Osternester für den guten Zweck

, Kreisdekanat Coesfeld

Vorsichtig holt Finja Delcour ein Spendenkästchen aus ihrem Beutel und stellt es auf den Tisch. Dann greift das Mädchen, das mit ihrer Familie in Schapdetten wohnt, noch einmal hinein und zieht ein weiteres hervor, und noch eins und noch eins. Die Neunjährige hat in den vergangenen Wochen kräftig gesammelt – und gebastelt. Insgesamt 67 Osternester hat die Drittklässlerin, die die Grundschule in Nottuln besucht, gehäkelt, um mit dem Verkauf ihrer Produkte Kindern in Indien zu helfen. Zusammengekommen sind beachtliche 203 Euro, die sie am 3. April Generalvikar Dr. Norbert Köster in Münster übergeben konnte.

Generalvikar Dr. Norbert Köster sitzt neben Finja Delcour. Vor sich stehen die Sammelboxen und das Osternest.

Fünf Sammelboxen mit insgesamt 203 Euro für Kinder in Indien konnte die neunjährige Finja Delcour aus Schapdetten Generalvikar Dr. Norbert Köster überreichen, die sie durch den Verkauf von selbstgehäkelten Osternestern eingenommen hatte.

© Bistum Münster

Auslöser für die beispielhafte Aktion war die Kinderfastenaktion des Hilfswerks Misereor, die die Klassenlehrerin im Unterricht vorgestellt hatte. In einem kurzen Film lernte Finja die zehnjährige Sandhya kennen, die in der indischen Großstadt Patna lebt. Ihr Zuhause ist eine Siedlung, die direkt neben selten befahrenen Bahnschienen liegt. Dort lebt Sandhya mit ihren Eltern und Geschwistern, anderen Familien und vielen Tieren. Weil die öffentliche Schule zu weit weg ist und der Weg dahin zu gefährlich, besucht Sandhya eine Lerngruppe in ihrem Viertel. Lesen und Schreiben machen ihr besonders viel Spaß. „Ich wollte den Kindern in Indien gerne helfen“, sagt Finja, die der Film sehr berührt hat. 

Weil die Neunjährige schon vorher gern gehäkelt hat, wandelte sie ihre bisherige Arbeit etwas ab, probierte aus und – häkelte ein Osternest, in das sie aus Servietten geformte Hasen legte. Familie und Verwandtschaft waren begeistert von dem schönen Dekonest und kauften dem Mädchen einige Exemplare ab. Auch Papa Niklas gehörte selbstverständlich zu den Abnehmern. Der Polizist nahm sein Osternest mit zur Arbeit, stellte es auf seinen Schreibtisch im Präsidium in Münster – und brachte damit einen Stein ins Rollen. „Immer mehr Kollegen fragten danach und wollten auch eines haben“, erzählt er. Die Nachfrage sei nochmal gestiegen, als die Kollegen den Hintergrund der Aktion erfuhren.

Finja bastelte ein Plakat, auf dem sie die Misereor-Fastenaktion erklärte, arbeitete ab diesem Zeitpunkt im Akkord, lehnte keinen Auftrag ab. „Am Ende habe ich nur noch zehn Minuten gebraucht, um ein Osternest zu häkeln“, sagt sie. Vater Niklas ergänzt augenzwinkernd: „Selbst die Buchhaltung lag in ihren Händen.“ Die Osternester wurden schließlich sogar für den Ostergruß auf der Facebook-Seite der Polizei Münster verwendet.

Das Engagement der Neunjährigen beeindruckt Generalvikar Köster sehr: „Großartig, was Du in den vergangenen Wochen geleistet hast. Mit deinem Einsatz gibst Du Mädchen und Jungen die Möglichkeit, zur Schule zu gehen.“ Besonders freute er sich über Finjas Geschenk: ein Osternest für seinen Schreibtisch. „Das bekommt einen Ehrenplatz“, versprach er.

Ann-Christin Ladermann