Osterbotschaft ist kein Geschwätz

, Bistum Münster

„Das Entscheidende der Osterbotschaft ist für mich ein Leben lang gewesen: dass andere daran geglaubt haben, dass ich ihnen geglaubt habe und dass ich spüren konnte, dass dieser Glaube auch mich trägt, so dass die Worte des Apostels Paulus durchaus auch meine eigenen sein können: Jesus lebt, er begegnet mir, heute." Das hat der Bischof von Münster, Dr. Felix Genn, am Ostersonntag im St.-Paulus-Dom in Münster betont.

Der Bischof äußerte Verständnis dafür, dass manche, wie auch die Apostel in ihrer ersten Reaktion, die Botschaft der Auferstehung für „Geschwätz“ hielten. Von daher gelte es, auch in den Osterpredigten deutlich zu machen, „dass es sich nicht um Geschwätz handelt“. „Immer wieder“, das betonte Bischof Genn, „können wir diesen Spuren der Auferstehung in der Kirche begegnen, selbst wenn manchmal alles überlagert ist vom Dunkel, von den Schatten der Geschichte, von den Kräften des Todes, die auch in der Kirche je neu stark sein können.

Für diese Spuren der Auferstehung gab der Bischof zwei Beispiele, die ihn auf seiner jüngsten Reise nach Brasilien und Peru sehr berührt hätten. Das eine Zeugnis sei das der Missionarinnen und Missionare aus dem Bistum Münster, die sich auf den Weg nach Brasilien gemacht hätten, um anderen weit weg von der Heimat zu erzählen, „welche Hoffnung für ein Leben in der Botschaft Jesu Christi steckt.“ „Diese Frauen und Männer hätten das nicht getan, wenn Jesus für sie nicht eine lebendige Wirklichkeit gewesen wäre“, sagte Bischof Genn. Als zweites Beispiel nannte der Bischof fünf Ordensschwestern, die in der Wüste von Lima einen Kindergarten und eine Schule aufgebaut hätten und zudem regelmäßig die Eltern der Kinder besuchten, um mit ihnen über ihr Leben und ihren Glauben zu sprechen. „Die Freude, die diese Schwestern ausstrahlen, hat ihre Quelle darin, dass im Zentrum ihrer kleinen Wohnung Tag für Tag das Altarsakrament ausgesetzt ist, vor dem sie beten und von dem her sie die Kraft für diesen Einsatz empfangen“, erklärte Genn. An der Wand der Kapelle stünden die Worte des Gekreuzigten: „Mich dürstet!“ Bischof Genn: „Indem sie Jesus in der Eucharistie begegnen – und das kann ja nur ein Auferstandener sein -, geben sie die Antwort auf seinen Durst, aber sie können nicht dabei stehen bleiben, denn Jesus dürstet es danach, auch im Leben der Menschen und in der Veränderung ihrer Lebensbedingungen präsent zu werden, damit die Macht seiner Auferstehung und seiner Lebenskraft für alle erreichbar wird.“

Die Osterbotschaft habe auch politische Implikationen, sagte der Bischof: „Denken Sie daran, dass Europa aus diesem Geist des Glaubens an den Auferstandenen entstanden ist und von dort her seine Wertestruktur erhalten hat. Da war kein Denken an die Eigenheiten einer bestimmten Nation und auch kein Platz, sich gegenseitig und gegen Fremde abzuschotten. Wie notwendig, wenn Christen und Christinnen gerade in diesem Jahr die Europawahl nutzen, um ein Bekenntnis gegen Rassismus, Populismus und falschen Nationalismus zu geben!“

Dr. Stephan Kronenburg