Nicolai-Bruderschaft feiert 600-jähriges Bestehen mit Bischof Genn

, Kreisdekanat Kleve

Sechs Jahrhunderte sind seit der Gründung der St.-Nicolai-Bruderschaft in Issum vergangen. Zum großen Jubiläum feierten die Schützen am 30. August einen festlichen Gottesdienst mit Bischof Dr. Felix Genn und Weihbischof Rolf Lohmann. Beide wurden von Dechant Stefan Keller und, stellvertretend für den Pfarreirat, Cornelia Graßhoff begrüßt. Er sei, betonte Bischof Genn, gerne zu diesem „denkwürdigen Jubiläum“ nach Issum gekommen. Auch wenn er schon viel von der Pfarrei gehört habe, sei es sein erster Besuch. Das Jubiläum sei ein guter Anlass, Rück- und Ausblick zu halten. „Gott hat ein gutes Wort für uns“, lud er die Schützen zur Feier des Gottesdienstes ein.

In der Predigt ging er auf das Evangelium ein, das von den Jungfrauen berichtet hatte, die auf die Ankunft des Bräutigams warten (Mt 25, 1-13). Es gehe um die Wachsamkeit, erläuterte Genn. Er habe sich gefragt, wie er die Geschichte aus der Bibel auf die Schützen übertragen könne. Wachsamkeit sei eine der Grundeigenschaften der Bruderschaften. Sie seien ursprünglich aus Bürgerwehren hervorgegangen, die die Menschen und im kirchlichen Geist das Sakrament bei den Prozessionen schützten. „Das verlangt Wachsamkeit“, erklärte Genn. Es gehe im ganzen Leben darum, das Entscheidende nicht zu verpassen und nicht zu vergessen, was das Wichtigste im Leben ist.

Die Bruderschaft habe die Aufgabe, die Werte, die sie von Anfang an geleitet haben, auch den Jüngeren zu vermitteln – nicht einfach nur aus Tradition, sondern um die Gegenwart zu gestalten. „Vorbilder und Zeugen sind wichtig, gerade heute, wo es viel schwieriger als früher ist, die richtigen Entscheidungen zu treffen.“ Die Worte „Glaube, Sitte, Heimat“ – das Motto der Schützen – seien nicht abgegriffen, sondern hätten durch die Jahrhunderte die Menschen getragen.

Im Glauben, betonte Genn, liege ein Hoffnungspotenzial, das auch zur Verantwortung im Leben rufe. Sitte sei eine Grundprägung des Lebens, die dazu führt, nicht einem Ego-Trip zu folgen, sondern sich auch für Andere einzusetzen. Und Heimat schließlich sei ein prägender Begriff, in dessen Kern es darum gehe, dass das Gemeinwesen die Gemeinschaft zuhause formt. „Nicht gelenkt von Gier, sondern von Hingabe an den Nächsten. Weg von mir, hin zu den Anderen“, erklärte der Bischof. Nur so könne es Familie und Gemeinschaft geben. Das bedeute für Christen, niemanden auszuschließen, sondern auch Fremden mit Sensibilität zu begegnen. „Was für eine Herausforderung in der heutigen politischen Situation“, unterstrich er. „Man kann keine Tendenzen unterstützen, die nur auf das eigene Volk schauen und ausgrenzen wollen.“ Schließlich sagte Genn: „Ich wünsche Ihnen, dass Sie diese Grundwerte weitergeben und danke Ihnen für Ihren Einsatz.“

Dank äußerte im anschließenden Festakt auch Dechant Stefan Keller als Bezirkspräses der Schützen. Er erinnerte an die enge Verbindung zwischen der Nicolai-Bruderschaft und der Kirche in Issum, die mit Nikolaus beide den gleichen Patron verehren. Dabei erinnerte er an viele Momente, die durch den Einsatz der Schützen ermöglicht wurden. Er wünsche der Bruderschaft viele kreative Phasen im Leben miteinander. Daraus wachse Zukunft. „Möge Ihnen der Heilige Nikolaus dazu vom Himmel aus mithelfen“, wünschte Keller abschließend.

Christian Breuer