Neujahrsempfang des Diözesankomitees der Katholiken im Bistum Münster

Zu einem "aufgeklärt modernen" Umgang mit Menschen mit Behinderung hat der Berliner Sozialethiker Professor Dr. Andreas Lob-Hüdepohl aufgerufen.

Menschen mit Behinderung sollten nicht nur dabei, sondern "mittendrin" im gesellschaftlichen Leben sein, forderte Lob-Hüdepohl am Samstag, 11. Januar in Münster beim Neujahrsempfang des Diözesankomitees der Katholiken im Bistum Münster. Er mahnte zudem, das Thema "Inklusion" nicht nur auf den Schulbereich zu reduzieren.

Lob-Hüdelpohl, der theologische Ethik an der Katholischen Fachhochschule in Berlin lehrt, verwies auf die Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2006, die auch von Deutschland ratifiziert wurde: Sie sei ein Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderung in allen Lebenslagen und Lebensbereichen. Die UN-Konvention fordere, dass Menschen mit Handicap in ihrer eigenen Rolle wahrgenommen, beteiligt und gleichberechtigt am Leben mit allen anderen teilnehmen können sollten.

Nach Darstellung des Festredners ist der Kern der Inklusion von Menschen mit Behinderung die Stärkung des Zugehörigkeitsgefühls durch "uneingeschränkte Teilhabe". Es gehe darum, gemeinsam zu leben, zu wohnen, zu arbeiten. Lob-Hüdepohl, der auch Mitglied des Zentralkomitees der Katholiken in Deutschland ist, wünschte sich überdies eine Teilhabe von Behinderten "an den normalen Vollzügen kirchengemeindlichen Lebens" – so etwa beim Empfang von Sakramenten wie etwa der Firmung.

Bischof Dr. Felix Genn und die Bistumszeitung "Kirche+Leben" zeichneten im Rahmen des Neujahrsempfangs vier Einzelpersonen, Gruppen und Projekte mit dem "Dialogpreis für gute Taten" aus. Vorgeschlagen waren 55 Kandidaten, über deren ehrenamtliches Engagement im Lauf des Jahres 2013 in "Kirche+Leben" berichtet worden war.

Ausgezeichnet wurden: Matthias Ebert und Freunde mit ihrem Festival "Rock am Turm" in Coesfeld: Entstanden aus der kirchlichen Jugendarbeit organisieren sie alljährlich ein Musikfest gegen Extremismus und Intoleranz; das Projekt "Marischa" in Münster, initiiert von zwei Theologiestudierenden in Münster, die sich um Frauen auf Münsters Straßenstrich kümmern; die ehrenamtliche Malteser-Hospizgruppe Goch-Uedem-Xanten-Sonsbeck, in der rund 40 Frauen und Männer sterbenden Menschen beistehen – sei es im Krankenhaus oder in der heimischen Wohnung und das das Projekt "El Camino 2013", bei dem im vergangenen Jahr rund 1.500 Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam in zehn Etappen von Kirchweyhe bei Bremen bis Wallenhorst-Rulle bei Osnabrück auf dem nordwestdeutschen Teil des Jakobswegs gepilgert sind.

Zum Abschluss des Neujahrsempfangs feierte Bischof Genn im St.-Paulus-Dom die Eucharistie. In seiner Predigt würdigte er die mit dem Dialogpreis ausgezeichneten Initiativen. Diese seien "wertvolle Zeichen, dass trotz aller Krise christlichen Leben im Ursprung sich entfallen kann – im Tun der Liebe." Genn dankte auch darüber hinaus allen Laien für ihr Engagement in Gemeinden, Verbänden und Inititiativen.

Im Blick auf die Preisträger sagte der Bischof, dass diese das umsetzten, wozu gerade auch Papst Franziskus noch einmal verstärkt aufrufe, nämlich "an die die Ränder zu gehen". Mit Blick auf das Fest der Taufe des Herrn, das die katholische Kirche an diesem Sonntag feiert, verwies der Bischof darauf, dass sich auch Christus selbst in die Schlange der Sünder gestellt habe und so "bis ganz nach unten" und an den äußersten Rand gegangen sei. Bischof Genn ermutigte die Gemeinde, es Jesus gleich zu tun und rief konkret zur Feindesliebe auf: "Nein zum Krieg unter uns!". Die Gläubigen sollten im neuen Jahr versuchen, auch den Menschen in ihr Herz aufzunehmen, "der uns hasst, der uns an den Rand drängt" und in ihm den zu sehen, für den Christus auch gestorben sei.

Das "Diözesankomitee der Katholiken im Bistum Münster" ist der Zusammenschluss der organisierten Kräfte des Laienapostolats auf Bistumsebene. Ihm gehören Vertreter aus diözesanen Verbänden und Organisationen, den Räten der Kreis-, Stadt- und Landeskomitees der Katholiken sowie weitere katholische Persönlichkeiten aus Kirche und Gesellschaft an. Die Laienvertretung will nach eigenen Angaben "Stimme der Kirche" in Politik und Gesellschaft sein; gleichzeitig will sie innerkirchlich die Anliegen der Laien artikulieren und das kirchliche Leben mitgestalten. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.dioezesankomitee.de

Text: Bischöfliche Pressestelle
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