Oasen der Hoffnung

, Bistum Münster

Das hatte Münsters Bischof Dr. Felix Genn noch nie erlebt. Tausende Kilometer entfernt von der Heimat fuhr er in einem schwarz-rot-gold geschmückten Wagen zur Pfarrkirche in der Gemeinde Winterschneis nahe Porto Alegre in Brasilien. Hier empfingen ihn Hunderte Mitglieder der deutschstämmigen Gemeinde mit für Genns Ohren bekannten Liedern.

Im Gottesdienst, den er mit fünf brasilianischen Bischöfen feierte, bedankte sich Bischof Genn für die herzliche Aufnahme: „Was ich heute erlebe, ist stärker als meine Predigt.“

Der Bischof ging auf seine Herkunft aus dem Bistum Trier ein. Von dort seien viele Menschen nach Brasilien ausgewandert. Mitgebracht hätten sie Kraft, Intelligenz und Glaube. Der Glaube sei Stütze gewesen in der Ferne, habe hier neue Wurzeln geschlagen und sei von Generation zu Generation weitergegeben worden. „Das erfüllt mich mit großer Dankbarkeit Ihren Vorfahren und Ihrer Gemeinde gegenüber“, betonte Genn. Er lud die Gläubigen ein, den Glauben in den Familien weiterzugeben, damit die Menschen in Brasilien wie Deutschland erfahren würden: „Dass ich Jesus begegnet bin, ist das Beste, das mir in meinem Leben passiert ist.“

Zuvor hatte der Bischof von Münster zwei Sozialprojekte des Bistums Porto Alegre besucht: In einem der Projekte werden Straßenkinder von Pflegeeltern aufgenommen und wachsen so in Familien auf. Ein weiteres Projekt: In einem Sozialzentrum erhalten täglich mehrere hundert Kinder nicht nur regelmäßige Mahlzeiten, sondern ihnen werden vielfältige Angebote für die Freizeit gemacht - Sport, Musik, Umwelterziehung, Werken. Damit werden sie von der Straße geholt und kommen weniger in Kontakt mit Drogen und Kriminalität. Maria Teresa, Koordinatorin der Projekte, macht ihre Motivation deutlich, wenn sie sagt: „Glaube ist ohne soziales Engagement nicht denkbar.“ Gemeinsam mit dem - wie er selbst sagt - „leicht verrückten“ Pfarrer Ceron ist sie für die Arbeit in beiden „Oasen der Hoffnung“ mitverantwortlich. Und auch an die Erwachsenen wird gedacht: 80 warme Mahlzeiten werden täglich ausgegeben, und es gibt Duschgelegenheiten.

Nach zwei Wochen in Peru und Brasilien geht es für Bischof Genn zurück nach Deutschland. Am Samstag, 30. März, wird der Bischof wieder in Münster erwartet.

Dr. Stephan Kronenburg