich zu verschiedenen Religionen oder Weltanschauungen bekennen, damit, wie ein neues gesellschaftliches Miteinander gestaltet werden kann. Inhalt sind vor allem die eigenen Erfahrungen.

„Es ist keine akademische Veranstaltung“, betont Barbara Lipperheide vom „Haus der Familie“, auch wenn das Männerforum sich an Männer mit guten Deutschkenntnissen richtet. Die persönliche Auseinandersetzung stehe im Mittelpunkt des Seminars. „Hemmungen vor etwas, das mir fremd ist oder das mir Angst macht, können nur über das persönliche Kennenlernen abgebaut werden“, erklärt sie das Ziel. Anfangs begegnen sich die Männer als Fremde. Kultur, Religion, Lebenssituation – all das unterscheidet sie voneinander. „Doch nach und nach erfahren sie, dass alle ähnliche Bedürfnisse haben, dass ähnliche Themen sie beschäftigen.“ Bestimmte Themen seien gesetzt, wie Methoden der gewaltfreien Kommunikation, verschiedener Strategien zur Lösung von Konflikten oder die eigene Biografie. „Das meiste aber ergibt sich durch das, was die Männer an Themen in die Gruppe einbringen“, sagt Barbara Lipperheide. 

Farugh Arezumand hat 2017 selbst am damals ersten Männerforum teilgenommen. „Es verändert die Perspektive auf das Leben und hilft, in der Gesellschaft, in der Familie, in der Nachbarschaft besser miteinander klarzukommen.“ Er möchte das, was er selbst erfahren durfte, weitergeben und gehört zum Leitungsteam des Männerforums. Genauso wie der Theologie Dario Hülsmann, der am Welthaus der Missionsschwestern in Hiltrup mit Auslandsfreiwilligen arbeitet sowie spirituelle Angebote betreut. „Ich habe zwei Jahre einen Freiwilligendienst in Bolivien absolviert und finde es spannend, wie stark andere Kulturen die eigene Biografie prägen und welche Wege es gibt, diese Erfahrungen weiterzugeben.“

Das Männerforum beginnt im August, läuft über ein Jahr und beinhaltet 15 Abendtermine sowie fünf Termine an Freitagabenden und Samstagen (ohne Übernachtung). Für die teilnehmenden Männer entstehen keine Kosten. Das Männerforum ist eine in der Stadt Münster angesehene und bekannte Zusatzqualifikation. Anmeldungen für einen unverbindlichen Informationsabend nimmt Barbara Lipperheide unter Telefon 0251/4186634 oder Mail lipperheide@bistum-muenster.de bis Mittwoch, 15. Juli, entgegen. 

Ann-Christin Ladermann