Notbetreuung in den katholischen Kitas in Beckum

, Kreisdekanat Warendorf

Eine Erzieherin ganz für sich alleine: Für die Mädchen und Jungen, die derzeit in den katholischen Kindertagesstätten in Beckum notbetreut werden, ist das mittlerweile Alltag geworden. Seit dreieinhalb Wochen haben die fünf Einrichtungen aufgrund des Coronavirus geschlossen. Nur Kinder, deren Eltern in systemrelevanten Berufsfeldern tätig sind wie der medizinischen Versorgung oder der öffentlichen Sicherheit, dürfen noch in die Kita kommen.

Mit selbstgenähten Schutzmasken zeigen sich die Erzieherinnen, die gerade nicht in den Einrichtungen arbeiten, solidarisch mit ihren Kolleginnen.

© privat

Statt sonst mit 65 Kindern verbringen Janette Adler und ihre Kollegin im Marien-Kindergarten den Tag derzeit mit drei bis fünf Kindern. „Das ist eine ganz andere Atmosphäre“, sagt die Erzieherin und ergänzt: „Aber die Mädchen und Jungen genießen es sehr.“ Täglich wird gemütlich gefrühstückt, Spiele können in Ruhe zu Ende gespielt werden und nirgendwo muss gewartet werden, bis man an der Reihe ist. „Wir haben schon kleine Töpfe bemalt, Kresse ausgesät und spielen bei dem schönen Wetter viel draußen“, erzählt Janette Adler. Sie versucht, den Alltag für die Kinder so normal wie möglich zu gestalten. Basteln, toben, draußen spielen – alles wie immer. Und auf häufiges und gründliches Händewaschen haben Janette Adler und das Team auch vor Corona schon geachtet. „Das ist bei den Kindern mittlerweile selbstverständlich.“

Im Schnitt 13 Kinder von eigentlich 325 werden derzeit in maximal vier der fünf katholischen Kitas betreut. „Das variiert, weil die Eltern teilweise halbtags arbeiten“, berichtet Verbundleiterin Anja Junker. Weil einige Mütter und Väter auch in der Woche nach Ostern arbeiten müssen, in der die Einrichtungen teilweise geschlossen hätten, reagieren die Kitas kurzfristig auf den Betreuungsbedarf. „Auch in dieser Woche bieten wir natürlich die Notbetreuung an“, versichert Anja Junker. Für sie und ihr Team ist das selbstverständlich, haben sie in den vergangenen Wochen doch die Erfahrung gemacht: „Eltern nehmen die Betreuung wirklich nur in Anspruch, wenn sie sie brauchen und nicht wissen, wohin mit den Kindern.“

Auch die Propsteigemeinde St. Stephanus als Trägerin hat Vorkehrungen getroffen. Die pädagogischen Fachkräfte, die zur Risikogruppe gehören, sind vom Betreuungsdienst befreit. Auch Erzieherinnen mit jüngeren Kindern müssen keine Betreuung in den Einrichtungen übernehmen. Weil mit den Kriterien aber ein Großteil der Fachkräfte für die Betreuung nicht mehr in Frage kam, konnten sich Erzieherinnen freiwillig melden. 

Viel Wert legen die Verbundleitung und ihr Team auf einen engen Draht zu den Eltern – auch wenn die täglichen kurzen Gespräch beim Bringen und Abholen der Kinder wegfallen. „Wir halten per Brief Kontakt zu den Eltern und mittlerweile hat sich auch ein Mailverteiler gebildet, über den die Eltern zweimal pro Woche Informationen bekommen“, sagt Anja Junker. Weil in diesem Jahr die Vorbereitung auf Ostern in den katholischen Kitas wegfällt, haben die Einrichtungsleitungen einen Osterbrief mit einem Grußwort von Propst Rainer Irmgedruth, einem Bastelangebot, einem Hinweis auf ein Online-Bilderbuchkino und vielem mehr an die Familien geschickt. „Gerade in dieser Zeit ist die Osterbotschaft für uns zentral“, sagt Anja Junker. „Wir sind wie erstarrt, aber im Osterfest entsteht die Hoffnung, dass es weitergeht.“ Ihre Hoffnung haben die Kinder, die in den Kitas notbetreut werden, auch schon selbst zum Ausdruck gebracht: Sie haben sich an der bundesweiten Aktion gegen das Coronavirus beteiligt und einen Regenbogen gemalt, der von außen in den Fenstern der Einrichtungen gut zu sehen ist.

Dankbar ist die Verbundleitung besonders für den Einsatz ihrer Erzieherinnen und Erzieher. Während einige vor Ort die Kinder betreuen, haben Kolleginnen und Kollegen Schutzmasken genäht. „Wir können keinen Sicherheitsabstand einhalten, können das weinende, schniefnasige Kind nicht einfach stehen lassen“, erklärt Anja Junker. Die selbstgenähten Schutzmasken, die freiwillig getragen werden können, seien eine solidarische Geste. 

Ann-Christin Ladermann