"Nie wieder darf sich so etwas wiederholen"

, Kreisdekanat Borken, Stadtdekanat Münster, Kreisdekanat Steinfurt

Es war ein denkwürdiger Tag, den Münsters Bischof Dr. Felix Genn für seinen Besuch in der Polnischen Mission in Münster gewählt hatte: der Jahrestag des 1. September 1939. Genau 80 Jahre zuvor hatte der Zweite Weltkrieg mit dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen begonnen. „Nur mit Scham kann man als Deutscher von diesem Ereignis sprechen“, sagte Bischof Genn in der münsterschen St.-Antonius-Kirche. „Aber es ist notwendig – besonders wenn ich in die Gesichter von Menschen blicke, die aus diesem Volk stammen.“

Im Gespräch mit Vertretern der Polnischen Mission in Münster erfuhr Bischof Genn viel über das Gemeindeleben in Bocholt, Borken, Ibbenbüren, Münster und Rheine.

© Bistum Münster

Unverständnis zeigte Genn in seiner Predigt für Worte damaliger Bischöfe, die vor 80 Jahren Gläubige dazu aufgefordert hatten, für einen Sieg zu beten, und Soldaten, ihren „heiligen Verpflichtungen“ nachzukommen. „Als Angehöriger der Nachkriegszeit werden mir diese Aufforderungen für immer unverständlich bleiben“, sagte Genn. „An diesem Tag daran zu erinnern, scheint mir Pflicht zu sein.“

Der Bischof appellierte weiter, am Prozess der Verständigung und Versöhnung der beiden Völker zu arbeiten. „Nie wieder darf sich so etwas wiederholen.“ Jede und jeder sei aufgefordert, sich für ein gemeinsames Europa einzusetzen. „Ein Europa, das – wie von den Gründervätern gedacht – eine Macht des Friedens und der Verständigung ist. Trotz aller kultureller und nationaler Unterschiede“, betonte Genn. 

Die Polnische Mission in Münster sowie alle muttersprachlichen Gemeinden würden dafür einen wichtigen Dienst leisten. „Ich bin zutiefst dankbar, dass aus der Kraft des Glaubens und dem Zusammenhalt der Kirche etwas ausgeht, das dieses Friedensprojekt ‚Europa‘ mit Leben füllt“, sagte der Bischof. Er dankte den polnischen Katholiken für ihr Engagement in der Gemeinde, durch das der Glaube in den Familien lebendig bleibe. 

Genns Besuch in der münsterschen St.-Antonius-Kirche fügt sich ein in eine Reihe von Begegnungen mit Gläubigen der insgesamt 22 Gemeinden anderer Muttersprache im Bistum. Begleitet wurde er am 1. September vom emeritieren Weihbischof Dieter Geerlings, Bischöflicher Beauftragter für Katholiken anderer Muttersprache, und Franz-Thomas Sonka, zuständiger Referent im Generalvikariat.

Die Polnische Mission in Münster besteht seit 30 Jahren und umfasst die Seelsorge für die Polen in Münster und den Kreisdekanat Borken und Steinfurt. Zentren für das polnische Gemeindeleben mit Gottesdiensten, Gebetskreisen und Zusammenkünften gibt es in Bocholt, Borken, Ibbenbüren, Münster und Rheine. Im Gespräch mit Gemeindevertretern erfuhr Bischof Genn, dass im vergangenen Jahr 92 Kinder mit polnischen Wurzeln die Schule der Polnischen Mission Münster besuchten. Jeden Freitagnachmittag lernen die Mädchen und Jungen im Pfarrheim St. Antonius die polnische Sprache und erfahren etwas über Traditionen und Feste des Landes. 

Beim anschließenden Gottesdienst in vornehmlich polnischer Sprache, den Genn gemeinsam mit Geerlings, Pfarrer Marian Wagner und Kaplan Rafal Kubiak feierte, bedankte sich der Bischof für die Gastfreundschaft und die Herzlichkeit, mit der er empfangen worden sei, und sicherte weiterhin die Unterstützung des Bistums zu: „Sie sind ein Teil der Kirche im Bistum Münster, wir gehören zusammen.“ Nach der Messe kam die Gemeinde zur Begegnung im Pfarrheim zusammen. Bei landestypischen Spezialitäten nutzte Bischof Genn die Gelegenheit, mit den polnischen Katholiken ins Gespräch zu kommen.

Ann-Christin Ladermann

Herzlich wurde Bischof Dr. Felix Genn in der Polnischen Mission in Münster willkommen geheißen.

© Bistum Münster