Patenschaftsprojekt vom „Haus der Familie“ Münster läuft weiter

, Stadtdekanat Münster

Mindestens einmal pro Woche „treffen“ sich die Studentin Martischa als „Bildungspilotin“ und Sanja (Namen geändert) in Gievenbeck, um miteinander aktiv zu werden. „Treffen“ sieht zurzeit allerdings völlig anders aus als üblich. Bei diesem Patenschaftsprojekt vom „Haus der Familie“ in Münster machen die Beteiligten normalerweise Ausflüge, backen oder basteln zusammen und entdecken dabei jedes Mal etwas Neues. Jetzt dürfen Sie sich nicht persönlich sehen – was für beide Seiten schwer auszuhalten und für die Kinder oft schwer zu verstehen ist.

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Mit Anrufen, Videocalls oder auch Briefen halten die beiden Kontakt zueinander. Wie soll man sich auf den Anruf konzentrieren oder beim Vorlesen zuhören, wenn im Hintergrund der kleine Bruder weint oder die Schwester Fernsehen schaut? Hier ist jede Menge Kreativität, aber auch Ausdauer von den Bildungspiloten gefragt.

Und trotzdem ist die Kontaktaufnahme wichtiger denn je, wie die Projektverantwortliche Ruth Ehrich betont: „Die Piloten sind eine verlässliche Instanz im Leben der Familien und bieten in der herausfordernden Corona-Pandemie ein Stück Halt.“ Sie beobachtet darüber hinaus, dass viele Familien unter enormen Druck stehen: „Der Alltag hat sich für alle verändert, die gewohnte Tagesstruktur gibt es nicht mehr, genauso wie die Möglichkeit den Hobbys nachzugehen oder Freunde zu treffen.“ In den engen Wohnungen gebe es oftmals kaum Rückzugsmöglichkeiten für die Einzelnen, das Homeschooling stelle für alle eine große Herausforderung dar und viele Kinder seien aufgrund fehlender Angebote insgesamt unausgelastet. Auch wenn Martischas Bildungspilotenfamilie recht gut durch diese Zeit kommt, weiß sie, dass viele an ihre Grenzen kommen.

Wenn alle den ganzen Tag zu Hause sind, sei das Konfliktpotential automatisch größer, Alleinerziehende hätten keine Möglichkeit, mal eine „Familienpause“ zu machen, dem Bewegungsdrang der Kinder könne nicht immer ausreichend nachgekommen werden und die allgemeine Situation sei auch psychisch für alle belastend. „Da kommt der Anruf der Bildungspilotin gerade richtig, denn das Gespräch bietet den Kindern eine Abwechslung im Alltag, gibt ihnen die Sicherheit, nicht vergessen zu werden, und gibt ihnen neue Ideen, wie sie sich beschäftigen können“, sagt Ruth Ehrich. Auch die Eltern profitierten davon: „Sie bekommen eine kurze Auszeit, weil das Kind anderweitig beschäftigt ist, oder aber sie nutzen selber die Gelegenheit, um gemeinsam mit dem Bildungspiloten nach aktuellen Lösungen sowie Ideen für die immer wieder auftretenden Herausforderungen zu suchen.“

Martischa gibt jedenfalls nicht auf und wird weiterhin Rätsel, Fotos oder Ausmalbilder schicken und sich neue Spiele für die Videokonferenzen überlegen, bis sie sich hoffentlich bald wieder persönlich begegnen können. Sanja wartet schon sehnsüchtig auf den nächsten Brief.

Text: Haus der Familie, Münster