Offener Mittagstreff in Nienberge beugt Alleinsein vor

, Stadtdekanat Münster

Der Eintopf, der mittwochs auf dem Speiseplan steht, schmeckt Hugo Bensmann immer besonders gut. „Das ist richtige Hausmannkost“, lobt er. Auch wenn es ihm weniger um das Geschmackliche als um die Gesellschaft am Tisch geht. Und die erfährt der Nienberger dreimal pro Woche beim „Offenen Mittagstisch“ der Caritas. Vor fünf Jahren starb Bensmanns Frau, seitdem gehört er zu den Stammgästen. „Zuhause bin ich alleine, in Gemeinschaft schmeckt es einfach besser“, sagt der 91-Jährige. 

18 Frauen aus der Gemeinde St. Sebastian teilen das Essen beim „Offenen Mittagstisch“ ehrenamtlich aus und ermöglichen so Mahlzeiten in Gemeinschaft.

© Caritas Münster/Andreas Löchte

So geht es den meisten der rund 20 Gäste, weiß Ulla Fieber. Sie hat das Angebot vor 14 Jahren mitaufgebaut, initiiert seitens der Gemeinde St. Sebastian in Nienberge. „Die Caritas hat unseren Vorschlag, einen offenen Mittagstreff einzurichten, sehr zu schätzen gewusst und hat sich sofort als Träger zur Verfügung gestellt“, erinnert sich die 78-Jährige. Der Leitgedanke sei damals gewesen, Einheimische mit Zugezogenen in Kontakt zu bringen, der neu gebaute Nachbarschaftstreff bot sich an. „Das Konzept geht noch immer auf“, freut sich Ulla Fieber jedes Mal darüber, dass neue Gäste wie selbstverständlich integriert werden. 

18 Frauen aus der Gemeinde teilen das Essen, das in der Küche des Altenwohnheims Maria-Hötte-Stift gekocht wird, ehrenamtlich aus. Zunächst gibt es eine kleinere Portion, danach gehen sie mit den Schüsseln herum und teilen Nachschläge aus. „Auch für uns sind diese Mittage eine Bereicherung“, betont Ulla Fieber, die ebenso wie ihre 17 Mitstreiterinnen Witwe ist. „Wir sind jeweils zu dritt vor Ort, damit wir ausreichend Zeit für die Gäste haben“ – ein offenes Ohr tue jedem gut. Sie schätzt besonders die Gemeinschaft und den Zusammenhalt: „Fehlt ein Stammgast mehrere Male, wird sich nach den Gründen erkundigt“, sagt Ulla Fieber. Versterbe jemand aus dem Kreis, werde die Osterkerze für mehrere Tage auf den Stammplatz desjenigen gestellt. „Ein Zeichen der Hoffnung“, erklärt die Ehrenamtliche.

Hugo Bensmann möchte das Angebot des offenen Mittagstisches nicht missen. Auch wenn der 91-Jährige gut vernetzt ist – die Gemeinschaft an dem „Männer-Tisch“, wie er sagt, ist eine besondere. „Wir sprechen über Politik, über die Wehwehchen des Alters, über Gott und die Welt“, berichtet er. Alleinsein müsse niemand. Derzeit allerdings pausiert das Angebot coronabedingt. „Ich hoffe, dass wir bald wieder zusammen am Tisch sitzen können“, wünscht sich Bensmann. 

Ann-Christin Ladermann