80 Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger haben sich in den vergangenen neun Jahren für dieses Ehrenamt qualifiziert. „Die Zusammenarbeit mit den Rettungsdiensten hat sich sehr gut entwickelt. Wir werden bei Einsätzen direkt über die Leitstelle der Feuerwehr alarmiert, die online auf unseren Dienstplan zugreifen kann“, berichtet Bromkamp, der selbst auch als Notfallseelsorger unterwegs ist. Die Ersthelfer für die Seele sind an 365 Tagen im Jahr im Einsatz. „Monatlich muss jeder zwei bis vier Schichten mit jeweils zwölf Stunden übernehmen. So können wir mit unseren Engagierten das komplette Jahr inklusive Weihnachten und Silvester abdecken“, erklärt er und fügt noch hinzu: „Damit sind wir ein verlässlicher Partner für Feuerwehr und Polizei, die unseren Dienst wertschätzen.“ Der Rettungsdienst könne beispielsweise nach einem häuslichen Todesfall mit dem Wissen gehen, dass noch jemand vor Ort sei, der den Betroffenen in ihrer akuten Situation helfe. „Trost spenden können wir nicht, jedoch kann Trost nur entstehen, wenn die Menschen nicht allein gelassen sind“, erklärt der 52-Jährige, der 15 Jahre zunächst im Knappschaftskrankenhaus in Recklinghausen und bis vor drei Monaten in der Vestischen Kinder- und Jugendklinik in Datteln als Krankenhausseelsorger tätig war.
Glücklich ist Bromkamp, der nicht nur die Notfallseelsorge Emscher-Lippe, sondern auch die akute Hilfe in den Kreisen Kleve und Wesel koordiniert, über das Notfallseelsorgezentrum in Herten. Hier laufen alle Fäden zusammen. „Das ist einzigartig im Bistum Münster und sicherlich auch in NRW, vielleicht sogar in Deutschland“, berichtet er nicht ohne Stolz. Im Vorfeld stand die Überlegung, dass eine zentrale Anlaufstelle als Ort für Schulungen und als Treffpunkt sinnvoll sei. Das Konzept stieß bei Bernd Kersken, der im Bistum Münster Ansprechpartner für die Notfallseelsorge ist, und Regionalbischof Rolf Lohmann ebenso auf offene Ohren wie bei den Verantwortlichen in den evangelischen Kirchenkreisen. Auch in der Hertener Pfarrei St. Antonius waren die Verantwortlichen von der Idee angetan. „Sie haben uns die ehemalige Wohnung von Pfarrer Christoph Gerdemann angeboten. Bei einer Besichtigung waren wir von den Räumen begeistert. Sie hat einen optimalen Zuschnitt. Wir verfügen nun über ein Büro und einen Schulungsraum sowie über ein Materiallager. Wenn wir Gottesdienste feiern, ist die Kirche direkt nebenan. Da hat ganz viel Heiliger Geist mitgewirkt“, ist Bromkamp überzeugt. Mit Eigenleistungen und Mitteln aus dem Innovationsfond des Bistums wurde aus der Wohnung das Zentrum der Notfallseelsorge.
Im September startet der neue Ausbildungskurs, der mindestens 80 Stunden Theorie sowie eine Praxisphase umfasst. „Er ist schon voll belegt, und für 2022 haben wir eine Warteliste eröffnet“, plagen den Koordinator keine Nachwuchssorgen. Um bei einem Einsatz schnell vor Ort zu sein, sei es wichtig, dass sich genügend Menschen engagieren, die in der Region verteilt leben würden.
Seit einigen Tagen ist auch die neue Internetseite der Notfallseelsorge Emscher-Lippe online.
Michaela Kiepe