Der Adler für die Luft, der Löwe für die Erde, ein Fisch für das Wasser und ein Salamander für das Feuer: Für die Verantwortlichen um Pfarrer Pawel Czarnecki Grund genug, den Fliesenteppich mit den vier Elementen zu rekonstruieren. Eine kostspielige Angelegenheit, „aber es war unser Anspruch, um historische Kunst mit ihrer Bedeutung zu bewahren“, beschreibt Czarnecki.
Die glückliche Fügung begann zehn Wochen nach den Bodenfunden – mit einer Folge der ZDF-Serie „Bares für Rares“, bei dem ein Experten-Team um Horst Lichter Antiquitäten, Raritäten und Kuriositäten schätzt und bewertet. „Eine aufmerksame Mitarbeiterin, die mit den Schwierigkeiten des Projekts vertraut war, hat uns eine Woche später einen Link zu der Sendung vom 16. März geschickt, in der über genau diese sogenannten Mettlacher Platten beraten wurde“, erinnert sich Kemker, der diesen Zufall damals kaum glauben konnte. Doch nichts ging mehr zu der Zeit aufgrund der Corona-Pandemie. Die Gremien durften nicht tagen, aber die Zeit drängte angesichts eines möglichen Weiterverkaufs. „Es gab nur eine kurze Abstimmung mit Pfarrer Czarnecki und Josef Starp vom Bauausschuss und dann haben wir zugeschlagen.“
Telefonisch wurde Kontakt mit dem Händler Thorsden Schlößner aus Kreuzau aufgenommen und über den Kauf verhandelt. „Es gab mehrere Interessenten für den Fliesenteppich, aber als er hörte, dass er den alten Boden unserer St.-Magnus-Kirche komplettieren soll, war er begeistert“, berichtet der stellvertretende Kirchenvorstandsvorsitzende. Obwohl er einen höheren Preis hätte erzielen können, machte der Händler den Pfarreiverantwortlichen „ein unschlagbar günstiges Angebot“. „Dank seines Interesses an der Restauration von ehrwürdigen, historischen Gebäuden bekamen wir den Zuschlag“, freut sich Pfarrer Czarnecki. 3.000 Euro statt der erwarteten 20.000 Euro für die Nachfertigung – zudem Originalfliesen. „Wenn da nicht der Heilige Magnus seine Hände im Spiel hatte“, sagt der Pfarrer mit einem Blick nach oben lachend.
Der Kaufvertrag wurde aufgesetzt und dann hießt es: Ware gegen Geld. „Eine Zahlungsanweisung über die Zentralrendantur für einen Barvorschuss hätte zu lange gedauert“, erklärt Kemker. Also wurde der Geldautomat bis zum Tageslimit ausgereizt und der Rest zusammengeborgt. Schon zwei Tage später konnte Kemker die Fliesen im rund 200 Kilometer weit entfernten Kreuzau abholen – „mit einem Blumentransporter, in dem frische Tulpen vom Niederrhein transportiert wurden“, blickt er schmunzelnd zurück.
Pfarrer Czarnecki half spät abends eigenhändig mit, die schweren Holzkisten in die Kirche zu wuchten. Dort warten sie noch immer darauf, verlegt zu werden. Aber schon bald werden sie die Originalfragmente zu einem prachtvollen Fliesenteppich ergänzen.
Ann-Christin Ladermann